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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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eine Reaktion abzuwarten, verließ Leo die Küche und ging hinauf in sein Zimmer.
    Auf seinem Bett lag zusammengefaltet das Teleskop. Jetzt war ihm auch klar, warum sein Vater erst einige Minuten nach seiner Mutter in die Küche gekommen war. Er schloss die Tür hinter sich und holte aus dem Schrank die zwei Kleiderbügel, auf denen seine Uniform hing. Beim Anblick der grauen Hose und der granatroten Krawatte brach ihm der kalte Schweiß aus. Er hängte die Kleider über seinen Schreibtischstuhl und legte sich ins Bett.
    In der Küche saßen Amador und Victoria noch beim Abendessen. Amador wusste, was seine Frau sagen würde, sobald sie den letzten Bissen von ihrem Apfel hinuntergeschluckt hatte.
    »Wir müssen deinen Sohn zu Doktor Huertas bringen.«
    Amador stand ohne ein Wort auf. Er holte eine Packung Oreo-Kekse aus der Speisekammer und ging die Treppe zu Leos Zimmer hinauf. Als er das Teleskop vor der geschlossenen Tür auf dem Boden liegen sah, hallten die Worte in seinem Kopf nach, die sein Sohn zu Beginn des Sommers zu ihm gesagt hatte: »Papa, dieses Jahr soll der Perseidenstrom besonders toll sein. Schaust du ihn mit mir an?«
    Amador musste sich auf eine der Treppenstufen setzen.

9
    AARÓN
    Freitag, 26. Mai 2000
    Andrea tippte Aarón, der am Eingang zur Universität auf dem Boden saß, auf die Schulter.
    Aarón sah zu ihr hoch. Ein vertrautes Wohlgefühl umfing ihn, als Andreas Haarsträhnen sein Gesicht streiften. Der Duft nach Kamille hüllte ihn ein und drang in seine Poren, wie es seit über einer Woche nicht passiert war. Er stand auf, wobei er sich im Riemen der Tasche verhedderte, die er über der Schulter trug und die jetzt an seiner Hüfte hängen blieb. Er blickte abwechselnd in Andreas Augen und auf ihre Lippen und widerstand dem Impuls, sie auf den Mund zu küssen. Er umarmte sie.
    »Drea.« Der Lufthauch, mit dem er ihren Namen ausstieß, liebkoste sie im Nacken, sodass sich die Härchen dort aufstellten. Sogar ihre Brustwarzen wurden hart.
    Die unbeholfene Begrüßung brachte sie beide zum Lachen. Andrea fielen sofort Aaróns trockene Lippen und der ungepflegte Bart auf, von dem er sich sonst immer gerade so viel rasierte, dass noch ein dunkler Schatten zu sehen war.
    »Aarón«, begann sie und legte die Hände auf seine Wangen, »sag mir jetzt bitte sofort, was mit dir los ist!« Ihr Ton glich dem einer Mutter, die aus einem aufsässigen Kind herausbekommen will, woher es eine Packung Kekse hat. Oder vielleicht war es auch der Ton einer Mutter, die anstelle der Herkunft der Kekse diejenige einer Morddrohung in Erfahrung bringen will, die ihr Sohn in seinem Rucksack gefunden hat. »Huhu, Aarón, ich bin’s, Andrea! Ich will es jetzt wissen.« Ein unterdrücktes Lächeln besiegelte die strenge Ansprache. »Außerdem habe ich eine Überraschung für dich.«
    Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung. In diesem Augenblick fühlte es sich für Aarón so an, als wäre Andrea noch seine Freundin und David würde jeden Augenblick anrufen, um sich nach ihren Freitagabendplänen zu erkundigen. Als wäre alles so wie früher. Andrea ging in die Knie, um ihre Tasche auf dem Boden abzusetzen. Sie zog eine braune Decke mit weißem Blumenmuster heraus. Früher war die Decke einmal dick und flauschig gewesen, aber mit den Jahren war der Stoff ganz platt und dünn geworden.
    »Wir machen ein Picknick am See.«
    Es war dieselbe Decke, auf der Aarón Andrea zum ersten Mal seine Liebe gestanden hatte, bevor er bis zur Hüfte ins Wasser gesprungen war und gerufen hatte: »Komm ins Wasser!« Die schöne Erinnerung wurde plötzlich von einer anderen überlagert, der Erinnerung an jenen Abend, an dem David ihm viel Glück gewünscht hatte, bevor er ins Auto gestiegen war, um mit Andrea Schluss zu machen. Aarón musste einmal tief durchatmen.
    »Mir geht’s nicht so gut …«, versuchte er ihr das Vorhaben auszureden.
    »Dir geht’s gut genug, und basta«, antwortete sie mit demselben verhaltenen Lächeln. »Wie lange haben wir jetzt nicht mehr miteinander gesprochen? Zwei Wochen? Von Héctor habe ich erfahren, dass du David immer noch nicht besucht hast. Und ich weiß nicht, wie lange dein Chef noch Verständnis für dein Nichterscheinen am Arbeitsplatz hat. Er versteht zwar, dass es dir schlecht geht und alles, aber früher oder später musst du auch mal wieder arbeiten gehen. Auf Dauer kann er die Apotheke nicht alleine am Laufen halten. Früher oder später hat er die Nase voll. Darf ich fragen, was du

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