8 Science Fiction Stories
Ebenen unter der Oberfläche, und das Goon-Ministerium zwang ihr Leben in eiserne Beschränkungen. Kellon wußte, wie sie lebten – denn er war einst einer von ihnen gewesen.
Die meisten von ihnen haßten den Techniker-Adel der Union. Das war ein gefährlicher Sprung in der Pyramide. Kellon hatte einmal versucht, ihn zu beseitigen – mit Reformen und Konzessionen. Aber Melkart hatte ihn gewarnt, daß er drei Generationen zu spät käme. Diesem Haß nachzugeben, bedeutete nur die Anschaffung eines Seils für die eigene Hinrichtung.
»Wir tanzen auf einem Vulkan, Liebling«, sagte er zu Selene. »Es ist gefährlich, das Feuer zu schüren!«
Selenes entblößte Schultern zuckten, und ihre Augen blitzten dunkel wie ihr mit smaragdenen Spangen versehenes Gewand. Aber sie bezwang ihr Mißfallen. Sie wußte, daß die meisten der anwesenden Frauen ohne Wimperzucken einen Mord begangen hätten, um an ihrer Stelle in Kellons Armen sein zu dürfen. Ihr Stirnrunzeln verwandelte sich in ein hübsches Schmollen.
»Wie es Eurer Genialität gefällt.« Ihr strahlendes Gesicht zuckte leicht. Kellon wußte, daß er auf ihre silberne Schleppe getreten war. Aber schon lächelte sie wieder und tat seine Entschuldigung mit einem Schulterzucken ab. »Es war nicht Vorsicht, die die Planeten für Euch eroberte«, schalt sie. »Eure Genialität werden bestimmt nicht alt?«
Das war sein wunder Punkt, und Selene wußte es. Vielleicht wurde er tatsächlich alt. Die Einzelheiten der Verwaltung wurden immer mehr zu einer unerträglichen Belastung. Es war schwer, vertrauenswürdige Untergebene zu finden. Manchmal glaubte er zu fühlen, daß die Union immer mehr der Dekadenz entgegenschritt, je älter er wurde.
»Die Krönung …«, fuhr ihre schmeichelnde Stimme fort.
Aber Kellon hörte nicht mehr zu. Er ließ sie aus seinen Armen gleiten. Er beobachtete den dünnen Mann, der durch die Masse der gleißenden Ingenieur-Aristokratie auf dem Tanzparkett auf ihn zukam.
Der schmächtige Mann war Chef Marquard vom Goon-Ministerium. Er trug einen weinfarbenen Abendanzug und einen juwelenbesetzten Unionstern. Aber er war ohne Partnerin, und die aufgebrachte Miene bedeutete schlechte Neuigkeiten. Kellon wappnete sich gegen Ärger.
»Eure Genialität, es ist der Prediger!« Die Stimme war vor Aufregung heiser. »Er ist hier in Sunport.« Marquard schluckte und befeuchtete die Lippen. »Er verbirgt sich irgendwo in den Kanalisationsebenen.«
Dies war mehr als nur Ärger. Kellon schwankte. Die hohen, gleißenden Wände verschwammen. Statt dessen glaubte er, die dunklen, tropfenden Gänge dreihundert Meter unter den Gehsteigen Sunports zu sehen. Einst, als Verfolgter und Grauer, hatte er sich selbst dort versteckt. Das synkopische Dröhnen des Orchesters wurde plötzlich zum Pochen der Entwässerungspumpen.
Kellons dicke, rosige Hände griffen verzweifelt ins Leere. Er hatte die Entwicklung des Kreuzzuges der Grauen schon lange beobachtet; dieses Gift, das an der Union fraß und an der Zivilisation rüttelte. Jahrelang hatte das Goon-Ministerium den Prediger vergeblich gesucht. Es war kaum zu fassen, daß er es gewagt haben sollte, nach Sunport zu kommen. Er wurde alt, das ließ sich nicht länger verleugnen. Alt und einsam. Er stand den Anforderungen dieses furchtbaren Augenblicks hilflos gegenüber. Plötzlich bedauerte er den Streit mit seinem Sohn so sehr, daß er sich elend fühlte. Jetzt brauchte er Roy dringend.
Von der Wucht dieses Ereignisses benommen, suchten seine Gedanken den Weg zurück. Zu Roy und zu Roys Mutter. Melkart war es gewesen, der das schlanke, grauäugige Mädchen das erstemal
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