80 Days - Die Farbe der Lust
Rundungen der Brüste, die sich gegen das Polster des Kreuzes pressten, und hörte das helle Stöhnen einer Frau. Mann, Frau, vielleicht weder noch, vielleicht von beidem ein bisschen. Ein herrliches Geschöpf, welche Rolle spielte dabei schon das Geschlecht? Hier keine große. Ich vergaß die Mahnungen an den Wänden und schlich mich, um besser sehen zu können, näher an die drei heran. Der Anblick schockierte mich noch immer, wenngleich er aber auch äußerst faszinierend war.
Ich spürte, dass sich von hinten eine Hand sanft auf meine Schulter legte. Und dann ein Flüstern an meinem Ohr.
»Sind sie nicht wunderschön?«, wisperte die Stimme.
»Ja.«
»Geh nicht zu nah ran. Du könntest sie aus ihrer Stimmung reißen.«
Wieder beobachtete ich das Trio. Alle drei schienen im Rausch zu sein, in einer anderen Dimension, an einem Ort, der zwar irgendwie zu diesem Raum gehörte, aber nicht mehr ganz von dieser Welt war. Als befänden sie sich, ein jeder für sich, auf ihrer eigenen, ganz privaten Reise.
Wo auch immer sie waren, ich wollte bei ihnen sein.
Offenbar war da jemand, der meinen Wunsch spürte.
»Möchtest du auch spielen?«, fragte die Stimme.
Ich zögerte kurz. Wir waren uns völlig fremd, und er – oder sie – schien mir so direkt. Andererseits war es vielleicht genau das, was ich brauchte, und niemand würde je davon erfahren.
»Ja.«
Jemand nahm mich an die Hand und führte mich zu dem einzigen noch freien Gerät im Raum, noch einem Kreuz.
»Zieh dich aus.«
Mein Körper reagierte unmittelbar auf diese Anweisung; Dominik hatte mir dieselbe gegeben. Sogleich durchflutete mich eine Woge des Verlangens, eine ungebremste Lust, der Wunsch nach mehr. Nach was, hätte ich nicht sagen können.
Ich löste die Träger, legte meine Brüste frei und schob meinen Rock herunter. Wieder genoss ich den Kick, dass mir Fremde zusahen und die Darbietung genossen. Ich spreizte Arme und Beine am Kreuz, zum dritten Mal an diesem Tag vollkommen nackt. Es wurde schon fast zur Gewohnheit.
Jemand fesselte meine Handgelenke mit Lederriemen am Kreuz und zog sie fest, doch es war nicht unbequem. Diesmal wurden kein Safeword und kein Zeichen vereinbart. Auch gut. Mein geheimnisvoller Partner – oder meine Partnerin – wirkte erfahren genug, falls denn Zuversicht etwas war, auf das man sich verlassen durfte. Und sollte es zu hart werden, konnte ich immer noch »Stopp!« schreien. Ich hatte nur einen einzigen Drink gehabt, konnte klar denken und befand mich im Kreis vieler Menschen, die nötigenfalls eingreifen konnten.
Also lehnte ich mich entspannt gegen das Kreuz und wartete auf die Schläge, die auf mich einprasseln würden. Und sie kamen. Härter diesmal, viel härter als bei meinem letzten Spanking, und ohne das tröstliche Streicheln über meinen Hintern, wie Mark es zwischen den Schlägen getan hatte, um den Schmerz zu lindern. Bei jedem Hieb schnappte ich nach Luft. Mein Körper bäumte sich unter den kraftvollen Schlägen auf, die nicht nur meinem Arsch trafen, sondern auch meine Seiten. Er oder sie – ich wusste es immer noch nicht und wollte es auch gar nicht herausfinden, es war mir lieber, wenn dieses Erlebnis anonym blieb – schlug offenbar mit einem Instrument, aber ich hatte keine Vorstellung, mit welchem. Es klang wie ein Flogger, fühlte sich aber viel härter und unnachgiebiger an als die weichen, an einem kurzen Stiel befestigten Lederbänder.
Tränen schossen mir in die Augen und liefen mir über das Gesicht. Ich spürte, dass der Schmerz umso größer war, je stärker ich mich anspannte und der Wirkung zu widerstehen versuchte.
Also entspannte ich mich. Ich suchte nach dem Ort – wo immer er auch war –, an den die anderen sich offenbar hinbegaben. Ich stellte mir vor, mein Körper würde mit der Hand, mit dem Flogger, verschmelzen oder was immer auf mich einschlug. Ich lauschte dem regelmäßigen Klatschen der Schläge, dem rhythmischen Takt der Musik jenes fremden Partners, und irgendwann versiegte der Schmerz, und ein tiefer Frieden senkte sich auf mich herab. Ich war nun Partner dieses Tanzes geworden und nicht mehr das Opfer.
Plötzlich wurden die Riemen an meinen Handgelenken gelöst. Sanft strich mir jemand über die gepeinigten Stellen. Die Haut schmerzte ein wenig bei jeder Berührung.
Ein leises Lachen, in mein Ohr geflüsterte Worte, und dann war die Stimme fort, untergetaucht in der Schar der Gäste.
Ich stand da, lehnte lange reglos am Kreuz, bis es mir endlich gelang,
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