8 Science Fiction Stories
Welten einem eingeborenen Erdenbürger zu beschreiben, da nicht so sehr die Darstellung einer Welt vonnöten ist als die Schilderung einer geistigen Einstellung. Die Äußeren Welten – ungefähr fünfzig, ursprünglich Kolonien, dann Dominions, später souveräne Nationen – unterscheiden sich in physikalischer Hinsicht gewaltig voneinander.
Die geistige Haltung hingegen ist bei allen ungefähr dieselbe.
Sie entspringt einer Welt, die zuerst gar nicht dem Menschen gemäß war – die aber dennoch von einer Auslese der Unzufriedenen, Etxravaganten und Wagemutigen besiedelt wurde.
Wenn man für diese innere Einstellung überhaupt ein passendes Wort finden kann, so ist es ›Individualität‹.
Nehmen wir zum Beispiel den Planeten Aurora, drei Parsec von der Erde entfernt. Er war die erste Welt außerhalb des Sonnensystems, die von Menschen besiedelt wurde, und repräsentierte damit die Morgenröte der interstellaren Raumfahrt. Daher auch der Name.
Luft und Wasser waren vorhanden, um einen Anfang zu ermöglichen, aber nach irdischen Maßstäben war Aurora steinig und unfruchtbar. Das ’dort existierende Pflanzenleben war auf einem gelbgrünlichen Farbstoff aufgebaut, der zu Chlorophyll in keinerlei Beziehung stand und auch bei weitem nicht so wirkungsvoll zu sein schien und der den relativ noch fruchtbaren Regionen – für das daran nicht gewöhnte Auge – ein galliges und entschieden unfreundliches Bild verlieh. Kein tierisches Leben war höher als einzellig. Wohl gab es ein Äquivalent zu den irdischen Bakterien. Sie waren aber von Natur aus nicht gefährlich, da die biologischen Systeme der beiden Planeten keine chemische Bindung zueinander aufwiesen.
Nach und nach wurde Aurora zu einem Flickwerk. Zuerst kamen Getreide und Obstbäume; Büsche, Blumen und Gras folgten. Schließlich importierte man Tierherden. Und als ob es notwendig gewesen wäre, eine allzu genaue Kopie des Heimatplaneten zu verhindern, führte man positronische Roboter ein, die Herrenhäuser erbauten, die Landschaft formten und Kraftwerke anlegten – um also die Arbeit zu verrichten und den Planeten grün und dem Menschen genehm zu machen.
Es gab Luxus auf der neuen Welt und unerschöpfliche Bodenschätze. Es gab die maßlose Verschwendung der Atomkraft, die auf neue Grundlagen gestellt wurde, da sie nur Tausenden und nicht mehr Milliarden zu dienen hatte. Ferner gab es das phantastische Aufblühen der physikalischen Wissenschaften auf diesen Welten, denn zu dieser Zeit hatte man noch Raum dafür.
Das Heim von Franklin Maynard beispielsweise, das er mit seiner Frau, drei Kindern und siebenundzwanzig Robotern bewohnte, war mehr als sechzig Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt. Und doch konnte er, wenn er wollte, mittels der Gemeinschaftswelle seinen Wohnraum mit jedem der fünfundsiebzig Millionen Einwohner Auroras teilen – mit jedem einzelnen, mit allen gemeinsam.
Maynard kannte sein Tal wie die eigene Westentasche. Er wußte genau, wo es endete – abrupt – und den fremdartigen Felsklippen Platz machte, in deren tiefen Schroffen sich die scharfen Blätter des einheimischen Stechginsters trotzig festklammerten – wie aus Haß gegen die zarteren Pflanzen, die sich einen Platz an der Sonne widerrechtlich angeeignet hatten.
Maynard brauchte dieses Tal nicht zu verlassen. Er war zwar Abgeordneter in der Versammlung und Mitglied des Komitees für Auswärtige Angelegenheiten, aber er konnte alle seine Pflichten – außer den allerdringlichsten – über die Gemeinschaftswelle erfüllen, ohne daß er jemals die
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