8 Science Fiction Stories
gehärtet von der Pionierarbeit. Über ihm war ein fremder Himmel. Neben ihm stand ein schlankes Mädchen. Ihr Haar aus reinstem Gold wehte sanft im Wind. Shane Brent wandte sich um und schritt schnell aus der kleinen Kammer. Caren würde bereits auf ihn warten.
Um 4200 waren die Siedlungswelten der Erde über die gesamte Galaxis verstreut. Der Heimatplanet hatte guten Grund, auf seine Kolonien stolz zu sein, und der Verkehr auf vielen fremden Handelsplätzen war ungeheuerlich. Das Goldene Zeitalter hatte sich zu einem Höhepunkt aufgeschwungen. Aber nicht lange, und es machten sich die ersten Anzeichen bemerkbar, daß die Erde, am Gipfel ihres Ruhms, einer neuen entscheidenden Krise gegenüberstand. Viele vernahmen die Glocke, die das Grabgeläut des Imperiums anstimmte, doch wenige erkannten die Melodie …
Isaac Asimov
Mutter Erde
»Aber können Sie sicher sein? Sind Sie überzeugt davon, daß selbst ein weitblickender Historiker immer zwischen Sieg und Niederlage unterscheiden kann?«
Gustav Stein, der diese spöttische Frage gestellt hatte, war kein Historiker. Er war Physiologe.
Sein Gegenüber jedoch war Historiker, und er parierte diesen freundlichen Seitenhieb, indem er selbst lächelte.
Steins Wohnung war für irdische Verhältnisse ziemlich luxuriös. Ihr fehlte selbstverständlich die vollkommene Abgeschlossenheit, wie die Wohnstätten auf den Äußeren Welten sie besaßen, denn jenseits des Fensters erstreckte sich ein Phänomen, das einzig und allein dem Heimatplaneten zu eigen war – eine Stadt. Eine riesige Stadt voller Menschen.
Auch war Steins Appartement nicht mit einer eigenen Kraftstation und einem Vorrat an Gebrauchsgütern ausgestattet. Es fehlte sogar die Mindestmenge an positronischen Robotern. Kurzum: es fehlte die Würde der Selbstgenügsamkeit; und’ wie alles auf der Erde, war die Wohnung bloß ein Teil einer Gemeinschaft, ein Anhängsel eines Haufens, ein. Stück der Masse.
Aber Stein war ein gebürtiger Erdenmensch und hatte sich daran gewöhnt. Abgesehen davon, nach den Begriffen der Erde war sein Appartement immer noch luxuriös.
Nur – wenn man aus dem Fenster blickte, vor dem die Stadt lag, konnte man auch die Sterne sehen und unter ihnen die Äußeren Welten, wo es keine Städte gab, nur Gärten; wo die Rasenflächen smaragdgrüne Beete waren, wo alle menschlichen Wesen Königen glichen und wohin alle tüchtigen Bewohner der Erde einmal hinzugelangen hofften.
Bis auf ein paar, die es besser wußten – wie Gustav Stein.
Die Freitagabende mit Edward Field waren eine jener Gewohnheiten, die sich mit dem Alter und dem ruhigen Leben einstellen. Sie unterbrachen in erfreulicher Weise die Woche für die zwei ältlichen Junggesellen und gaben ihnen einen ganz harmlosen Grund, um über dem Sherry und den Sternen zu brüten. Das beireite sie von den Härten des Alltags und – was das Wichtigste war – gab ihnen eine Gelegenheit zu plaudern.
Besonders Field, Dozent, Gelehrter und Mann des vernünftigen Mittelmaßes, pflegte bei diesen Gelegenheiten Kapitel aus seinem noch unvollendeten Geschichtswerk des Irdischen Imperiums zu zitieren.
»Ich warte auf den letzten Akt«, erklärte er. »Dann nenne ich es ›Abstieg und Untergang des Reiches‹ und bringe es heraus.«
»Demnach erwarten Sie, daß der letzte Akt sich bald vollziehen wird?«
»Bis zu einem gewissen Grad ist er bereits über die Bühne gegangen. Nur ist es besser, so lange zu warten, bis alle diese Tatsachen erkannt haben. Es gibt drei Anzeichen, sobald ein Imperium oder Wirtschaftssystem oder eine soziale Institution zusammenbricht, Sie
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