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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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und mit ihm die neunzig Tage, an denen Leo vom Gelächter seiner Kameraden verschont geblieben war. Wie auch von den nicht enden wollenden Schulpausen, in denen er immer alleine herumstand. Von den Blicken seiner Klassenkameraden, die ihn von der anderen Straßenseite aus anstarrten. Die Sommertage waren ihm einfach durch die Ritzen des Rollladens entwischt, der ihn daran gehindert hatte, den Sternschnuppenregen zu sehen. Die Tage waren ihm ausgegangen wie damals die Leuchtsterne an der Zimmerdecke, die von einer Seite des Horizonts bis zur anderen reichten: von einem neuen Morgen, an dem alles möglich war, bis zum Sonnenuntergang am Ende eines weiteren Tages, den er allein mit seinen Büchern im Bett verbracht hatte. Von Zeit zu Zeit waren die Stimmen der Kinder zu ihm heraufgedrungen, die auf dem Weg zum See oder zum Schwimmbad laut krakeelend an seinem Zimmerfenster vorbeikamen, während sie mit Stöcken gegen die überwucherten Drahtzäune der Häuser schlugen. Leo war jedes Mal kurz auf den Balkon hinausgetreten, um den bunten, lärmenden Haufen vorbeiziehen zu sehen. Für die meisten seiner Kameraden war es ein Sommer endloser Fußballspiele gewesen. Ein Sommer mit Wespenstichen und Coca-Cola, die ihnen beim Lachen aus der Nase sprudelte, und Zeltabenteuern im Garten hinter dem Haus. Für Leo waren es drei Monate der einsamen Lektüre gewesen, Nachmittage im Internet und Abende, an denen er heimlich die Unterhaltung seiner Eltern mitgehört hatte.
    Am letzten Abend der großen Ferien streifte Leo mit flauem Magen durchs Haus. Er versuchte die Nervosität zu besiegen, die der Beginn des neuen Schuljahres in ihm auslöste. Linda und er warteten darauf, dass seine Eltern zum Abendessen nach Hause kamen.
    Eine erneute Welle der Unruhe überkam ihn, als sie den Schlüssel im Schloss hörten.
    »Deine Eltern sind da«, sagte sie.
    Leo setzte sich an den Tisch.
    Seine Mutter kam in die Küche und ging als Erstes zum Kühlschrank. Sie schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und gab so viel Crushed-Ice hinzu, bis das Glas randvoll war. Dann sah sie ihren Sohn an, so wie sie ihn seit der Diskussion, die sie an ebenjenem Tisch geführt hatten, während seine Hand unter ihren Fingernägeln gefangen gewesen war, ständig ansah. Dann ging sie zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie erkundigte sich, ob er schon seine Schulsachen gepackt und die Uniform bereitgelegt hatte.
    »Sí, Señora«, mischte sich Linda ein. »Der Anzug ist frisch gebügelt. Er hängt oben in seinem Schrank.«
    Victoria reagierte nicht. Amador betrat den Raum, wuschelte seinem Sohn durchs Haar und begrüßte Linda.
    »Was auch immer du da gekocht hast, es riecht fantastisch«, sagte er.
    Dann fragte er Leo, ob er schon aufgeregt sei.
    »Von mir aus könnte der Sommer noch viel länger dauern«, antwortete er.
    »Leo.« Amador setzte sich zu ihm an den Tisch und legte eine warme Hand auf die seines Sohnes. »Deine Mutter hat beschlossen, dass wir dir heute das Teleskop zurückgeben«, log er. Es war nicht leicht gewesen, Victoria davon zu überzeugen, dass sie ihre Strategie ändern mussten, wenn sie von ihrem Kind Antworten bekommen wollten. »Wir sind immer auf deiner Seite. Das weißt du doch, oder, Commander?«
    Dann warf er seiner Frau einen auffordernden Blick zu.
    »Wir sind deine Eltern, und wir werden unser Möglichstes tun, um zu verstehen, was mit dir los ist«, lauteten ihre Worte. Das Eis klirrte gegen das Glas, als sie einen Schluck von dem Wasser nahm.
    Amador spürte, wie ihm die Hand seines Sohnes langsam entglitt.
    »Wir wissen natürlich, dass der Sternschnuppenregen für dich eine große Sache war«, erklärte Victoria weiter, »aber du musst auch unsere Seite verstehen. Wir sind auf deine Hilfe in dieser Sache angewiesen. Für uns ist das alles auch nicht leicht. Und leider stellen wir fest, dass die Verständigung mit dir ziemlich schwierig ist.«
    Leo wunderte sich über das Bestreben seiner Eltern, alles im Plural zu formulieren.
    »Das Teleskop ist mir egal. Ich brauche es nicht mehr«, sagte er. »Und ihr könnt ruhig weiter glauben, dass ich den Brief geschrieben habe.« Er musste daran denken, wie er vor dem Rollo am Boden gelegen hatte, mit Pi auf der anderen Seite. »Das tut ihr ja sowieso.«
    Victoria schnalzte mit der Zunge. Sie wollte gerade widersprechen, als Leo von seinem Stuhl aufstand.
    »Ihr braucht mir nicht zu sagen, dass ich ohne Abendessen ins Bett gehen muss. Ich habe sowieso keinen Hunger.«
    Ohne

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