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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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die Show stahl; und das Kräftespiel auf der Bühne musste nach der Aufstockung von drei auf vier Musiker leicht verändert werden. Bisher hatte Chris, sekundiert von Ted, im Mittelpunkt gestanden, Ella am Schlagzeug hatte im Hintergrund agiert. In dieser Aufstellung musste ich mit meiner Geige erst den richtigen Platz finden, damit der Sound wieder stimmte.
    Nach dem vierten Probenabend in Folge saßen Chris und ich ziemlich missmutig in seiner Wohnung.
    Fran war in der Küche und backte Pizza. Schon seit Stunden war sie damit zugange, denn sie machte – vom Teig bis zum Tomatenmark – alles selbst. In der ganzen Wohnung roch es nach Hefe und Knoblauch, der in der Marinarasoße mitköchelte. Am runden Holztisch neben der offenen Küche saß Chris mit hochgezogenen Schultern mir gegenüber und drehte den Kronkorken seiner Bierflasche zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit aufgestützten Ellbogen, die Hände unter dem Kinn, sah ich ihm geduldig zu
    »Es fehlt was«, sagte er schließlich leise und beinahe zu sich selbst.
    Ich wartete, dass er weitersprach.
    »Der Sound … er stimmt nicht … ist unausgewogen.«
    »Wenn es nicht hinhaut, Chris, dann ist es auch okay. Für mich ist es noch nicht zu spät auszusteigen. Geht ihr drei allein auf Tournee. Ich bin nicht beleidigt, ehrlich.«
    Ohnehin konnte ich mich nicht richtig damit anfreunden, einfach so von Viggo und Susan losgeschickt zu werden. Eine Rockphase in meiner Karriere war mir wie eine Rebellion vorgekommen, eine großartige Möglichkeit für eine Veränderung und eine Verschnaufpause, solange es meine eigene Idee gewesen war. Doch seit andere sie sich zu eigen gemacht hatten, fühlte ich mich ein bisschen verloren und hatte keine große Lust, schon wieder auf Reisen zu gehen, auch wenn ich mich sehr darauf gefreut hatte, mehr Zeit mit Chris zu verbringen.
    »Nein, es liegt nicht an dir. Die Geige ist großartig. Ich habe nur das Gefühl, da fehlt noch was.«
    »Kuhglocken?«, meldete sich Fran aus der Küche.
    Er lachte und warf ihr einen liebevollen Blick zu.
    »Gar keine schlechte Idee«, sinnierte er und balancierte gedankenverloren den Bierverschluss auf der Fingerspitze. »Die ganze Zeit haben wir gedacht, wir müssten etwas rausnehmen, aber vielleicht müssen wir was hinzugeben.«
    »Wie meinst du das? Und wo sollen wir die Musiker dafür hernehmen?«
    »Wir brauchen noch einen Extrasound. So kurzfristig müssen es allerdings Leute sein, die schon zusammen gespielt haben.«
    Er sprach noch immer wie zu sich selbst, die Augen in die Ferne gerichtet, und schnippte sich nicht einmal wie sonst die störrischen Locken aus der Stirn.
    Da begann ein Gedanke in mir zu keimen.
    Doch noch ehe ich ihn weiterspinnen und in Worte fassen konnte, präsentierte uns Fran eine Platte dampfender Pizzastücke mit knusprigem Parmesan, jedes mit einem leicht angekokelten Basilikumblatt obendrauf. Sie hatte sie zu einer Pyramide aufgeschichtet.
    »Wow«, sagte Chris. »So etwas Leckeres habe ich ja noch nie gesehen.«
    Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Fran schien immer noch nicht zu merken, welche Wirkung sie auf ihn hatte. In all den Jahren, in denen ich Chris kannte, hatte ich ihn noch nie so erlebt. Er hatte sogar angefangen, seine T-Shirts zu bügeln, auch wenn er sie nur abends zu Hause trug, und das ungeachtet dessen, dass meine Schwester in puncto Klamotten so ziemlich die schlampigste Person war, die ich kannte. Kaum etwas von ihren Sachen schaffte es auf einen Bügel, geschweige denn auf ein Bügelbrett.
    »Was ihr braucht«, sagte sie, ohne auf sein Kompliment einzugehen, »ist eine Trompete. Oder drei.«
    »Dabei könnte ich vielleicht helfen«, bot ich an. Ich stand noch immer in Kontakt mit Marija und ihrem Mann Baldo, mit denen ich in New York zusammengewohnt hatte, bevor ich in Dominiks Loft eingezogen war. Zwar hatte Marija im Orchester Waldhorn gespielt, aber sie hatte auch eifrig Trompete geübt und spielte sie fast so gut wie Baldo, für unsere Bedürfnisse also ganz sicher gut genug. Vielleicht waren sie so kurzfristig nicht verfügbar, aber ich wusste, dass sie sich langweilten, seit ein offenbar recht fader Dirigent Simóns Vertretung übernommen hatte. Ein zeitlich beschränktes Engagement in einer Rockband könnte sie reizen.
    Da Viggo die Idee gefiel, ein paar Bläser dazuzunehmen, ließ Susan ihre Verbindungen spielen, um Marija und Baldo aus New York loszueisen.
    »Ihr braucht aber drei«, sagte sie am nächsten Tag zu mir. »Deshalb schicke

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