8 Science Fiction Stories
die hellerleuchtete Straße. Autos wurden erfaßt und kleinen, glühenden Käfern gleich in diese lebende Flut eingeschlossen.
Schwache Schreie drangen zu ihm. Schwarze Goon-Wagen erschienen, und erneut bellten Schußwaffen auf. Es war zu weit weg, um einzelne menschliche Gestalten kämpfen oder fallen zu sehen. Aber die graue Welle wich zögernd zurück. Der Verkehr hielt an, und der strahlende Glanz der Luxion-Fassaden erlosch.
Besorgt schritt Kellon durch den Torbogen zurück. Die Wände pulsierten heute abend in den sanften, langsam wechselnden Farben Violett und Rosarot. Er fragte sich, ob vielleicht ruhigere Farben und ein langsamerer Rhythmus einen zuversichtlicheren Eindruck gemacht hätten.
Er ließ sich in dem U-förmigen Platz vor dem Telephor nieder. Die Stereo-Prismen befanden sich in einem Halbkreis vor ihm. Das helle Bild der rothaarigen Vermittlerin am Mittelschirm war nicht ganz Lebensgröße. »Geben Sie mir Marquard«, polterte er. Das Mädchen nickte stumm, und die dunklen, schmächtigen Züge des Goon-Chefs sprangen in das nächste kristallene Rechteck. Kellon gelang es nicht, die Anspannung aus seiner Stimme zu bannen. »Haben Sie den Prediger?«
»Noch nicht, Eure Genialität«, antwortete Marquard. »Die Masse wird bösartig. Plünderte die Parkbücherei und verbrannte die Bücher. Sie begann Vergnügungswagen in der Union-Allee zu zertrümmern. Wir mußten ein paar Leute töten, um einen Ingenieur und sein Mädchen herauszuholen. Der Verkehr ist umgeleitet.« Seine besorgten Augen blickten unsicher. »Vielleicht sollten wir die Massen zu verscheuchen versuchen und den Platz räumen?«
»Nein«, sagte Kellon fest. Es war gut, noch eine sichere und augenblickliche Entscheidung treffen zu können. »Die Toten sind Märtyrer. Lassen Sie sie zufrieden. Sie werden sich heiser schreien und dann wieder in ihren Löchern verschwinden.«
»Ich hoffe es«, sagte Marquard leise. »Sehen Sie nur zu, daß Sie den Prediger erwischen und bringen Sie ihn zu mir.« Kellon nickte der Vermittlerin zu, und der Goon-Chef verschwand vom Schirm. »Überwachungsabteilung!« verlangte Kellon. Ein ältliches Mädchen erschien am Schirm. »Zeigen Sie mir den letzten Goon-Bericht über den Prediger.« Das Dokument wurde auf den nächsten Schirm projiziert.
Sonderbericht Nr. 45-H-189
Union Goon-Büro, Sunport, E.
30. Februar 2145
VON: Goon-Beamter GK-89 (R. A. Meyer, Politikotechnischer Ingenieur). SUBJEKT: Eli Catlaw, alias der Prediger der Offenbarung, alias das Wort Gottes, alias König der Könige. Arbeits-Nr. G-496-HN-009. Entsprungener Sträfling, Strafanstalt Mars, Nr. 45-V-18. Gesucht wegen Wachenmord. Möglicher Aufenthaltsort: Amerika. Näheres unbestimmt.
Anmerkung: Catlaw ist ein gefährlicher Typ. Sofortige Tötung empfohlen.
Kellon betätigte den Knopf, der die Seiten umblätterte, und überflog die bedeutendsten Stellen. »Catlaw wurde im Ozark-Distrikt als Sohn von Eltern der Arbeiterklasse geboren … Mütterlicherseitiger Anspruch auf uneheliches Tech nikerblut wahrscheinlich falsch … Wegen Angriffs auf, einen Ingenieur zum Mars transportiert … Bei Flucht Wache getötet … Catlaw erreichte die Venus auf einem Erzfrachter … Wurde »Sumpfgänger« und erfolgreicher Tabakhändler … »Wandlung« und Predigen beginnt nach Erholung von einem Dschungelfieber … Kehrte vor zirka neun Jahren zur Erde zurück, um Untergrundbewegung gegen Union zu leiten … Durch weite Unterstützung von Seiten der Öffentlichkeit vielen Goon-Razzien entkommen … Des Verrats gegen die Parteien der Union angeklagt … Anstiftung zum Mord und zur Sabotage …
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