9 - Die Wiederkehr: Thriller
kam plötzlich der Scheißkerl rein, der ihn umgebracht hat. Offenbar bedrohte er meinen Großvater mit einem Messer. Die Klinge war so lang wie ein Unterarm. Er wollte die wertvollsten Uhren haben. Dumm war er nicht. Ich habe dir ja erzählt, dass mein Großvater Uhren von hoher Qualität herstellte. In dem Laden steckte also ein Haufen Kohle.«
Isaac schnellte vor und fragte:
»Was ist los? Willst du jetzt auch noch mitschreiben?«
Aarón hatte sein Notizbuch noch nicht einmal ganz aus der Tasche geholt.
»Macht es Ihnen was aus?«
Aarón dachte an sein Treffen mit Samuel Partida. Nachdem er sich von ihm verabschiedet hatte, war er wie der Blitz zum Auto gerannt und hatte sich alle wichtigen Daten notiert, und zwar mit einer Handschrift, die noch schlimmer war als die der Ärzte, über die er sich immer beklagte, wenn er ihre Rezepte entziffern musste. Seine Gedanken rasten schneller, als eine Hand jemals hätte schreiben können. Es war wieder einer dieser unkontrollierbaren Anfälle von beschleunigtem Denken gewesen. Und auch die Position hinter dem Lenkrad hatte sich als denkbar ungünstig erwiesen, da er sich bei jedem Zeilenwechsel den Ellbogen an der Autotür stieß.
Isaac überlegte es sich kurz, dann schüttelte er den Kopf.
»Er hat ihm an Ort und Stelle das Messer in die Brust gerammt. Meine Großmutter wartete zu Hause auf ihn. Es war dann nicht mein Großvater, der zwei Stunden später vor der Tür stand, sondern ein alter Mann aus dem Dorf. Er teilte meiner Großmutter den Tod ihres Mannes mit, bevor das Kind, mein Vater, seinen ersten Schrei ausstieß. Die Antwort ist also nein, mein Großvater hat seinen Sohn nie gesehen. Da hatte ich mehr Glück. Ich habe meinen Vater wenigstens noch kennengelernt. Zwar nicht sehr gut, aber doch gut genug, um mich an sein Gesicht erinnern zu können.«
Isaac war sich dessen bewusst, dass seine Stimme immer leiser geworden war, so leise, dass Aarón nicht umhin konnte zu glauben, dass der Isaac mit dem fleckigen Hemd, der es immer so schrecklich eilig hatte, nicht mehr als eine Fassade war, hinter der sich eigentlich ein guter Mensch verbarg, den das Leben schlichtweg hart gemacht hatte.
Schließlich gewann er wieder die Kontrolle zurück. Mit einer flinken Handbewegung versuchte er, Aarón das Notizbuch wegzuschnappen. Aarón hielt das Büchlein fest.
»Du hast mir doch gesagt, du bist kein Journalist.«
»Bin ich auch nicht. Ich arbeite in einer Apotheke in Arenas. Es …« Aarón biss sich auf die Innenseite der Lippe. »Es ist nicht so leicht zu erklären. Und Sie haben ja nur diese eine halbe Stunde. Aber wenn Sie möchten, erzähle ich es Ihnen gerne.«
»Schon gut, Junge, ich will es gar nicht wissen.«
»Sie sagten gerade, es seien drei Kunden im Laden gewesen, als Ihr Großvater überfallen wurde?«
»Ja, so ist es. Ich glaube, es waren drei.«
»Das heißt, fünf insgesamt, einschließlich des Täters und Ihres Großvaters«, murmelte Aarón, während er in sein Notizbuch kritzelte. »Darunter ein Junge.«
»Und jetzt willst du wahrscheinlich, dass ich dir auch noch die Geschichte mit meinem Vater erzähle.«
»Ich bitte Sie darum.«
»Na, dann brauche ich erst noch einen Kaffee. Aber deine Zeit bleibt die gleiche. Hoffen wir, dass sich der Automat anständig benimmt.«
Isaac stand von seinem Stuhl auf, indem er den Bauch nach vorne und nach oben schob und damit den Rest des Körpers zwang, ihm zu folgen. Langsam schritt er durch den Raum auf die gegenüberliegende Seite. Seine Gestalt zeichnete sich gegen die aufgewirbelten Staubpartikel ab, die in den Sonnenstrahlen tanzten, die durch die schmutzigen hohen Fenster schräg von oben hereinfielen. Auf dem Weg zum Kaffeeautomaten zog sich Isaac Canal dreimal an der Gürtelschnalle die Hose hoch, und noch ein weiteres Mal auf dem Rückweg. Der Automat benahm sich anständig, aber der schleppende Gang des Fabrikbesitzers zog Aaróns Wartezeit in die Länge.
»Jetzt habe ich dich gar nicht gefragt, ob du auch einen willst. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du keinen willst. Ich jedenfalls rate dir von der Brühe ab. Ich wette, dieser Kaffee ist schuld an dem Sodbrennen, das mich die ganze Nacht wach hält.« Er rieb sich den Bauch. »Also gut. Dann wollen wir mal.« Er stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und ließ sich in den Stuhl zurückplumpsen. »Die Geschichte, wie mein Vater umgebracht wurde.«
»Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie …«
»Ich habe doch gesagt,
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