8 Science Fiction Stories
»Es ist uns bekannt, daß die Einheimischen gewisse Dinge besitzen, die uns Außerirdischen verwehrt sind.«
»Wenn also ein paar Polizisten daherkommen, um diese Wohnung in Augenschein zu nehmen, und ich sie unter meine Kontrolle bringe und mit der Überzeugung wegschicke, ich sei bloß ein weiterer Linganer, wird der Fall eintreten, daß die maßgeblichen Stellen hinters Licht geführt worden sind, richtig?«
»Daran habe ich gar nicht gedacht«, bemerkte Tor. Er ärgerte sich über seinen eigenen Mangel an Phantasie. »Es war so offensichtlich, daß es mir gar nicht auffiel.«
»So offensichtlich«, erklärte Harold, »daß die Behörden wissen, dies und nichts anderes würde geschehen, wenn man mich in der Wohnung eines Außerirdischen findet.«
»Warum dann das Ausgangsverbot und die Suche?«
»Bluff!« stellte Harold entschieden fest. »Sie hoffen, mich dadurch aus meinem Versteck zu locken oder, wenn dies fehlschlägt, jenen Angst einzujagen, die mich beherbergen. Sie pochen an die Wand und hoffen, daß die Ratte davonläuft. Nicht bei mir! Ich werde mich, Ihre freundliche Erlaubnis vorausgesetzt, nicht von der Stelle rühren.«
»Sie sind herzlich dazu eingeladen«, versicherte Tor. »Wir können Ihnen ein freies Bett verschaffen, und wenn Sie …«
»Vielen Dank«, unterbrach Harold, »aber ich brauche keines. Ich schlafe nicht.«
»Sie schlafen nicht?!« Die drei Linganer waren sprachlos.
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Auge zugedrückt. Es ist eine Gewohnheit, die wir längst abgelegt haben.« Er durchmaß den Raum, betrachtete das Mobiliar. »Ungeduld ist der Fluch der Verschwörer. Nichts geht mir so sehr auf die Nerven, als zu warten, bis die Zeit reif ist. Es bleibt mir einfach nichts anderes übrig, als neun Tage zu warten. Sind Sie wirklich damit einverstanden, daß ich so lange hierbleibe? Und können Sie mir, wenn nicht, einen anderen Unterschlupf besorgen?«
»Bleiben Sie hier«, sagte Tor. »Sie entschädigen uns dafür durch Ihre Gesellschaft. Wir können miteinander plaudern – über unsere fernen Heimatwelten, über die ›Freiheit‹ unterdrückter Rassen und über Dinge, die man in der Öffentlichkeit lieber nicht erwähnt. Es ist herrlich, sich Träumereien hinzugeben. Es ist wundervoll, sich auszumalen, was alles man tun würde, wenn einem die Möglichkeit dazu gegeben wäre.«
»Sie sind ein wenig pessimistisch«, meinte Harold.
Am vierten Tag hielt er es nicht länger aus, untätig zu sein. Er verließ die Wohnung und streifte durch die Stadt. Zwei weitere Tele-Meldungen hatten die Bevölkerung davon in Kenntnis gesetzt, daß er sich noch immer auf freiem Fuß befand, aber die letzte lag drei Tage zurück. Seither – Stille.
Er vertraute gänzlich auf die Unfähigkeit der Bevölkerung, sich an jene Durchgabe zu erinnern, geschweige denn an die Einzelheiten der dreiundzwanzigsten davor, und seine Zuversicht war keineswegs fehl am Platze. Die Leute schritten an ihm vorbei, ihre Mienen ausdruckslos, ihre Gedanken ganz woanders. In einigen wenigen Fällen wurden seine Gesichtszüge registriert, nicht aber deren Bedeutung. Je weiter er ging, desto sicherer fühlte er sich.
In der Innenstadt fand er ein kleines modernes Geschäft, das eine Vielfalt von wissenschaftlichen Instrumenten führte. Das vereinfachte die Sache. Er hatte sich schon die längste Zeit darüber den Kopf zerbrochen, wie er es anstellen sollte, Melor einkaufen zu schicken, ohne dieses alberne Zeug – genannt Geld – zu verwenden. Des Linganers Achtung davor entsprach seiner eigenen Geringschätzung dafür, und so konnte er seinen Gastgeber nicht gut bitten, es für ihn auszulegen. Eine eher
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