9 SCIENCE FICTION-STORIES
genommen. Mit Ted war es einfach. Ted lag ohnehin im Sterben. Ich war ihm zu zäh, also holte er sich Ted. Jemand hat uns beobachtet, um uns zu töten, und jetzt hat er die Gelegenheit ausgenützt.«
»Iron?« wiederholte Jelinek ruhig.
»Und was ist mit Shepherd?« fragte Barr eifrig. »Warum siehst du dir nicht seine Arme an?«
»Ich glaube nicht, daß wir weitersuchen müssen. Jeder, der seine Arme nicht vorzeigt, muß uns als der Schuldige erscheinen.«
»Es ist ein Trick«, sagte Barr plötzlich. »Ich wette, daß unter Teds Nägeln überhaupt keine Haut ist. Das hast du nur gesagt, weil du gesehen hast, daß ich mir gestern die Arme verkratzte.« Er stieß sich ab und wollte zu Teds Koje hinüber. »Du willst mir so lange zureden, bis ich selbst glaube, daß ich ihn umgebracht habe.«
»Da!« rief Migliardo und deutete auf Barrs Arm.
An der Außenseite, dicht über dem Handgelenk, liefen drei rote, senkrechte Spuren, aus denen weiße Flüssigkeit entwich.
Barr preßte die Arme an den Körper. »Ich habe ihn nicht umgebracht!« schrie er hysterisch. »Ich würde es wissen, wenn ich es getan hätte. Ich kann mich nicht daran erinnern.« Seine Stimme ging in ein hysterisches Schluchzen über.
»Was nun?« fragte Migliardo.
Jelinek hob die Augenbrauen. »Vermutlich müssen wir ihn beisetzen.«
»Was willst du mit der Leiche machen?« fragte Holloway.
»Ted bekommt ein Raumfahrergrab. Mehr können wir nicht für ihn tun.«
»Damit er dem Schiff bis zum Mars folgt?« Holloways Stimme zitterte. »Damit wir ihn jedesmal, wenn wir hinaussehen, hinter uns herschweben sehen?«
»Wenn wir ihn gut abstoßen, wird er sich so weit entfernen, daß er außer Sicht bleibt«, erklärte Jelinek.
»Man müßte ihn begraben«, murmelte Holloway. »Er wird nicht ruhen, bis er nicht begraben ist.«
Jelinek zuckte mit den Schultern. »Wir geben ihm ein Raumfahrerbegräbnis. Er hätte es sich so gewünscht. Weißt du über die Beerdigungszeremonie Bescheid, Mig?«
»Ich werde es versuchen.«
»Essen«, sagte Barr schlau. »Unsere Vorräte könnten knapp werden. Warum sollten wir …«
»Wenn wir je so verzweifelt sein sollten«, sagte Jelinek traurig, »sind wir ohnehin erledigt. Schnall ihn von der Koje los und bring ihn auf das Vorratsdeck!«
Bar stieß sich langsam von der Koje ab. »Ich? Ich will ihn nicht berühren. Ein anderer soll es tun. Ich kann nicht. Sagt es Shepherd.«
Mit kalter, harter Stimme sagte Migliardo: »Bring ihn hier herüber, Barr, oder wir legen ihn dir um die Schultern.«
»Nein«, wimmerte Barr. »Nein!«
»Nimm ihn, Barr«, sagte Holloway mit gepreßter Stimme.
Langsam bewegte sich Barr auf die Koje zu. Er löste die Gurte zu beiden Seiten so vorsichtig, daß er den Körper des Toten nicht berühren mußte. Er zog an einer Schlinge. Der Körper rollte in der Luft und folgte ihm. Plötzlich öffneten sich die geschlossenen Augenlider. Die blicklosen Augen starrten Barr anklagend an.
Barr ließ die Schlinge fallen, als habe sie sich in seine Hand gebrannt, und schlug die Arme vor sein Gesicht. »Ted!« schrie er. »Ich war es nicht!«
Der Körper trieb auf Jelinek zu, der sich am Mittelpfosten festhielt. Er ergriff den Toten an einem Arm. »Barr!«
Wie in Trance drehte sich Barr um und stieß sich zu Jelinek ab. Er hielt sich am Pfosten fest und nahm die Gürtelschlaufe in die Hand. Er schwebte durch die Öffnung.
Die anderen folgten – Jelinek, Migliardo, Holloway. Sie bildeten einen Kreis um den Pfosten. Jelinek streckte den Körper so aus, daß er zu ihren Füßen lag. Die Augenlider ließen sich nicht schließen.
»Was ist mit Shepherd?« fragte Migliardo.
»Er hat Wache«, erwiderte Jelinek.
Migliardo räusperte sich. »Der Mensch, aus dem Weibe geboren, lebt nur kurze Zeit, und sein Leben ist voller Elend. Er
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