9 SCIENCE FICTION-STORIES
an. Dann sagte er: »Aber natürlich –«
Mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen seiner Metallfinger drehte Easy eine Seite nach der anderen um. Er warf einen Blick auf die linke und dann auf die rechte Seite. So blätterte er Minute um Minute um.
Die Macht, die von ihm ausstrahlte, ließ sogar den großen Raum mit den Betonwänden zusammenschrumpfen. Und die beiden menschlichen Beobachter hatten das Gefühl, unterlebensgroß zu sein.
»Das Licht ist nicht sehr gut«, murmelte Goodfellow.
»Es genügt.«
Dann, etwas schärfer: »Aber was macht er eigentlich?«
»Geduld, Sir.«
Schließlich war die letzte Seite umgeblättert.
»Nun, Easy?« fragte Lanning.
»Es ist ein sehr genaues Buch, und ich konnte wenige Fehler finden. Auf Seite 27, Zeile 22, ist das Wort ›positiv‹ p-o-s-i-t-i-v-e buchstabiert. Das Komma auf Seite 32, Zeile 6, ist überflüssig, während es auf Seite 54, Zeile 13, besser gewesen wäre, eines zu setzen. Das Pluszeichen der Gleichung XIV,2 auf Seite 337 müßte ein Minuszeichen sein, wenn es sich logisch aus den vorhergehenden Gleichungen ableitet …«
»Halt! Einen Augenblick!« rief der Professor. »Was macht er da?«
»Was er macht?« wiederholte Lanning ungeduldig. »Mann, er ist bereits fertig. Er hat das Buch gelesen und auf Fehler überprüft.«
»Er hat Korrektur gelesen?«
»Ja. In der kurzen Zeit hat er jeden Schreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehler entdeckt. Er hat falsche Wortstellungen bemerkt und Inkonsequenzen festgestellt. Und er behält die Daten für immer in seinem Gehirn.«
Der Mund des Professors stand offen. Er ging aufgeregt hin und her. Dann blieb er vor Easy und Lanning stehen und kreuzte die Arme vor der Brust.
Schließlich sagte er: »Der Roboter ist also zum Korrekturlesen abgerichtet?«
Lanning nickte.
»Unter anderem.«
»Und weshalb führen Sie ihn mir vor?«
»Damit Sie mich unterstützen. Ich möchte ihn der Universität anbieten.«
»Zum Korrekturlesen?«
»Unter anderem.« Lanning wiederholte seine Worte geduldig.
Der Professor verzog sein Gesicht zu einer ungläubigen Grimasse.
»Aber das ist doch lächerlich!«
»Weshalb?«
»Die Universität könnte es sich niemals leisten, diese halbe Tonne Metall zu kaufen – soviel wiegt Ihr Korrektor doch sicher?«
»Er kann mehr als nur Korrekturlesen. Er kann Berichte von Skizzen vorbereiten, Formulare ausfüllen, als vollkommene Gedächtnisstütze dienen, Akten sortieren …«
»Alles Kleinkram …«
»Nein«, sagte Lanning. »Ich werde Ihnen gleich das Gegenteil beweisen. Aber das können wir doch in Ihrem Büro besprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Nein, natürlich nicht«, sagte der Professor rein mechanisch und wollte sich umdrehen. Dann blieb er abrupt stehen.
»Aber der Roboter – wir können den Roboter nicht mitnehmen. Doktor, Sie müssen ihn wieder in die Kiste packen lassen.«
»Das hat noch Zeit. Wir können Easy hierlassen.«
»Ohne Bewachung?«
»Weshalb nicht? Er weiß, daß er den Raum nicht verlassen darf. Professor Goodfellow, Sie müssen mir glauben, daß ein Roboter weit verläßlicher als ein Mensch ist.«
»Ich wäre verantwortlich, wenn er etwas beschädigt …«
»Er wird nichts beschädigen. Das garantiere ich Ihnen. Sehen Sie, die Dienststunden sind doch vorbei. Wahrscheinlich kommt vor morgen vormittag niemand hier herein. Der Lastwagen und meine zwei Leute sind draußen. Die Roboter-GmbH übernimmt die Haftung, falls etwas geschieht. Aber Sie machen sich umsonst Sorgen. Nehmen wir es als Demonstration für die Zuverlässigkeit des Roboters.«
Der Professor ließ sich aus dem Kellerraum führen. Aber er fühlte sich in seinem Büro, fünf Stockwerke weiter
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