9 SCIENCE FICTION-STORIES
dreiundsiebzig Tage, Barr.«
Barrs Augen traten vor Angst aus den Höhlen. Er atmete in kurzen, heftigen Stößen. »Nein, nein …«
Craddocks Stimme kam triumphierend aus dem Vorratsdeck. »Barr, ich habe soeben den Wasservorrat bereichert. Hörst du mich, Barr? Was wirst du jetzt trinken, Barr?«
Wut verzerrte Barrs Gesicht. Endlich hatte er ein Ventil gefunden. »Du dreckiger kleiner …«
Jelinek schob ihn zurück. »Er lügt, Barr. Von da unten kann er nicht an die Wasservorräte gelangen. Aber du siehst, wie weit du ihn getrieben hast.«
Barrs Augen glühten wild. »Er hat einen Weg gefunden. Er haßt mich. Ihr alle haßt mich. Es ist mir egal! Ihr beobachtet mich und flüstert über mich und schmiedet Pläne gegen mich. Nur los! Ich werde mit jedem einzelnen und mit allen zusammen fertig.«
Man hörte ein scharrendes Geräusch, als Craddock die Luftschleusentür schloß. »Ich hole mir diesen kleinen …, wenn er heraufkommt«, sagte Barr tückisch.
»Heute morgen, als ich die Wache übernahm«, sagte Jelinek langsam, »fand ich Werkzeugspuren auf dem versiegelten Instrumentenbrett. Gestern waren sie noch nicht da. Du hattest die Wache vor mir.«
»Na und?«
»Du hast versucht, die Siegel aufzubrechen. Hör auf damit, Barr. Wenn ich noch einmal Werkzeugspuren an der Tafel finde, bringe ich dich um, Barr. Es wäre nicht schwer für mich. Eine Spritze in der Nacht oder ein wenig Arsen auf dein Steak. Laß die Finger von dem Instrumentenbrett!«
Nach kurzer Überlegung sagte Barr: »Du würdest es nicht wagen, mich zu töten. Du bist zu vorsichtig. Es würde deine Überlebenschancen verringern.«
»An deiner Stelle verließe ich mich nicht darauf, Barr«, sagte Jelinek.
Die Musik wurde wieder auf volle Lautstärke gedreht. Der Rhythmus dröhnte durch das Schiff.
Vom Vorratsdeck hörte man ein scharrendes Geräusch. Jelinek drehte sich um. Craddock, in voller Raumausrüstung, schwebte an der Mittelsäule. Durch die Sichtspalte konnte Jelinek Craddocks verzerrtes Gesicht, die starrenden Augen und den weitaufgerissenen Mund sehen.
Jelinek sprang auf ihn zu und löste die Flügelmuttern, die den Helm festhielten. Er nahm den Helm ab. Craddocks Schreie übertönten die Musik. Er schrie ununterbrochen und holte nur zwischendurch kurz Atem.
»Ted!« rief Jelinek. Er hielt Craddock an einem Arm fest und schlug ihn mit der anderen Hand ins Gesicht.
Teds Schreie verstummten plötzlich.
Craddock holte zitternd Luft, schloß die Augen und öffnete sie wieder. Sein Gesichtsausdruck wurde normal.
»Was war los, Ted?« fragte Jelinek drängend.
»Ich – ging hinunter ins Vorratsdeck – um die Vorräte – nachzuprüfen –« Wieder atmete er schluchzend ein. »Ich habe ihn gesehen. Da unten war er. Er kam hinter einer der Raketensonden hervor.«
»Wie sah er aus?«
»Blasses Gesicht. Bart. Ganz weiße Hände …«
»Wie konntest du seine Hände sehen, wenn er einen Anzug anhatte?« fragte Jelinek scharf.
»Kein Anzug. Erhatte ein Tuch um die Hüften gewickelt, das wie schlampige Shorts aussah. Kein Helm, kein Anzug.«
»Hör auf damit!« sagte jemand.
Jelinek sah zu der Öffnung, die auf das Kontrolldeck führte. Zwei Gesichter zeichneten sich in ihr ab: Migliardo – dunkel und mit gerunzelter Stirn. Und Holloway, schneeweiß, von Furcht geschüttelt. Holloway hatte gesprochen.
»Da unten ist keine Luft«, sagte Jelinek. »Keine Nahrungsmöglichkeit und kein Wasser. Keine fünf Minuten könnte ein Mensch da unten leben, geschweige erst dreiundsiebzig Tage.«
»Es muß kein Mensch sein«, sagte Holloway.
»Was sonst sollte es sein?« schrie Barr.
Holloway gab keine Antwort.
»Ihr wollt mir Angst einjagen, was?« brüllte Barr. »Es ist doch ein Witz, nicht wahr, Ted? Du willst dich an mir
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