8 Science Fiction Stories
aus Hurds dunklen Augen war wachsam. Eine seltsame Feindschaft lag darin.
Kellon wandte sich müde ab. Erneut bedauerte er den Streit mit seinem Sohn. Wären sie sich einig gewesen, säße Roy nun an Hurds Stelle an der Spitze der Flotte. Der neue Admiral war ausgezeichnet, und seine Befähigung über jeden Zweifel erhaben, aber Kellon mochte ihn nicht.
Kellon verließ den Ballsaal. Seine Goon-Leibwache folgte ihm unaufdringlich. Er durchquerte den weiten, stillen Mond-Saal und trat auf eine Terrasse, von der aus man den Union Square überblicken konnte.
Es war Nacht, und Sunports nächtlicher Anblick hatte ihn immer bewegt. Die strahlenden Luxion-Fassaden, die die weit auseinanderstehenden Türme in spitze, anmutige Pylonen aus sanftem, vielfarbigem Feuer verwandelten. Ihr wechselnder Glanz, der die breiten Parks dazwischen beleuchtete und sich in den vielen Vergnügungsseen spiegelte. Die breiten, geschwungenen Lichtbänder der Straßen auf der Oberfl äche, auf denen die schimmernden Punkte der Autos der vergnügungssuchenden Ingenieure entlangglitten. Die Gleiter, die über den Landeterrassen schwebten – farbigen Blasen aus kristallenem Licht gleich. All dies berauschte ihn.
Manchmal erinnerte sich Kellon mit quälender Sehnsucht seiner ersten seltenen Gelegenheiten, zu denen er dieses strahlende und magische Bild erblickt hatte. Denn seine Kindheit hatte er in den unteren Ebenen verbracht. Nur während seiner kurzen Ferien mochte es geschehen, daß man ihm erlaubte, in den Parks zu wandern, wo er das schimmernde Paradies der Ingenieure bewundern konnte.
Wie verrückt seine Träume gewesen waren!
Millionen andere mußten sie ebenfalls geträumt haben, doch ihm allein war es gelungen, die Stadt für sich zu erobern. Manchmal schien der harterkämpfte Sieg auch jetzt noch immer unbegreiflich. Auch hatte sich das reine, ungetrübte Entzücken, von dem er geträumt hatte, nie eingestellt. Er seufzte schwer.
»Eure Genialität!« Der stramme Offizier seiner Leibwache versperrte ihm den Weg durch den hohen Torbogen, der zur Terrasse führte. »Die Terrasse könnte gefährlich sein – eine riesige Menschenmenge hat sich darunter angesammelt.«
»Danke, Major.« Er zuckte die Schultern und schritt weiter. Er konnte es sich nicht leisten, seiner Furcht nachzugeben. Zuversicht war sein stärkstes Rüstzeug. »Sie wissen, daß das mein liebster Aussichtsplatz ist.«
Aber heute abend war das Bild erschreckend anders.
Das lange Rechteck des Union Square unter ihm war grau von sich drängenden Massen. Aus dieser Höhe sah die wogende Menge wie ein seltsames Gewürm aus, das um die Grundfesten dieser mächtigen, strahlenden, in den Himmel ragenden Türme kroch, die er so sehr liebte.
Dutzende große Feuer brannten und waren gleich häßlichen, drohenden, roten Flecken. Seine Nase fing den Hauch brennenden Papiers auf. Aus der Ferne drang schwach das zornige Summen von Stimmen an sein Ohr. Evangelisten brüllten heiser, und schrille Stimmen sangen. Er fing ein Stück der ›Schlachthymne Gottes‹ auf: Feuer den Büchern! Bruch den Maschinen!
Tod allen jenen, die sie bedienen!
Kellon starrte lange, und seine schwitzenden Hände umklammerten das kalte, mattschimmernde Geländer. Die Angst machte ihn krank, daß die glühenden Türme in diesen grauen Ozean blinder Zerstörungswut stürzen könnten. Aber Melkart sagte, daß es nichts gab, was er dagegen tun könnte.
Plötzlich zuckte Kellon unter dem spröden Hämmern eines Maschinengewehrs zusammen. In eineinhalb Kilometern Entfernung, am anderen Ende des Platzes, flossen graue Menschenmassen wie eine zähe Flüssigkeit über
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