8 Science Fiction Stories
anzuschieben.«
»Wie können Sie wissen, wann das ist – die richtige Zeit?«
»Das vermag ich nicht zu sagen. Ich kann nur die Zeit wählen, die mir, wenn alles in Betracht gezogen ist, am günstigsten erscheint – und dann hoffen, daß ich die richtige erwischt habe. Irre ich mich, so ist es meinem Pech zuzuschreiben.« Er dachte einen Augenblick nach, dann sprach er weiter: »Die beste Zeit dürfte heute in neun Tagen sein. Wenn Sie mir helfen können, so lange unentdeckt zu bleiben, verspreche ich Ihnen, Sie mittlerweile in keine riskante Sache hineinzuziehen. Geht es, daß Sie mich neun Tage lang hierbehalten?«
»Sicher.« Tor sah ihm ruhig ins Auge. »Aber was haben wir davon – außer der Aussicht auf ein frühzeitiges Begräbnis?«
»Nichts als die Befriedigung, zu wissen, daß Sie Ihre Hand im Spiel gehabt haben.«
»Und das ist alles?« fragte Tor.
»Das ist alles«, bestätigte Harold. »Ihr Linganer müßt euch genauso durchschlagen wie wir. Wenn mein Volk euch jemals hilft, dann um des gemeinsamen Vorteils oder um der eigenen Befriedigung willen. – Nicht, um dafür belohnt zu werden.«
»So gefällt’s mir«, sagte Tor. »Es geht doch nichts über ein offenes Wort, klipp und klar gesagt und ohne Umschweife. Wir sind der ewigen großen Versprechungen müde. Rechnen Sie mit uns bis zum Fuß des Schafotts, aber nicht die Stufen hinauf – bevor wir diese hochsteigen, möchten wir es uns noch einmal gut überlegen!«
»Vielen Danke«, sagte Harold lächelnd. »Nun, ich habe da ein paar Ideen, die wir …«
Er brach ab, als plötzlich das Telegerät schrillte. Tor streckte seine Hand aus, schaltete den Apparat ein. Der Bildschirm erwachte zum Leben, und der griesgrämige Uniformierte von vorhin erschien.
Er knurrte: »Dringende Durchgabe! Die Bürger werden darauf aufmerksam gemacht, daß das entsprungene Spezimen Harold Harold-Myra, dessentwegen vor einer halben Stunde ein Aufruf an alle ergangen ist, nach neuesten Ermittlungen paranormale Fähigkeiten besitzt. Harold Harold-Myra ist ein Telepath, ein Hypno, ein Seher und ein Memo. Auch dürfte er über telekinetische Kräfte von unbekanntem Ausmaß verfügen. Erst kürzlich ans Tageslicht gebrachte Tatsachen geben Anlaß zur Vermutung, daß er als Köder fungiert. Er ist daher doppelt gefährlich. Betrachten Sie sein Bild; er muß so schnell wie möglich gefaßt werden.«
Der Schirm erlosch, flammte wieder auf, zeigte eine ganze Minute lang Harolds Gesicht. Dann wurde die Verbindung getrennt.
»Was meint er damit – ein Seher und ein Memo?« fragte Harold verwirrt.
»Ein Seher ist jemand, der seine Züge in Vorahnung von zwei, drei, vier oder mehr Zügen seines Gegners macht. Ein Schachmeister ist ein Seher.«
»Mein Gott, wird hier denn auch Schach gespielt?«
»Natürlich, im ganzen Imperium. Es ist sehr populär. Wieso wundert Sie das?«
»Oh, schon gut«, meinte Harold. »Wir werden die Tatsache zuoberst auf den Haufen legen … Weiter!
»Ein Memo«, erklärte Tor, »ist jemand mit einem fotografischen Gedächtnis. Er schreibt nichts nieder. Er merkt sich alles, haargenau, jede Einzelheit.«
»Hm! Daran ist doch nichts außergewöhnlich.«
»Wir Linganer können es nicht. Um die Wahrheit zu sagen, es gibt unseres Wissens nach nur vier Lebensformen, die dazu imstande sind.« Respekt leuchtete in Tors schlangenhäutigem Gesicht. »Und beherrschen Sie wirklich auch noch die Telekinese?«
»Nein. Da haben sie eine falsche Schlußfolgerung gezogen. Sie scheinen mich für einen Poltergeist oder so etwas zu halten. Der Himmel allein weiß, warum.« Er dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht wegen dieser Analyse auf Stufe Drei. Ich kann meine Herzschläge kontrollieren, meinen
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