9 SCIENCE FICTION-STORIES
lege ich auch ein Schloß an wie bei der Kühltruhe. Jetzt könnt ihr Kerle mir nicht mehr die Steaks nehmen.«
»Wir haben mehr als genug Wasser, Barr«, mischte sich Jelinek ein. »Wenn es uns schlecht gehen sollte, haben wir noch eine Notration.«
Barr sah Jelinek an, und seine Lippen verzogen sich verächtlich. »Würdest du das Zeug trinken?«
»Ja.«
»Natürlich! Aber ich nicht. Ich will frisches Wasser. Viel frisches Wasser. Wenn du es dir selbst schwerer machen willst, bitte.«
»Treib uns nicht zu weit, Barr«, sagte Jelinek langsam. »Wir lassen dich unsere Steaks essen, wir lassen dich …«
»Ihr laßt mich?« unterbrach ihn Barr brutal. »Ich nehme mir, was mir paßt.«
»Wir lassen dich herumkommandieren, weil wir alle zusammen auf der Schicksalsreise sind. Aber wenn du es zu bunt treibst, könnten wir zu dem Beschluß kommen, daß wir ohne dich größere Überlebenschancen haben.«
»… ihr! Ihr … würdet nicht mal einen Floh zerquetschen, der euch auf den … kriecht.«
»Emil!« rief Migliardo. »Es fängt an.«
Jelinek wirbelte herum. Über die flammende Scheibe der Sonne schob sich ein kleiner dunkler Fleck. Es war die Erde. Sie sahen, was wenige Augen je gesehen hatten: eine Erd- und Mondfinsternis. Eine Stunde später würde ein kleinerer Fleck erscheinen und der Erde auf ihrem Weg zu dem flammenden Mittelpunkt der Sonne folgen. Die Finsternis würde acht Stunden dauern.
»Dreizehn Uhr zwölf und sechs Sekunden!« rief Holloway begeistert. »Auf das Komma genau.«
»Ich helfe am besten Burt«, sagte Migliardo. »Wir brauchen die Ablesungen für die Kurskorrekturen.« Er zog sich am Mittelpfosten hoch und betrat das Kontrolldeck.
Craddock sah Barr an und sagte: »Ich überprüfe mal die Vorräte.« Er hustete und verschwand durch den Einlaß im Vorratsdeck.
Als sie allein waren, sagte Jelinek zu Barr: »Nimm dich ein wenig zusammen, Barr. Ich möchte mit dir sprechen, und es ist gut, wenn die anderen nicht mithören. Es geschieht nicht oft, daß wir beide allein sind.«
Gleichgültig drehte Barr die Musik leiser.
Jelinek machte eine ungeduldige Handbewegung. »Was hast du vor, Barr?«
»Mir das zu nehmen, was mir gehört.«
»Alle Steaks? Die gehören dir? Hör mir zu, Barr!« sagte Jelinek drängend. »Wir könnten ebenso hart sein wie du. Aber wir wissen, daß wir in einer Nußschale eingesperrt sind. Wir sind alle zusammen auf der Schicksalsreise …«
»Auf der Santa Maria«, fauchte Barr.
»Tut mir leid. Schlechte Angewohnheit. Ich möchte dir nur eines klarmachen: Wir wissen, daß unser Leben von dir abhängt. In der gleichen Weise hängt dein Leben von jedem von uns ab. Ohne mich kommst du nicht zurück, Barr. Ich bin der Pilot. Falls mir etwas geschieht, bist du tot. Überleg dir das. Tot, tot, tot! Dann gibt es keine Steaks mehr, Barr. Keine Frauen. Nichts mehr, Barr.«
»Pah, ich habe keine Angst, Jelinek.«
»Barr! Es wird Zeit, daß du Angst bekommst. Wir sehen dem Tod ins Gesicht. Wenn du jetzt keine Angst hast, sind wir alle verloren!«
»Halt die Schnauze!« kreischte Barr. »Halt die Schnauze, oder ich schlag’ sie dir ein. Es ist nicht gefährlicher, als wenn wir eine Spazierfahrt auf den Mond machten. Wir haben es geschafft, Emil. In zehn Tagen können wir aussteigen.«
»Barr. Wir sind erst dreiundsiebzig Tage unterwegs. Wir haben noch achtundsiebzig Tage vor uns.«
»Du willst mir Angst machen«, sagte Barr schnell. »Ich habe aufgepaßt. Die Uhr darfst du nicht ansehen. Sie geht falsch. Man will uns hereinlegen. Ich kenne Phillips. Wir sind fast angekommen, Emil. Lüg mich nicht an! Ich habe recht, nicht wahr? Wir sind fast …«
Jelinek schüttelte langsam den Kopf. »Ich würde dir keinen Gefallen damit tun, wenn ich dich bei diesem Glauben ließe. Sieh nach draußen – eine Erd- und Mondfinsternis. Genau
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