8 Science Fiction Stories
Sein Programm sieht totale Zerstörung der technischen Zivilisation vor.«
Kellon schloß den Bericht. Er starrte entrückt auf den leeren Schirm, als stünde dort über das Ende Sunports und seiner ganzen geliebten Welt geschrieben. Er hatte sich kaum bewegt, als eine Stunde später Marquard den Prediger hereinführte.
Eli Catlaw schien die kräftigen Goons, die ihn an den Armen hielten, nicht zu beachten. Er war dünn und groß, stak in grauen Überziehhosen und stand aufrecht und herausfordernd da. Seine dunklen, hohlen Augen starrten arrogant an Kellon vorbei auf die hohen, leuchtenden Wände, die den Raum erhellten. Kellon musterte den Mann mit scharfen Blicken. Die dicken Lippen, die hohen Backenknochen und das steife, schwarze Haar wiesen auf negroides und indianisches Blut. Das gelbliche Gesicht war lang, kantig und verschlossen. Schließlich glitten die finsteren, feindseligen Augen auf Kellons Gesicht zurück. Aber offensichtlich hatte der Prediger nicht vor, die Unterhaltung zu eröffnen.
Kellon lächelte.
»Ich bin froh, Sie zu sehen, Catlaw«, sagte er aufgeräumt. »Es tut mir leid, wenn es für Sie unbequem ist, aber es war die einzige Möglichkeit, Ihre Ansichten zu erfahren.«
Der Prediger sagte nichts. Er stand vollkommen reglos zwischen den beiden Männern, die ihn hielten. Seine lodernden Augen starrten finster durch die glühenden Wände ins Leere.
»Ich weiß, daß die Dinge nicht günstig stehen.« Kellon hielt seine Stimme ruhig. »Die Erschöpfung der Jupiter-Minen hat Depressionen gebracht. Fast die ganze Schwerindustrie liegt brach, und die Arbeit hat natürlicherweise gelitten. Aber ich persönlich bin tief besorgt um das Wohlergehen und die Wohlfahrt der Bevölkerung. Und ich versichere Ihnen, daß die Union jedwede Reformmaßnahmen, die Sie vorschlagen, ernstlich erwägen wird.«
Kellon schwieg erneut. Stille herrschte im Mond-Saal. Unter den mächtigen, glühenden Wänden, die Bilder von Kuppeln, Robotarbeitern und langen Unitron-Transportern gegen den Hintergrund sich türmender Mondberge zeigten, war die kleine Gruppe vor der Telephor-Anlage seltsam unbedeutend. Der Raum schien für seine Erbauer zu mächtig.
Jetzt endlich sprach der Prediger. Mit gespannter, unangenehmer, heiserer Stimme begann er, Stellen aus der Offenbarung zu zitieren:
»Babylon, das Große, ist gefallen, ist gefallen und ward zur Stätte von Teufeln und zur Walstatt der Dämonen … Die Ihr trauert um die Stadt Babylon, diese mächtige Stadt, in Kürze werdet Ihr gerichtet sein.«
Kellons Lächeln war verblaßt.
»Sind Sie verrückt?« Er hustete, um den schmerzenden Druck in seiner Kehle loszuwerden. »Ich nehme an, Sie meinen Sunport?« Seine Verwirrung war groß. »Aber Sunport ist die Zivilisation!«
Starr und unbewegt krächzte der Prediger:
»Der mit dem Schwerte tötet, soll mit dem Schwerte gerichtet werden … Daher werden die Plagen kommen, Tod und Wehklagen und Hungersnot; und sie werde vom Teuer heimgesucht … In einer einzigen Stunde sei sie dem Erdboden gleich … Und kein Licht soll leuchten bis ans Ende der Zeiten.«
Kellon lehnte sich über den runden Tisch; Verwirrung lag in seinem Blick.
»Ich verstehe Sie nicht, Catlaw«, widersprach er ernst. »Wollen Sie alles zerstören, was Menschen erreicht haben? Wollen Sie eine Zukunft ohne die Macht der Wissenschaften? Wollen Sie den Menschen wiederum als Wilden, und wollen Sie die Zivilisation ausradieren?«
»Zivilisation?« Der Prediger stieß ein krächzendes Lachen aus. »Eure glitzernde Zivilisation ist die wahrhaftige Hure von Babylon, die alles vergiftet, was sich ihrer verderbten Lockung hingibt.
Weitere Kostenlose Bücher