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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Rücken.«
    Jedes Mal, wenn er auf seine Mutter zu sprechen kam, leuchtete sein Gesicht förmlich auf. Jetzt nutzte er sein Lächeln, um mithilfe des kleinen Fingers einen Essensrest aus einem Backenzahn zu pulen. Er betrachtete den kleinen dunklen Rückstand, der an seinem Fingernagel klebte, und steckte ihn wieder in den Mund. Dann fuhr er fort:
    »Aber meine Mutter hat sich nicht unterkriegen lassen. Sie war es, die später die Fabrik aufgebaut hat. Sie hatte gemeinsam mit meinem Vater in dem Laden gearbeitet, und sie schwor sich, das Geschäft trotz allem voranzubringen. Dabei führte sie den Laden nicht nur weiter, sondern sie baute ihn auch aus.«
    Aarón fiel auf, dass der Essensrest jetzt zwischen den beiden oberen Schneidezähnen hängen geblieben war. Er malte sich aus, wie Isaac in die Apotheke kam, um Fruchtsalz zu kaufen. Die Erfahrung sagte ihm, dass dieser Mann an Sodbrennen litt.
    »Mit den Uhren verhält es sich so wie mit den Mädchen draußen an der Schnellstraße: Wenn du erst mal weißt, wie’s funktioniert, kannst du es tausendmal machen. Du weißt schon, was ich meine.« Er hielt inne und wartete darauf, dass Aarón ihm zustimmte. Aarón tat ihm den Gefallen mit einem gezwungenen Kopfnicken. »Mein Großvater hat noch richtig gute Uhren hergestellt, und zwar in Handarbeit. Er hat da sein Herzblut reingesteckt. Ich stelle sie jetzt in Serie her, meistens für kleine Firmen. Sie lassen ihr Logo aufdrucken und verschenken sie an ihre Mitarbeiter. Billige Massenware.«
    »Isaac«, sagte Aarón. Er betonte den Namen so, als setzte er damit einen Punkt hinter alles bisher Gesagte, um in einem neuen Absatz endlich die entscheidende Frage zu stellen. »Wie viel Zeit lag zwischen …« Er räusperte sich noch einmal. »… zwischen dem Tod Ihres Großvaters und dem Ihres Vaters?«
    »Vierzig Jahre, vier Monate und fünfzehn Tage. Ich erinnere mich genau. Meine Mutter wiederholte es ständig in ihren Gebeten. Jeden verdammten Tag. O allmächtiger Gott, pflegte sie zu sagen, nur vierzig Jahre, vier Monate und fünfzehn Tage hast du meinem guten Mann geschenkt. Eine Heilige, meine Mutter.«
    »Ich verstehe nicht ganz, wie …?«
    »Was gibt’s da zu verstehen, Junge? Sie haben erst meinen Großvater umgebracht und nach Ablauf des genannten Zeitraums meinen Vater.« Dabei schlug er mit den Händen kräftig auf den Tisch, zuerst mit der einen Hand, um den ersten Mord zu markieren, und dann in etwa schulterbreitem Abstand noch einmal mit der zweiten Hand. »So lange hat mein Vater gelebt. Kapierst du nicht? Er wurde an dem Tag geboren, als mein Großvater starb.«
    Dabei blickte er auf die Hand, die er zuerst auf den Tisch gelegt hatte.
    »Das wusste ich nicht. Ihr Großvater hat also seinen eigenen Sohn gar nicht kennengelernt.«
    »Nein.«
    Isaac atmete tief durch die Nase ein und stieß die Luft durch den Mund wieder aus. Aarón wollte den neuen Geruch, der ihm jetzt entgegenwehte, gar nicht erst identifizieren.
    »Mein Großvater war gerade im Laden und bediente ein paar Kunden. Stell dir mal Arenas um 1909 vor.« Er rechnete kurz etwas im Kopf und sprach dann weiter: »Das ist fast hundert Jahre her, verdammt. Ich weiß gar nicht, ob es damals überhaupt schon Straßenlaternen gab.«
    »Ja, gab es. Die elektrische Beleuchtung wurde 1905 in Arenas eingeführt«, antwortete Aarón.
    Isaac riss die Augen auf.
    »Ich hab ein bisschen was recherchiert«, erklärte Aarón.
    »Meine Familie war in Dauerstreit mit den Besitzern einer Brotofenfabrik, der heute noch währt. Darüber, welches der älteste Handwerksbetrieb im Dorf war. Das war natürlich die Uhrmacherwerkstatt meines Großvaters, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.« Isaac hielt eine ausgestreckte Hand hoch und erhob die Stimme. »Einen besseren Ort als Arenas kann es für einen Uhrmacher wohl nicht geben, oder was meinst du dazu?«
    Aarón begriff die Anspielung auf arena , Sand, und musste an eine Sanduhr denken.
    »Es waren drei Kunden im Laden«, fuhr Isaac fort. »Darunter ein Junge, der wohl den Schreck seines Lebens davongetragen hat. Ich muss es ja wissen. Jemand hatte meinen Großvater benachrichtigt, dass seine Frau in den Wehen lag, um seinem zehnten Kind das Licht der Welt zu schenken. Er blieb aber im Laden, um sein Tageswerk zu Ende zu bringen. Wegen dem zehnten Kind lässt du dann auch nicht mehr alles stehen und liegen.« Aarón hielt es für einen Scherz, aber da Isaac keine Miene verzog, verkniff er sich das Lachen. »Und dann

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