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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Bewegungen und die Musik unauslöschlich in mein Gedächtnis eingeprägt. Man vergisst nie etwas, das man mit rebellischem Eifer gelernt hat.
    Laut Katalogbeschreibung beherrschte mein Partner den argentinischen Tango, der sich ein wenig vom russischen unterschied. Ich wusste, dass ich mich für die Dauer unserer Darbietung seiner Führung überlassen musste, schon um der emotionalen Tradition des Tanzes willen.
    Doch ich war fest entschlossen, ihm nur mit dem Körper zu folgen. Er sollte mich nicht beherrschen. Dem jahrelangen Balletttraining verdankte ich eine Haltung, die keine Gefühle verriet, und ich wusste, dass ich mich behaupten konnte. Ich würde mich dem Tanz und nicht dem Mann unterwerfen. Er war nur eine schmückende Ergänzung. Die Verbildlichung von Fleischeslust. Eine Requisite, nicht mehr. Der Tango war mein Szenario und er nur der Sexpartner, der allein wegen seiner körperlichen Vorzüge und seiner Eignung für diese Rolle ausgewählt worden war.
    Mein Stolz diente mir als unsichtbarer Schild.
    Jurorin A und Jurorin B zeigten sich unbeeindruckt von meinem Solo. Dann verklang das Meeresrauschen, und der Tango setzte ein, ein Rhythmus, der sich so sehr von Debussy unterschied wie der Tag von der Nacht. Der Wechsel von dem einen Stück zum anderen war wie ein Sprung von den kühlen Gewässern Nordeuropas an die heißen Strände Südamerikas. Die plötzliche Hitze ließ mein Herz erwartungsvoll schneller schlagen, mein Puls raste.
    Nun trat mein Partner von der Seite her aus dem Dunkel der Kulissen auf mich zu wie ein Dämon, der zum Leben erwacht war. Der Mann, der mich ficken würde. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen und die Fotos im Katalog bewusst überblättert. Einerseits wollte ich so unserer Darbietung die theatralische Spannung erhalten und andererseits verhindern, dass ich auch nur einen Funken Sympathie für ihn entwickelte. Er würde einfach der Tango sein, basta.
    Als er in das gleißende Scheinwerferlicht trat, war seine Haltung unerbittlich, seine Miene grimmig.
    Er nahm meine Hand. Zog mich mit eisernem Griff an sich. Hätte ich ihn fortstoßen wollen, wären meine Fäuste so wirkungsvoll gewesen wie die Samtpfoten eines Kätzchens im Kampf mit einer Bulldogge.
    Angst stieg in mir auf, und mein Herz hämmerte, aber auch die Erregung wuchs. Die mentale Vorbereitung der Schrittfolgen, das Errichten der psychischen und emotionalen Barrieren und die vielen Stunden der Selbstgespräche: Es ist nur ein Job, nur ein Job , wurden bedeutungslos, kaum dass ich dem ersten Fremden gegenüberstand, mit dem ich vor Publikum ficken würde.
    Er war jung und schön, eine Sinfonie aus gebräunter Haut und muskulösen Gliedern. Sein karamellfarbener Ton ließ erahnen, dass er schmeckte wie eine Süßigkeit. Er war Chey, nur zehn Jahre jünger und mit einem viel grausameren Zug um den Mund.
    Mit einem Schlag waren meine sorgfältig durchdachten und ach so rationalen Beteuerungen vergessen, beiseitegelegt wie eine alte Zeitung, denn ich merkte, dass ich mich von ihm angezogen fühlte. Was mich entspannte. Ich überließ mich der Stimmung der Musik und dem Tanz.
    Da ich mich in der Gegenwart der beiden Schiedsrichterinnen sicher wusste, konnte ich von Hingabe träumen. Davon, dass ich losließ, dass ich genommen wurde; von meinen Kindheitsfantasien mit den darin unweigerlich auftauchenden Piraten, Vampiren oder Straßenräubern; von Szenen, in denen ich überwältigt wurde und mich willenlos einem attraktiven, Furcht einflößenden Fremden überließ und dennoch an Leib und Seele unverletzt blieb. Es waren nur Gedankenspiele, aber sie waren hoffnungslos verführerisch; und kaum stand meine Fantasie in Flammen, folgte mein Körper nach.
    Ich schmiegte meine Brüste fest an seinen Körper – und spürte seinen Schwanz zwischen meinen Schenkeln. Die Spalte zwischen meinen Schamlippen wurde feucht, sein Schwanz zuckte und wuchs.
    Wie bei der Ruhe vor dem Sturm wurde die Musik unmerklich langsamer, und jeder Ton hinterließ in seinem Nachklang eine Frage.
    Würde ich? Könnte ich?
    Er umfasste mein Kinn. Sein Blick durchdrang mich.
    Eng umschlungen standen wir da, in einem stummen Zweikampf des Willens, einem wortlosen Gespräch, bei dem er seine Absichten nicht verhehlte.
    Seine braunen Augen waren so dunkel wie ein unergründlich tiefer Fluss. Seine Pupillen weiteten sich, als die Erregung das Blut in seine Glieder schießen ließ.
    Ein Kugelschreiber schabte über Papier, schrieb mit langsamen kratzigen Auf-

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