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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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allerdings waren wunderbar weich.
    Bücher hatte ich eigentlich nicht erwartet, obwohl sie zu ihm passten. Ich hatte Büchersammlungen bisher immer mit schlampigen Leuten, wunderlichen Bücherwürmern und zerstreuten Intellektuellen verbunden. Dominik hatte ich mir in einer Spitzenposition vorgestellt, als Börsenmakler oder Bankmanager und nicht als Professor, als der er sich mir auf meine Frage, warum sein Haus wie eine Bibliothek aussehe, offenbart hatte.
    Seine stets blitzblank polierten Schuhe und das Geld, das ich bei ihm vermutete – wie hätte er mir sonst die Geige kaufen und diese Szenarios arrangieren können? –, hatten in mir die Erwartung geweckt, von ihm in ein kühl eingerichtetes Apartment in Bloomsbury oder Canary Wharf geführt zu werden, mit viel Edelstahl und in Silber- und Schwarztönen. Mit einem ganz normalen Haus hatte ich jedenfalls nicht gerechnet, ein echtes Zuhause mit einem Arbeitszimmer und einer richtigen Küche und mit Büchern vom Boden bis zur Decke, Büchern in allen Farben und Größen, ein wahres Literaturkaleidoskop an sämtlichen Wänden. Im ersten Moment dachte ich, er müsse auch eine Katze haben, die mich wahrscheinlich von einem sicheren Platz irgendwo im Regal beobachtete. Doch schon kurz nachdem ich das Haus betreten hatte, wurde mir klar, dass Dominik kein Freund von Haustieren war. Ein Tier in seiner Nähe, ein unbeherrschbares Wesen, das ihm um die Beine strich, so etwas konnte er nicht ertragen – und schon gar nicht ein so unabhängiges Geschöpf wie eine Katze.
    Dominik wirkte nicht unbedingt verschlossen und schien nichts bewusst vor mir zu verbergen, dennoch hatte er mir bisher nur wenig über seinen Alltag und sein Leben außerhalb unserer Treffen verraten. Vermutlich schätzte er seine Privatsphäre, wofür ich viel Verständnis hatte, denn auch ich lud nicht gern Leute zu mir nach Hause ein. Darum hatte es mich überrascht, dass er mich in sein Haus mitgenommen hatte – allerdings machten ihn die Bücher irgendwie menschlicher. Wenn er schon keine eigene Geschichte hatte, so hatte er doch zumindest Freude daran, die Geschichten von anderen zu sammeln. Vielleicht ganz ähnlich meiner Angewohnheit, mir Geschichten zu meinen Instrumenten und der Musik auszudenken, die ich gerade spielte, sodass ich mit jedem Stück ganz eigene Bilderwelten und Erlebnisse verband.
    Bei diesem Gedanken wurde er noch attraktiver für mich. Diesen Mann und mich unterschied gar nicht so viel.
    Ich dachte daran, wie erfahren er mich berührt hatte, nachdem ich mich vor seinen Augen selbst befriedigt hatte. Der bloße Gedanke daran ließ meinen Körper erschauern. Sicher, ich hatte schon mit so einigen Männern geschlafen – es hatte mir nie an flüchtigen Begegnungen und Internetbekanntschaften gefehlt, wenn mich die Geilheit oder Einsamkeitsgefühle packten –, aber niemand hatte mich je so beobachtet, mir so intensiv dabei zugesehen, wie ich im grellen Schein der Schreibtischlampe meine Klitoris rieb – wie ein Arzt, bloß nicht so medizinisch nüchtern. Dominik kannte keine Scham, und offenbar genoss er es, mir die Scham nach und nach auszutreiben. Es kam mir vor, als würde er einer Vorführung zusehen, die er später genau nachvollziehen wollte. Er hatte mir angeordnet, mal langsamer oder schneller, mal fester oder weniger fest zu reiben. Wohl nicht um mich anzuheizen, sondern um meine Reaktionen einzuschätzen, um zu sehen, worauf mein Körper besonders reagierte. Er beobachtete mich wie ein Wissenschaftler eine neu entdeckte Gattung. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er angefangen hätte, sich Notizen zu machen.
    »Eines Tages«, hatte er gesagt, »wenn ich dir wieder dabei zusehe, werde ich dir sagen, du sollst dir einen Finger in den Arsch stecken.«
    Da war es um mich geschehen. Ich komme eigentlich nicht so rasch, schon gar nicht mit einem neuen Liebhaber, aber der Gedanke, dass er mich beobachtete, und seine Fantasien, seine schmutzigen Forderungen … Dominik verstand es, bei mir Knöpfe zu drücken, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie überhaupt hatte.
    Er spiele kein Instrument, hatte er gesagt. Aber er wäre bestimmt ein ausgezeichneter Musiker geworden.
    Ja, ich würde ihn wirklich gerne wiedersehen.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf den anderen Fuß und lockerte den Griff um meinen Geigenkasten. Er schien noch nicht bereit, mich gehen zu lassen. Geduldig wartete ich darauf, dass er etwas sagte.
    »Unser nächstes Treffen planst du«, sagte

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