8 Science Fiction Stories
Unitron-Transport-Gesellschaft belief sich auf das Hundertfache der gestrigen Bezüge.
In den fünf Jahren, die seither vergingen, hatte Kellon seinen Sohn nicht wiedergesehen. Roy hatte eine Einladung, die er Selene veranlaßt hatte, zu senden, ignoriert. Aber er wußte aus Berichten des Goon-Ministeriums, daß Roy noch immer im alten Unitronischen Laboratorium war und tief in seinen Untersuchungen steckte. Als er herausfand, daß sein Einkommen gesunken war, veranlaßte Kellon die Transport-Gesellschaft, Roy das Doppelte seiner Ertragsanteile zu bezahlen. Roy hatte mit einem kurzen Dankschreiben geantwortet.
Und nun, allein und betäubt inmitten der wirbelnden Tänzer unter den grünschimmernden Mauern des Neptun-Saales, fühlte Kellon würgendes Verlangen, dieses selbstsichere Gesicht zu sehen, das so sehr dem Ruths glich.
Aber Roy hatte sich von ihm abgewandt. Er stand allein unter der Last der schwankenden Union. Es gab niemand, dem er vollkommen vertrauen konnte. Marquards heisere Stimme riß ihn wieder in die rauhe Wirklichkeit zurück.
»Der Prediger ist in Sunport«, berichtete der Goon-Chef beunruhigt. »Seine Anhänger wissen es bereits. Massenansammlungen am Union Square.« Seine schwachen Schultern zuckten in hilfloser Bestürzung. »Eine heikle Situation, Eure Genialität.«
»Heikel, Hölle!« Kellon atmete tief. Eine Entscheidung glomm in seinen Augen auf. Er hatte zuvor allein gekämpft, und er konnte es wieder. »Ordnen Sie die Durchsuchung der Entwässerungsebenen an«, befahl er. »Verhaften Sie den Prediger.«
»Sind Eure Genialität sicher …« Marquard blickte unsicher drein. »Er hat gewaltigen Einfluß. Bevor er hierherkam, wäre es vielleicht möglich gewesen. Aber nun werden seine Anhänger Schwierigkeiten machen.«
»Ich werde mich um die Schwierigkeiten kümmern, wenn es soweit ist.« Kellon hob seine großen Schultern und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. Er mußte die grenzenlose Panik bekämpfen, die ihn zu ertränken versuchte. »Töten Sie ihn nicht«, fügte er hinzu. »Bringen Sie ihn lebend. Märtyrer sind gefährlich.«
»Wie Eure Genialität befehlen.«
Der schmächtige Mann wandte sich nervös ab, das Stirnrunzeln der Besorgnis tief in seinen Zügen. Das Orchester dröhnte weiter – hoch oben, auf einer Plattform, deren schimmernde, plastische Dekorationen eine Eishöhle des Neptunmondes Triton zeigten. Kellon wandte sich Selene du Mars zu.
Groß und schlank stand sie im glitzernden Grün ihrer Spangen. Sogar ihr Lächeln war hart und strahlend und glanzvoll. Kellon fühlte ein leichtes Anschwellen seines Pulsschlages, denn er liebte Selene noch immer. Dann sah er, daß sie einem anderen Mann zulächelte.
Admiral Hurd kam über die dichtgedrängte Tanzfläche. Schwarzorange war sein Abendanzug, dessen raffinierter Schnitt das breite Dreieck seiner Schultern betonte. Er war jung, groß und dunkel. Er lächelte strahlend und begrüßte Selene mit ihrem militechnischen Titel.
»Darf ich, Miss Captain?« Dann sah er Kellon näher kommen. Wachsame Bereitschaft straffte sein Gesicht, und sein Lächeln wurde etwas zu breit. »Wenn Eure Genialität erlauben?«
»Liebling, du siehst müde aus.«
Selene wandte ihm ihr blendendes Lächeln zu und glitt in die wartenden Arme des Admirals, bevor er etwas erwidern konnte. Allein am Tanzboden, fühlte Kellon bohrende Eifersucht auf Hurds Jugend, Aussehen und Energie. Ja, es stimmte, er wurde alt.
Er sah Hurd und Selene Wange an Wange vorbeitanzen. Ihre Augen waren geschlossen, ihr rastloses Gesicht schien auf einmal entspannt und glücklich. Aber der Blick
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