8 Science Fiction Stories
mitgebracht hatte. Das war bei einem geheimen Treffen weit unten in den Entwässerungsebenen gewesen. Stolz hatte Melkart gesagt: »Ruth wird die Jean d’Arc des Neuen Commonwealth sein.«
Vielleicht hatte Ruth Melkart geliebt. Kellon war nie ganz sicher. Denn wenige Monate später machte die Geheimpolizei der Körperschaft im Hauptquartier der Partei eine Razzia. Melkart wurde gefaßt und zum Mars transportiert. Nur mit einer falschen Meldung über Melkarts Tod war es ihm gelungen, Ruth zu heiraten.
Kellon selbst war für diese Meldung verantwortlich. Immerhin versuchte er, dafür mit der bedingten Freilassung zu sühnen, die er für Melkart erwirkte, sobald er genügend Einfluß besaß.
Ruth hatte ihren Traum eines Neuen Commonwealth nie aufgegeben. Mit Kellons Machtaufstieg und seinen Methoden war sie nicht konform gegangen. Und tief war ihr Schmerz, als er die Union-Goons auf die wenigen überlebenden Mitglieder der Partei hetzte. Roy schritt ins zwölfte Lebensjahr, als sie starb.
Roy glich seiner Mutter. Er war stark, leidenschaftlich und idealistisch. Und als der Junge sich dem Studium eines Unitron-Ingenieurs zuwandte, kannte Kellons Freude keine Grenzen. Es half ihm vergessen, daß seine eigenen Erbtitel Fälschungen waren.
Aber Roy wurde zu einer bitteren Enttäuschung. Er zeigte keinerlei Interesse für die Unionspolitik. Er weigerte sich, das Militechnik College zu besuchen und sich die nötigen Kenntnisse für die Kommandeursstelle in der Flotte anzueignen.
Statt dessen hatte er mit zwanzig ein Jahr mit Forschungsarbeiten in den solaren Kraftwerken vergeudet, die sich auf dem Merkur befanden.
Der Streit ereignete sich kurz nach Roys Rückkehr. Das war vor fünf Jahren. Roy hatte eine Abneigung gegen Selene du Mars. Die Dinge verschlimmerten sich, als sie mit ihm zu flirten versuchte. Er bedachte sie mit einem unfreundlichen Wort und verließ die Hallen seines Vaters. Er war niemals zurückgekommen.
Aber Kellon folgte ihm am nächsten Tag in das große unitronische Laboratorium auf der Mesa. Einem lautlosen, kristallenen Ei gleich, schwang die Blase seines Unitron-Gleiters dem langen, niedrigen, weißen Gebäude entgegen, das zwischen dem Handelshafen und der militechnischen Anlage stand.
Einer länglichen, silbernen Blase gleich, hob sich ein Frachter aus den Venus-Docks; gleißend und fremdartig im Schimmer seines Antriebsfeldes. Graue Güterpacker schafften die schimmernden, metallenen Barren und kantigen Holzblöcke fort, die der Frachter entladen hatte. Ein marsianisches Linienschiff lag in seiner Rampe und spie dunkles Roherz auf eine Gleitbahn. Ein altes jovianisches Nachschubschiff lud Berge von Kisten und Ballen und Trommeln – Nahrungsmittel, Ausrüstung und Kraftstoff für die Bergleute auf Kallisto. Die Merkur-Docks waren voll verpackter Dynoden-Batterien, die in den Sonnenkraftwerken frisch aufgeladen worden waren. Der Handel eines interplanetarischen Imperiums.
Doch lagen Scharten auf Kellons Stolz. Er konnte sich der Zeiten erinnern, in denen der Betrieb viel reger gewesen war. Damals, in den Tagen der Körperschaft. Nun wucherte Unkraut auf weiten Teilen des Platzes. Verrostete Schiffe lagen in den unbenutzten Saturn-Docks.
Der Pilot landete den Gleiter auf dem weißen Dach des Gebäudes. Kellon verlangte nach seinem Sohn, und ein eifriger Wachtposten führte ihn durch das Laboratorium hinunter. Hier, in diesem Gebäude wurde der Raum wirklich erobert, dachte Kellon. Die großen Entwicklungen im Unitron-Antrieb hatten hier stattgefunden. Aber die meisten der Hallen waren nun verlassen und die alten
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