9 SCIENCE FICTION-STORIES
seine Tasche. Dann, mit der Keksdose unter dem Arm, kletterte er wieder in den hohen Stuhl, machte es sich bequem und sortierte die Knöpfe in den Deckel.
Den grünen hierher und den gelben – hoppla, da liegt er auch schon am Boden. Und den roten zu dem blauen, und den da – was für eine Farbe hat der eigentlich? Farbe? Was ist das?
Was ist was?
Was …
»Es ist fast Zeit«, sagte Stanford. »Und wir müssen uns wie bisher bereithalten. Wir greifen ein, wenn die Zeit gekommen ist, aber auf keinen Fall zu früh. Eher etwas zu spät als zu früh. Wir haben alles, was wir brauchen. Windeln in Spezialgrößen …«
»Du liebe Güte«, sagte Riggs. »Wird es tatsächlich so weit kommen?«
»Es wäre besser«, sagte Stanford. »Wenn der Zweck voll und ganz erfüllt werden soll, wäre es wirklich besser. Gestern verlief er sich. Einer unserer Männer fand ihn und führte ihn heim. Er hatte wirklich keine Ahnung, wo er war, und er fürchtete sich gewaltig. Er weinte sogar ein wenig. Er plapperte über Vögel und Blumen und wollte unbedingt, daß der Mann dablieb und mit ihm spielte.«
»Und hat er es getan?« Riggs lachte leise.
»Natürlich. Er kam völlig erledigt heim.«
»Wie steht es mit dem Essen?« fragte Riggs. »Kann er das allein?«
»Wir sorgen dafür, daß Kekse und ähnliches Zeug auf einem niedrigen Regal liegen, wo er sie erreichen kann. Eine der Roboterköchinnen kocht in regelmäßigen Abständen etwas Kräftigeres und stellt es so ab, daß er es findet. Wir müssen vorsichtig sein. Allzusehr dürfen wir uns nicht einmischen. Wir dürfen ihn nicht scheu machen. Ich habe das Gefühl, daß er den Wendepunkt bald erreicht hat. Wir können es uns nicht leisten, das Unternehmen jetzt zum Scheitern zu bringen.«
»Die Androidenfrau ist fertig?«
»So etwa«, erwiderte Stanford.
»Und die Spielkameraden?«
»Fertig. Sie boten weniger Schwierigkeiten.«
»Sonst können wir nichts tun?«
»Nichts«, sagte Stanford. »Wir müssen einfach abwarten. Young hat den Weg bisher ganz durch seine Willenskraft geschafft. Diese Kraft ist jetzt erschöpft. Er kann sich nicht mehr bewußt zurückzwingen. Er ist jetzt mehr Kind als Erwachsener. Die Bewegung nach rückwärts ist aufgebaut. Die einzige Frage dabei ist, ob der Schwung ausreichen wird, ihn ins Baby-Stadium zu befördern.«
»Muß er tatsächlich so weit zurück?« fragte Riggs traurig. Er dachte offenbar an seine eigene Zukunft. »Oder nehmen Sie das nur an?«
»Er muß zurück zum Anfang, sonst hat es keinen Sinn«, erklärte Stanford kategorisch. »Er muß noch einmal völlig von vorn anfangen.«
»Und wenn er irgendwo steckenbleibt? Ein halbes Kind, ein halber Mann. Was ist dann?«
»Darüber möchte ich lieber nicht nachdenken«, sagte Stanford.
Er hatte seinen Lieblings-Teddybären verloren und war in die Dämmerung hinausgegangen, um ihn zu suchen. Der Abend war erfüllt von nicht greifbaren Glühwürmchen. Die Welt bereitete sich zum Schlaf vor und war sehr still. Im Gras hing Tau, und er spürte, wie die kühle Nässe durch seine Schuhe drang, als er von den Büschen zur Hecke und von der Hecke zu den Blumenbeeten ging.
Eine Fledermaus flog mit nervösen Flügelschlägen niedrig durch den Garten, und als er den dunklen Fleck plötzlich in der Dämmerung auftauchen sah, duckte er sich erschreckt. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, was hier draußen alles lauern konnte. Er begann ängstlich zu schluchzen. Der große Garten war plötzlich ein unbekannter Ort, in dem bedrohliche Schatten wuchsen.
Er kauerte immer noch dicht am Boden und versuchte die seltsame Angst zu bekämpfen. Hinter jedem Busch und in jeder dunklen Ecke knurrte etwas. Doch selbst während die Angst von ihm Besitz ergriff, wußte er tief im Innern, daß er keine Angst zu haben
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