9 SCIENCE FICTION-STORIES
Spulen, die wir übersprangen«, sagte Lloyd, »begann Jelinek mit Psychoanalyse.«
»Der Mann ist dazu nicht in der Lage«, sagte Faust offen. »Er ist selbst nicht normal. Er kann Barr nicht unter Kontrolle halten. Er hat ihm immer mit dem Tod gedroht. Das ist keine Art und Weise eines Psychologen. Barr ist ohnehin schon genug verängstigt. Er hat versucht, sich selbst einzureden, daß die Reise fast vorbei ist. Aber er weiß, daß das nicht stimmt und reagiert dieses Wissen ab, indem er die anderen quält. Man kann einen Mann nicht bedrohen, wenn er schon halb irr vor Angst ist.«
»Jelinek hat seinen ganzen Glauben auf das versiegelte Instrumentenbrett gerichtet«, erklärte Lloyd. »Barr bedroht diesen Glauben. Was ist mit Migliardo?«
»Mit den anderen verglichen, scheint er normal zu sein. Vielleicht wird er innerlich verrückt. Sie alle haben Anzeichen von Paranoia. Menschen unternehmen Anschläge gegen sie, spionieren ihnen nach …«
Lloyd schüttelte den Kopf. »Sehen wir uns die nächste Spule an.«
Faust und Danton drehten ihre Stühle herum und sahen wieder die graue Leinwand an, als Lloyd das Licht ausschaltete.
Einhundertdreiunddreißig Tage draußen. Die Santa Maria schwebte langsam auf einer Ellipsenbahn von siebenhundertfünfunddreißig Millionen Meilen. Von hier aus würden die Männer endgültig zum Mars gelangen.
Auf dem Mannschaftsdeck war alles ruhig.
Die Luken waren geschlossen. Der Raum lag im Dunkel. Es war drei Uhr Schiffszeit. Es war eine Art Untätigkeitsperiode, die sich die Mannschaft an einem Ort aufzwingen mußte, an dem die Sonne nie unterging, weil die Nacht nie schwand.
Nur das tiefe, regelmäßige Atmen der schlafenden Männer war zu hören und hin und wieder das Klicken eines Relais auf dem Steuerdeck. Dann wand sich eine dunkle Gestalt in ihrer Koje und begann zu schreien.
Männer taumelten aus ihren Kojen und suchten in der Schwerelosigkeit nach einem festen Halt.
Migliardo fand den Lichtschalter, und die Schrecken der Dunkelheit wurden von der nüchternen Wirklichkeit vertrieben. Jelinek, Barr und Migliardo schwebten im Raum. Holloway hatte sich in seiner Koje aufgesetzt. Er schrie immer noch.
Jelinek klammerte sich mit den Beinen an einem Pfosten fest und schüttelte Holloway. Die Augen des Navigators öffneten sich. Als er Jelinek erblickte, hörte er zu schreien auf.
»Was, zum Teufel, ist denn mit dir los?« fragte Barr gereizt.
»Ich hatte einen Traum«, sagte Holloway. »Ich träumte, ich würde nach unten fallen.«
»Ach –«, sagte Barr mit Verachtung in der Stimme. »Einen von denen. Wenn ich nur eine Zigarette hätte. Ich gäbe mein Recht zu … für eine Zigarette.«
Holloway fuhr fort, als hätte Barr nichts gesagt. Seine Augen waren geistesabwesend. Er dachte nach. »Ich träumte, ich sei tot. Ich lag in einem Metallsarg, und ich fiel. Ich würde nie begraben werden, und deshalb konnte ich nie ruhen. Ich war tot, aber ich konnte immer noch sehen und hören und fühlen, und ich konnte nicht ruhen, weil ich in einem Metallsarg lag und fiel.«
»Sind wir nicht alle in einem Metallsarg?« fragte Migliardo.
Barr drehte sich mit einem Ruck um. »Was sind wir?«
»Wir sind alle in einem Metallsarg, den wir Schicksalsreise nennen«, erklärte Jelinek.
Migliardo sah ihn an. »Jetzt weiß ich, woher ich den Namen kenne. Es ist ein altes Stück. Eine Gruppe von Leuten war auf dem Schiff und segelte auf einen unbekannten Hafen zu. Und schließlich erkannten sie, daß sie alle tot waren.«
Barr hatte von einem zum anderen gesehen. Auf seinem Gesicht spiegelte sich wachsendes Entsetzen. »Wovon redet ihr Kerle? Wir sind nicht tot.«
»Nein«, sagte Jelinek. »Es ist ein makabrer Scherz, den wir uns nicht leisten
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