80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Musiker.
Obwohl ihn dieser kurze Austausch neugierig gemacht hatte, blickte auch Dominik wieder auf die Bühne.
Ella trieb die Gruppe nun mit einem wilden Beat voran. Mit vollem Körpereinsatz wirbelte sie ihre Sticks und peitschte die Band zu neuen Höhen. Chris sang, und Ted untermauerte die Melodie mit Kontrapunkten, während Summer sich dazwischen mit der Geige behauptete. Die Bläser swingten hin und her und unterstrichen den Rhythmus wie eine Soulband von früher.
Der Sound steigerte sich dramatisch seinem Höhepunkt entgegen. Am Schluss hielten nur noch Chris mit seiner Gitarre und Summer mit der elektrisch verstärkten Geige den Ton. Dann brachen sie ab, und der Applaus explodierte. Stolz hoben Baldo, Marija und Alex ihre Instrumente in die Höhe, während die Stammbesetzung der Band sich verbeugte.
Dominik musste zugeben, dass Summer und ihre Geige, aber auch die neuen Bläser auf eine Weise in die Gruppe integriert worden waren, dass ihre Musik sich in einer ganz neuen, aufregenden Dimension bewegte.
Unter dem Jubel der Menge legten die Bandmitglieder ihre Instrumente beiseite und gingen nacheinander von der Bühne. Doch der Applaus wollte nicht enden. Ebenso wie die meisten anderen Zuschauer war auch Dominik aufgestanden und klatschte. Er sah über die Schulter nach hinten, aber Luba war fort.
Noch immer ertönten Bravorufe. Plötzlich schwoll der Applaus wieder an. Ella kam zurück auf die Bühne. Sie hatte ihr schweißnasses T-Shirt gegen ein zerrissenes mit dem Logo der Holy Criminals getauscht. Die anderen Musiker folgten ihr. Summer erschien als Letzte.
Dominik wurde es eng in der Brust.
Sie trug noch immer ihr langes weißes Kleid, hatte jetzt aber ein Korsett darüber gezogen, eine Kombination, die ungeheuer raffiniert wirkte. Das zusätzliche Kleidungsstück schnürte ihre schmale Taille ein und betonte ihre Rundungen. Es durchzuckte ihn bei diesem scharfen Kontrast von Hell und Dunkel – unzählige Erinnerungen an Augenblicke, die nur ihnen beiden gehört hatten, wurden in ihm wach. Denn das Korsett war, wie er auf den ersten Blick erkannte, jenes Stück, das er ihr einst gekauft und das sie in ihren intimsten Momenten für ihn getragen hatte.
Jetzt wusste Dominik, wie ihre Bemerkung am Telefon gemeint gewesen war.
Es war ein Zeichen. Ein Zeichen nur für ihn. Viel deutlicher, als wenn sie ihm zugezwinkert hätte.
Unterdessen stöpselten die Musiker wieder ihre Geräte ein. Der Jubel des Publikums wurde ein bisschen leiser, erwartungsvoll machte es sich für die Zugabe bereit.
Ella gab den Takt vor, dann durchbrach Summers Geige die sirrende Stille mit einer unverwechselbaren Melodie, die rasch vom Rhythmus des Basses gestützt wurde.
Vivaldi.
Das Hauptmotiv aus einem der Sätze der Vier Jahreszeiten .
Als würde sie zu Dominik sprechen.
Die Band fiel in die Melodie ein, und Summers reiner Klang war unter all den Instrumenten bald nicht mehr herauszuhö ren. Jeder gab ein spektakuläres Solo zum Besten. Mit einer scharfen Bewegung des Handgelenks nahm Summer schließlich das Hauptmotiv und damit die Führung wieder auf. Dabei klopfte sie, ganz untypisch für klassische Musik, den Takt mit dem linken Fuß mit. Als die erste Zugabe endete, ging Chris ohne Pause zu »Sugarcane« über. Dominiks Gedanken aber eilten bereits weiter.
Die Ersten, denen Dominik hinter der Bühne begegnete, als ihn ein Bühnenhelfer in den Garderobenbereich führte, waren Edward und Clarissa.
Das amerikanische Ehepaar begrüßte ihn so überschwänglich wie einen lang verschollenen Angehörigen, und so kam Dominik erst gar nicht dazu, sich zu fragen, ob dies ein bizarres Jahrestreffen der BDSM -Szene werden würde und ob sein Erzfeind Victor wegen irgendwelcher ruchloser Angelegenheiten ebenfalls in Paris weilte. Als sie bemerkten, wie sehr ihn ihre Anwesenheit verwirrte, erklärten sie ihm, ihr Sohn Alex sei einer der Bläser. Und da sie ohnehin gerade durch Europa reisten, hätten sie die Gelegenheit genutzt, sein Konzert zu besuchen.
»Wir haben keine finsteren Pläne, mein Lieber«, beschwichtigte ihn Clarissa, der seine Skepsis nicht entgangen war. »Wir sind in ganz harmloser Mission unterwegs. Sozusagen als familiäre Unterstützung.«
»Morgen früh brechen wir nach Italien auf. Wir wollten schon immer mal Capri sehen. Paris ist nur ein Zwischenstopp«, ergänzte Edward mit aufrichtigem Lächeln.
In der Garderobe der Band drängten sich die Gäste, darunter auch viele Schnorrer. In einer Ecke
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