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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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sein Schokocroissant und seinen Cappuccino statt in meine unbedacht ausgestreckte Hand auf den Verkaufstresen legte.
    »Ja«, antwortete ich, weil mir nichts anderes einfiel.
    Er machte einen lässigen Eindruck in seinem College-Sweatshirt, den Jeans und Turnschuhen. Sein zerzaustes strohblondes Haar schimmerte im Sonnenlicht, das durch das Schaufenster flutete. Er sah aus, als hätte er gerade einen Spaziergang durch den Central Park oder durch die wenigen Straßen gemacht, die nicht wegen des Marathons gesperrt waren.
    Er wirkte durch und durch amerikanisch – bis auf die Augen, die mich scharf und zugleich kühl musterten, als er von meiner Hand aufsah. Sie waren blaugrau, von der Farbe des Meeres an einem wolkenverhangenen Tag, und passten irgendwie nicht recht zu seiner Erscheinung, ebenso wenig der Klang seiner Stimme. Er hatte keinen New Yorker Akzent, sondern einen, den ich nicht zuordnen konnte.
    In seiner Freizeitkluft wirkte er wie verkleidet, als wäre er in der falschen Wohnung aufgewacht und hätte sich aus dem Kleiderschrank eines Fremden bedient.
    Unwillkürlich erschauderte ich, als ich ihm sein Wechselgeld gab.
    Er setzte sich auf einen der Hocker an dem Tresen vor dem Fenster und blätterte hastig in einem Buch, ohne wirklich darin zu lesen. Ich stellte mich zwischen Küche und Verkaufstheke, sodass er mich nicht sehen konnte, und beobachtete ihn, als er das Croissant in die linke Hand nahm, es in den mit Schokoladenpulver bestäubten Milchschaum stippte, wobei Krümelchen zurückblieben und am Rand der Tasse haften blieben.
    Da die Hitze aus der Backstube den kleinen Laden aufgeheizt hatte, zog er sich kurze Zeit später das Sweatshirt über den Kopf. Dabei hatte er auch sein T-Shirt mit in der Hand und enthüllte kurz, ehe er es wieder herunterzog, einen gebräunten, muskulösen Rücken mit einer Tätowierung auf der rechten Seite. Sein kurzärmeliges T-Shirt saß ziemlich eng, sodass ich, als er die Tasse zum Mund führte, das Spiel seiner kräftigen Armmuskeln betrachten konnte.
    Plötzlich drehte er sich zu mir um.
    Und ich merkte, dass ich die Luft anhielt.

2 TANZ IM MONDLICHT
    Erst eine Woche später sah ich ihn wieder. Diesmal trug er einen todschicken anthrazitfarbenen Businessanzug, und er kam zusammen mit einem anderen Mann. Sie setzten sich mit dem Rücken zu mir an denselben Fensterplatz, Chey und sein fetter, in einen beigefarbenen Blouson gezwängter Freund, der noch ein zweites Stück Torte und auch einen zweiten Cappuccino verlangte und mir ungeniert auf die Brüste glotzte, als ich ihm die Bestellung brachte.
    »Bedienung«, hatte er gerufen und dabei mit den Fingern geschnippt, als könnte ich ihn übersehen, obwohl er nur wenige Meter entfernt saß und die beiden die einzigen Gäste im ganzen Laden waren.
    Als ich ihm den Kaffee brachte, schnellte seine Hand ungeduldig zur Zuckerdose und stieß dabei gegen das Tablett, das ich gerade vor ihm abstellte. Die Tasse kippte um, und ihr brühend heißer Inhalt ergoss sich über meine weiße Bluse. Mit einem Aufschrei sprang ich zurück. Es gelang mir nur mit Mühe, Ruhe zu bewahren und die beiden nicht zu beschimpfen.
    Der fette Kerl schnappte sich eine Serviette und machte Anstalten, meine Brüste abzutupfen, doch Chey stand rasch auf und zerrte ihn rabiat auf den Hocker zurück.
    »Es reicht«, sagte er, woraufhin sein Begleiter kleinlaut in sich zusammensackte wie ein Ballon, aus dem schlagartig die Luft entweicht.
    Er hatte russisch gesprochen.
    Am nächsten Tag wurde im Laden ein Päckchen von Macy’s für mich abgegeben. Auf der beiliegenden Karte stand nur: Entschuldigung. Für Ihre Bluse.
    Sie war aus reiner Seide, mit einem raffinierten Spitzenkragen, viel schöner und zweifellos sehr viel teurer als das zweckdienliche Stück, das jetzt Kaffeeflecken hatte. Der französische Konditoreibesitzer hob die Augenbraue, als ich das Päckchen neben meinen Mantel zu meiner Handtasche legte, und verkniff sich die Frage, ob ich es denn nicht zurückgehen lasse. Cheys Bekannter war grob gewesen, und ich war bereit, dieses Geschenk als Wiedergutmachung zu akzeptieren.
    Eine Woche später wurde ich zwanzig, und Chey sollte mich zum Essen einladen.
    Er kam nachmittags vorbei, um sich zu vergewissern, dass ich das Päckchen erhalten hatte. »Ich hoffe, die Bluse passt und ist ein angemessener Ersatz für die, die mein Freund ruiniert hat.«
    »Oh. Ja, natürlich. Sie ist sehr schön, danke. Das wäre doch wirklich nicht nötig

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