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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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zu und stellte meine Segeltuchtasche in einer Ecke auf einem Stapel Farbdosen ab, neben dem sich Mäntel türmten und Federboas in allen möglichen schillernden Farben achtlos hingeworfen waren.
    Plötzlich krachte es hinter mir, ein Knall, so scharf wie ein Schuss, und als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch, dass die Zirkusdirektorin ihre Menagerie zur Tür hinausscheuchte. Allerdings wandte sie sich dabei kurz um und blinzelte mir zu, in Anbetracht der Länge und des Gewichts ihrer falschen Wimpern kein leichtes Unterfangen. Mit den roten Spitzen wirkten sie erst recht wie Spinnenbeine. Die Mädchen liefen vor ihr her, als wären sie tatsächlich Tiere, die wie die Herden Afrikas in gemächlichem Trott auf dem Weg zum nächsten Wasserloch sind.
    Durch die Bemalung der Mädchen bekam die Sexshow etwas Animalisches, und weil ich mehr von ihnen sehen wollte, beeilte ich mich mit dem Umziehen. Ich schlüpfte aus meinen unauffälligen Jeans und meinem T-Shirt und warf mir das weiße Gewand über. Dann puderte ich mir ein bisschen das Gesicht, damit die Haut nicht glänzte, prüfte vor dem Spiegel ein letztes Mal meine Frisur und lief dann durch einen anderen Flur in den Bühnenraum, wo ich mir hinter einem Vorhang versteckt die erste Nummer ansehen wollte.
    Die Bühne war wie ein Dschungel dekoriert. Die Luft, die mir schwül und stickig entgegenschlug, als wären wir in einem der Amsterdamer Gewächshäuser, passte dazu. Auf den Holzdielen standen eine Unmenge roter, violetter und orangefarbener Töpfe mit Farnen und tropischen Pflanzen. Und selbst für die Hintergrundgeräusche griff man das Dschungelthema auf, denn zwischen den einzelnen Nummern drangen aus den Lautsprechern das Zwitschern von Vögeln und das leise Plätschern fließenden Wassers. Die Menagerie hatte sich in verschiedene Ecken gekauert, und statt zu tanzen, bewegte sie sich wie ihre echten Artgenossen. Sie schlichen um Bäume, nagten an Blättern, betrachteten die Tänzerinnen mit staunenden Blicken, und wenn die Zirkusdirektorin mit der Peitsche knallte, schreckten sie hoch und fauchten.
    Die erste Nummer wurde von einer Schlangenfrau bestritten, so biegsam, dass mir allein schon vom Zusehen die Glieder schmerzten. Als Nächstes tanzte eine femme fatale in einem schwarzen Seidenkleid mit einem Gewehr. Sie beendete ihren Auftritt mit einem Schuss ins Publikum. Es fehlte nicht viel, und sie hätte mit dem Gewehrlauf gevögelt, so leidenschaftlich umarmte sie das kalte Metall. Unwillkürlich musste ich daran denken, wie ich in Cheys Wohnzimmer die Sig Sauer im Anschlag hielt, damit über das Parkett in seiner Wohnung schlitterte und schließlich auf den Fernseher zielte. Ich finde es nicht weiter schlimm, denn wir haben sowieso kaum ferngesehen, oder?
    Unvermittelt blitzten Cheys Worte vor meinem inneren Auge auf. Sein Brief steckte sicher in meiner Segeltuchtasche, und ich wünschte mir im Augenblick nichts sehnlicher, als mich in ein Bett zu kuscheln und mir die Bögen an die Brust zu pressen – oder, besser noch, mich neben Chey auszustrecken und ihm zu sagen, dass es mir leid tat, dass ich ihn liebte, dass wir zusammenbleiben sollten. Tränen liefen mir über die Wangen, tropften auf mein Kleid und durch den dünnen Stoff auf meine Haut.
    Die nächste Tänzerin sah ich zuerst nur durch einen Tränenschleier. Sie kam als Einhorn verkleidet auf die Bühne und trug am Kopf ein schlankes, blinkendes Horn sowie ein paillettenbesetztes, bei jeder Körperbewegung glitzerndes Geschirr. Mit ihren Schritten brachte sie derart überzeugend das Charakteristische eines Pferds zum Ausdruck, dass das Geschirr und die Hufe, die Chey mir gekauft hatte und in denen ich kaum gehen, geschweige denn tanzen konnte, an mir wie verschwendet erschienen. Sie hingegen wirkte so durch und durch animalisch, dass man kaum sagen konnte, was an ihr menschlich und was tierisch war.
    Meine Blicke hingen wie gebannt an der jungen Frau, doch in Gedanken war ich wieder in Cheys Arbeitszimmer. Ich erinnerte mich daran, was ich empfunden hatte, als er seinen Schwanz in mein Arschloch schob, so tief, dass ich schließlich auf den Fußboden sank und er sich neben mich legte, um mich so lange zu streicheln, bis ich wieder zu mir kam.
    Als die Tänzerin ihre glitzernden engen Shorts und das Bustier auszog, kam ein winziges paillettenbesetztes Höschen zum Vorschein, jedoch ließ sich weder die Form einer Vagina noch die eines Penis ausmachen, der sich darin als Ausbeulung abgezeichnet

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