80 Days - Die Farbe der Lust
Gesicht ausbreitete.
»Okay«, sagte ich.
»Und in der Zwischenzeit kannst du zu mir kommen und nächste Woche auf einer kleinen Party servieren, wenn du Lust dazu hast.«
»Servieren?«
»Als Kellnerin. Besser gesagt als Dienstmädchen. Die Gäste stehen alle auf Fetisch. Ich mache dich mit ein paar Leuten bekannt, und du testest an, ob es dir wirklich Spaß macht, beherrscht zu werden. Ich werde allen sagen, du willst es nur einen Abend lang probieren, und wenn es dir zu viel wird, lässt du dein Schürzchen fallen und mischst dich unter die Gäste. Ich habe auch richtige Sklaven bestellt. Für die Drecksarbeit. Du kannst einfach die Schnittchen herumtragen und scharf aussehen.«
»Scharf aussehen? Wie das? Was soll ich anziehen?«
»Keine Ahnung, lass dir was einfallen. Warum rufst du nicht einfach deinen reichen Freund an und fragst ihn, ob er dir was kauft?«
»Er ist nicht mein Freund! Und auf keinen Fall werde ich ihn um etwas bitten.«
»Jetzt mach dir mal nicht ins Höschen. Ich wollte dich doch bloß ein bisschen aufziehen. Herrje, bist du eine Mimose!«
»Also gut«, sagte ich gekränkt. »Einverstanden.«
»Prima«, antwortete Charlotte. »Vielleicht solltest du es ihm stecken, nur um zu sehen, wie er reagiert. Also, wir sehen uns am Samstag. Und bring mir bitte meinen Mantel zurück, ja?«
Drei Tage ließ ich verstreichen, bis ich Dominik anrief.
»Summer«, rief er, bevor ich meinen Namen gesagt hatte.
»Unsere Verabredung«, sagte ich. »Ich dachte an nächsten Mittwoch.«
Er antwortete nicht gleich, ich hörte Papier rascheln. Wahrscheinlich checkte er seinen Kalender.
»Kein Problem. Da habe ich nichts vor. An was hast du denn gedacht? Damit ich die nötigen Vorbereitungen treffen kann.«
»Ich möchte wieder für dich spielen. Bei dir zu Hause.«
»Eine ausgezeichnete Wahl, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
Ich war erleichtert, dass er mit meinem Vorschlag zufrieden war. Als Nächstes besprachen wir die Musik. Ich hatte mir überlegt, ihm etwas Ausgefallenes vorzuspielen, da ihm die Improvisation in der Krypta so gut gefallen hatte. Mir schwebte etwas von Ross Harris vor, einem neuseeländischen Komponisten, den er bestimmt nicht kannte, oder vielleicht ein Stück abseits des klassischen Repertoires, zum Beispiel von Daniel D. Aber dann traute ich mich doch nicht und stimmte zu, als Dominik den Schlusssatz des 1. Violinkonzerts von Max Bruch vorschlug.
»Bis bald also«, sagte ich mit gezwungener Heiterkeit. Ich telefoniere nicht gerne.
»Summer«, sagte er, als ich gerade auflegen wollte. Er musste offenbar immer das letzte Wort haben.
»Ja?«
»Hast du am Samstagabend Zeit?«
»Nein, da habe ich schon was vor.«
»Schade. Aber macht nichts.«
Er schien enttäuscht. Hatte er etwa gehofft, mich früher zu sehen? Da fiel mir ein, dass Charlotte mir geraten hatte, ihm von der Party zu erzählen.
»Falls du es wissen willst, ich habe einen Job auf einem etwas ungewöhnlichen Fest angenommen.«
»Aha. Und was ist daran so ungewöhnlich?«
Er klang amüsiert, nicht verärgert.
»Eine Party bei meiner Freundin Charlotte. Das ist die, die mich in die Fetischclubs eingeführt hat.«
»Scheint mir eine interessante Freundin zu sein.«
»Kann man wohl sagen. Sie … äh … sie hat mich gefragt, ob ich an dem Abend als Dienstmädchen arbeiten will.«
»Als Dienstmädchen? Nicht als Kellnerin? Unbezahlt, nehme ich an?«
»Denke schon. Von Geld war nicht die Rede.«
»Also nur für Luft und Liebe, wie es so schön heißt?«
»Genau.«
»Echt süß.«
Ich war mir nicht sicher, ob er damit seine Zustimmung ausdrückte.
An diesem Freitag kam wieder ein Paket. Von Dominik. Wiederum musste ich den Empfang bestätigen. Diesmal hatte er sich jedoch nicht vorher vergewissert, dass ich auch wirklich zu Hause war.
Er war einfach davon ausgegangen oder hatte es darauf ankommen lassen, was mich irgendwie ärgerte. Es passte mir nicht, dass er offenbar so gut über mein Privatleben Bescheid wusste.
In dem unscheinbaren Paket befand sich eine Schachtel, die in weißes Seidenpapier eingeschlagen und mit einer schwarzen Schleife zugebunden war. Ich öffnete sie vorsichtig, und zum Vorschein kam ein schwarzer Satinbeutel, und darin ein schwarzes Korsett. Wunderschön, nicht so ein billiges Ding, wie man es in Dessousläden von der Stange kauft, sondern rundum mit Stäbchen, breiten Keilen an den Hüften und einer Raute aus Samt in der Taille zur Betonung der Figur. Schmale
Weitere Kostenlose Bücher