9 SCIENCE FICTION-STORIES
kaum geklappt. Jedes Einmischen von außen hätte seinen Versuch gestört. Wir mußten warten. Aber jetzt ist alles in Ordnung. Der Zeitpunkt war genau richtig.«
»Sind Sie sicher, Stanford?«
»Sicher? Aber selbstverständlich. Wir haben die Androidenfrau geschaffen und ausgebildet. Wir haben ihr einen starken mütterlichen Instinkt eingepflanzt. Sie weiß, was sie zu tun hat. Sie ist fast menschlich. Wir wissen zwar nicht, wie Youngs Mutter aussah, aber vermutlich weiß er es selbst nicht mehr. Über die Jahrtausende hinaus hat er sie sicher idealisiert. Und wir haben nichts anderes getan. Wir haben eine ideale Mutter geschaffen.«
»Wenn es nur klappt«, sagte Riggs.
»Es wird klappen.« Stanford war zuversichtlich. »Vielleicht stoßen wir auf kleinere Fehler, aber sonst muß es klappen. Er hat die ganze Zeit gegen sich angekämpft. Nun kann er die Verantwortung einem anderen übertragen. Das wird ihn über das letzte Hindernis hinwegbringen und ihm die zweite Kindheit geben, die er so notwendig hatte. Er kann zufrieden sein. Er hat jemand, der für ihn sorgt, für ihn denkt und ihn bemuttert. Vielleicht geht er noch einen kleinen Schritt zurück – bis zur Wiege. Und das ist gut – denn je weiter er zurückgeht, desto mehr Erinnerungen werden ausgemerzt.«
»Und dann?« fragte Riggs besorgt.
»Dann kann er wieder zu wachsen beginnen.«
Sie beobachteten schweigend das Haus.
In der Küche gingen die Lichter an, und die Fenster strahlten Gemütlichkeit aus.
Ich auch, dachte Stanford. Eines Tages. Young hat uns den Weg gezeigt. Er hat uns einen Pfad freigemacht. Wir alle hier auf der Erde und in der Galaxis wissen nun, wie man es schaffen kann. Für die nächsten ist es schon leichter. Denn wir können ihnen mehr helfen.
Jetzt haben wir einen Anfang.
Noch ein paar tausend Jahre, und ich gehe auch zurück. Zurück zur Wiege, zu den Kindheitsträumen und den schützenden Armen einer Mutter.
Stanford hatte keine Angst davor.
Der perfekte Roboter
von
ISAAC ASIMOV
Die US-Automaten-und-Roboter-GmbH hatte als Angeklagte in diesem Verfahren genügend Einfluß, um eine Verhandlung ohne Jury und hinter verschlossenen Türen zu erzwingen.
Und die Northeastern-Universität strengte sich nicht sonderlich an, um das zu verhindern. Das Kuratorium wußte recht gut, wie die Öffentlichkeit auf ein Verfahren gegen einen Roboter reagieren würde, ganz gleich, aus welchem Grund man ihn anklagte. Man war sich auch im klaren darüber, daß Haßparolen gegen Roboter schnell in Haßparolen gegen die Wissenschaften überhaupt enden konnten.
Die Regierung, in diesem Fall von Richter Harlow Shane vertreten, war ebenfalls für eine stillschweigende Beilegung der Streitsache. Man hatte weder die Roboter-GmbH noch die Universitätsleute gern gegen sich.
Richter Shane ergriff das Wort.
»Meine Herren! Da weder Presse, Öffentlichkeit oder Jury anwesend sind, können wir weitgehend auf die äußere Form verzichten und gleich zur Sache kommen.«
Er lächelte steif und zerrte an seiner Robe, um ihr einen lässigeren Faltenwurf zu verleihen. Er hatte wenig Hoffnung, daß man sich an seine Aufforderung halten würde.
Barnabas H. Goodfellow, Professor für Physik an der Northeastern-Universität, trat zuerst in den Zeugenstand. Er legte seinen Eid mit einer Miene ab, die im krassen Widerspruch zu seinem Namen stand.
Nach den üblichen einleitenden Fragen schob der Anklagevertreter die Hände tief in die Taschen und begann:
»Herr Professor, wann und unter welchen Umständen wurde die Möglichkeit einer Einstellung von Roboter EZ-27 zum erstenmal in Erwägung gezogen?«
Professor Goodfellows schmales, eckiges Gesicht nahm einen unsicheren Ausdruck
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