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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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kannte ich.
    Kurz schloss ich die Augen und rief mir Chey in Erinnerung, wenn er mich ritt – sein Gesicht, den eleganten Schwung seines Unterleibs, den spitzen Winkel seines steifen Schwanzes, den schwachen Duft seines Atems, seine Glut.
    Und ich begriff, dass ich – seit ich seine Pistole abgefeuert hatte und aus der Geborgenheit seiner Arme geflüchtet war – jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stand, nach ihm rief und ihn aufforderte, er solle mich nehmen, mich ausfüllen, meine Beine spreizen, bis ich alles preisgab. Dass meine Tänze im Lauf der Zeit immer obszönere Formen angenommen hatten, war nichts als ein verzweifelter Hilferuf, mein Ersatz für den Sex, der mich definierte und mich zu einem Ganzen machte.
    Schließlich erstarben die Bewegungen der jungen Frau. Mit gespreizten Beinen und schwer atmend blieb sie stehen. Die kleinen Ringe an ihren Nippeln bebten leise, und die klemmenbesetzten Schamlippen waren rot und geschwollen.
    Dann erlosch das Scheinwerferlicht, und sie trat ab.
    Jetzt war ich neidisch auf sie.
    Denn ich wusste, dass dieses faszinierende Paar den Club bald verlassen und sich in ein Hotelzimmer zurückziehen würde, wo dieser Mann, Dominik, sie nehmen und so ungestüm ficken würde, dass er auf ganz archaische Weise seine Seele in sie einbrannte. Ich wollte an ihrer Stelle sein, wollte von einem kraftvollen Mann umarmt werden – gerne auch von einem bösen Mann –, der mich erregte, bestrafte, grausam mit mir spielte, mich befriedigte.
    Am folgenden Morgen stand ich früh auf und ging zu Fuß, vorbei am Jackson Square, dem großen Einkaufszentrum neben dem Audubon-Aquarium und dem IMAX -Kino, hinunter zum Mississippi-Ufer, wo sich auch die Anlegestellen der beiden großen Schaufelraddampfer Creole Queen und Natchez befanden. Wie prähistorische Monster wälzten sich große Kähne langsam den mächtigen Fluss hinauf, Möwen schwebten über dem Wasser, die Luft roch würzig. Der Müll der Neujahrsnacht war bereits fortgekehrt, obwohl in der Bourbon Street noch ein leichter Biergeruch hing. Da der Himmel grau war, musste ich ein Sweatshirt tragen. Als der Uferweg endete, kehrte ich um und ging zurück zum Café du Monde, vor dem ein Clown wurstförmige Luftballons aufblies. Ich überquerte den Platz, kreuzte die Dauphine Street und ging weiter zum Club. Madame Denoux, heute ebenfalls Frühaufsteherin, überprüfte gerade die Eintragungen in dem altmodischen Kontenbuch, als ich hereinkam – sie hatte es nicht so mit Computern.
    »Hast du nicht frei?«, fragte sie, als ich an ihre offene Bürotür klopfte.
    »Doch«, bestätigte ich. »Aber ich wollte mit Ihnen reden.«
    »Das klingt nicht gut.«
    »Nein, keine Sorge. Nur ein kleiner Plausch.«
    »Sprich, Kind«, sagte sie, schob das Kontenbuch beiseite und schenkte mir ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Ich brauche einen Tapetenwechsel.«
    »Ach, ihr Russinnen. Immer auf dem Sprung. Gefällt es dir nicht mehr in New Orleans?«
    »Doch, unbedingt. Ich liebe diese Stadt, sie ist einzigartig. Ich könnte für immer hier leben. Nein … es liegt an mir. Irgendwie ist tanzen nicht genug für mich. Ich brauche mehr. Aber ich weiß nicht genau, was.«
    Madame Denoux lächelte.
    »Darf ich dir einen Vorschlag machen, Luba?«
    »Aber sicher.«
    »Versprich mir erst, dass du nicht schockiert oder beleidigt sein wirst.«
    »So gut sollten Sie mich inzwischen doch kennen«, sagte ich.
    Mir war klar, dass Madame Denoux ausgezeichnete Verbindungen hatte. Das ergab sich schon aus ihren häufigen Geschäftsreisen und den rätselhaften Besuchern, die wir Tänzerinnen tagsüber zu ihr ins Büro gehen sahen, wenn wir probten.
    »Du magst Männer?« Dabei sah sie mir gerade in die Augen, es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja«, antwortete ich. »Aber ich möchte mich nicht prostituieren. Das kommt auf keinen Fall infrage.«
    »Gut«, meinte sie. »Denn darum geht’s auch nicht.«
    »Kommen Sie zum Punkt«, bat ich etwas unwirsch, weil sie um den heißen Brei herumschlich.
    »Aber Sex ist dabei im Spiel«, erklärte sie. »In gewisser Weise könnte man es als Sex für Geld ansehen, aber für dich und für mich ist es Sex als Schönheit, als Kunst. Dafür bezahlen unsere Kunden ja schon jetzt, wenn sie dir und den anderen Mädchen beim Tanzen zusehen. Für die Illusion von Sex. Nun, hier geht es darum, ihnen nicht nur etwas vorzugaukeln, sondern die Dinge einen Schritt weiter zu treiben, über das bloße Scharfmachen hinaus. Es gibt Männer, die

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