9 SCIENCE FICTION-STORIES
brauchte. Es war, als kämpfte ein Teil seines Gehirns gegen ihn, als wüßten ein paar Zellen, daß das Ding nichts als eine gewöhnliche Fledermaus war und daß die Schatten verschwinden würden, sobald er Licht machte.
Er wußte, daß er sich aus irgendeinem Grund nicht zu fürchten brauchte. Aber er kannte den Grund nicht. Er war mit dem übrigen Wissen verschwunden. Und es schien erstaunlich, daß er überhaupt etwas wußte – denn er war knapp zwei Jahre alt.
Er versuchte es zu sagen – zwei Jahre.
Irgend etwas stimmte nicht mit seiner Sprache, irgendwie gehorchten ihm Zunge und Lippen nicht so, wie er es wollte.
Er versuchte die Worte zu definieren, versuchte sich vorzustellen, was er mit zwei Jahren meinte. Einen Augenblick schien er es zu wissen, doch dann war es wieder fort.
Die Fledermaus kam zurück, und er duckte sich ganz tief. Er zitterte. Vorsichtig und ängstlich sah er sich um. Weiter hinten ragte dunkel das Haus auf, und er wußte, daß es ihm Sicherheit bot.
»Haus«, sagte er. Das Wort war falsch – nicht das Wort selbst, sondern die Art, in der er es aussprach.
Er lief auf zitternden, unsicheren Beinen weiter, und die große Tür tauchte vor ihm auf. Die Klinke war zu hoch für ihn. Aber es gab noch einen anderen Eingang – eine Klappe, die in die große Tür eingebaut war und durch die Hunde, Katzen und manchmal kleine Kinder ins Haus konnten. Er krabbelte durch und spürte die Sicherheit und Behaglichkeit des Hauses – und die Einsamkeit.
Er fand seinen zweitliebsten Teddybären, drückte ihn gegen die Brust und schluchzte aus reiner Erleichterung in das haarige Fell.
Irgend etwas stimmt nicht, dachte er. Etwas ist nicht so, wie es sein soll. Nicht der Garten oder die dunklen Büsche oder das geflügelte schwarze Ding, das aus der Nacht kam. Es fehlt etwas, es sollte etwas hier sein, und ich kann es nicht finden.
Den Teddybären fest an sich gedrückt, saß er im Dunkel und versuchte sich krampfhaft zu erinnern, was ihm fehlte. Es gab eine Antwort, das wußte er genau. Irgendwo gab es eine Antwort, und er hatte sie schon einmal gekannt. Einmal hatte er gewußt, was ihm fehlte, und er hatte gewußt, daß er nichts dagegen tun konnte. Aber jetzt wußte er nicht mehr, was es war. Er spürte es nur, aber er wußte es nicht.
Er drückte den Bären noch fester an sich und saß in der Dunkelheit da. Er sah den Mondstrahl, der durch ein Fenster hoch über seinem Kopf hereindrang und auf dem Boden ein helles Viereck zeichnete.
Er hob das Gesicht und starrte hinauf in die Dunkelheit, und der weiße, runde Mond sah zu ihm herein und beobachtete ihn. Der Mond schien ihm zuzublinzeln, und Andrew lachte vor Vergnügen.
Hinter ihm ging eine Tür auf, und er drehte sich ungeschickt um.
Jemand stand im Eingang, ganz groß – eine wunderschöne Frau, die ihm zulächelte. Selbst in der Dunkelheit spürte er, wie sanft das Lächeln war und wie golden die Haare leuchteten.
»Du mußt jetzt essen, Andy«, sagte die Frau. »Essen, baden und ins Bett gehen.«
Andrew Young hopste freudig hin und her und streckte beide Arme aus. Er war glücklich, aufgeregt und zufrieden.
»Mammi!« rief er. »Mammi – Mond!«
Er deutete nach oben, und die Frau kam näher, bückte sich zu ihm herunter und drückte ihn an sich. Er hatte seine Wange an ihr Gesicht gelegt und sah zum Mond hinauf.
Auf der Straße standen Stanford und Riggs und blickten zu dem riesigen Haus hinüber, das die Bäume überragte.
»Sie ist jetzt drinnen«, sagte Stanford. »Alles ist still, also scheint die Sache gutzugehen.«
»Er weinte im Garten draußen«, meinte Riggs. »Er lief voller Angst zum Haus zurück. Etwa um die gleiche Zeit, als sie hineinging, hörte er zu weinen auf.«
Stanford nickte.
»Ich befürchtete schon, daß wir ihn zu sehr auf die Folter spannten, aber früher hätte es
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