9 SCIENCE FICTION-STORIES
Koje. Als er wieder ausgestreckt dalag, bewegte sich seine Brust nicht mehr.
»Burt?« rief Jelinek vom Kontrolldeck. Er rief kein zweitesmal. Der Lautsprecher, der neben Holloways Koje im Bettpfosten untergebracht war, blieb still. »Du warst kein schlechter Navigator, Burt. Auch Kolumbus wußte nicht, daß er Neuland betrat.«
Er sah sich im Raum um, er sah, wie die Lichter blinkten und in andere Farben überwechselten, er sah, wie die Wählscheiben sich drehten und die Schiffs Silhouette am künstlichen Horizont allmählich verändert wurde. Das Kontrolldeck war zum Leben erwacht …
Er hörte den Geräuschen zu, dem Klicken der Hebel und dem Ticken der Uhrwerke, all den mahlenden, heulenden und knarrenden Geräuschen. Er roch dieses Gemisch aus Schweiß und verbrauchten! Atem, als würde er es zum erstenmal in seinem Leben riechen. Und es war ein beseligender Geruch. Seine Finger glitten über die Stuhllehne.
Dann sah er das Instrumentenbrett und drückte auf einen Knopf. »Klimaanlage – AUS«, stand darauf. Eines der Geräusche – ein Flüstern – verstummte. Wieder drückte er auf einen Knopf. »Luft – AUS.« Eine rote Lampe leuchtete auf – ein Zischen.
»Lloyd«, sagte Jelinek leise, »vermutlich siehst du mir jetzt zu. Du hast es mir nie gesagt, aber ich dachte mir, daß es so kommen müßte. Hoffentlich hast du etwas gelernt.« Er lachte, und es war ein glückliches Lachen. »Vielleicht suchst du das nächstemal einen besseren Psychologen aus.«
Seine Stimme veränderte sich und wurde nüchtern. »Es tut mir leid, Lloyd. Ich konnte es nicht ertragen. Die Einsamkeit und das Schweigen. Ich glaube, das Schweigen war das Schlimmste.
Sag Arnos – die Mannschaft war ein Fehlschlag – aber das Schiff ein Erfolg. Und sag ihm – daß hier draußen – ein g utes Schiff – mit Treibstoff und Vorräten – wartet, wenn es – je – einer schafft …«
Nach einer Weile verstummte das zischende Geräusch. Die Luft war verströmt. Am Kontrolldeck starrten zwei blinde Augen auf die kreisenden Sterne, und zwei taube Ohren horchten auf das Kreischen der Raketentriebwerke.
Das Schweigen in dem kleinen Raum war fast so unerträglich wie das auf der Santa Maria. Lloyd hatte vergessen, das Licht anzudrehen. Niemand merkte es. Niemand sagte etwas. Als Lloyd es schließlich nachholte, klammerte Danton immer noch die Hände um die Stuhllehne, so daß die Knöchel weiß hervortraten. Ohne Scham ließ er die Tränen über seine Wangen laufen.
Faust bedeckte die Augen mit der Hand. »Ich muß mich also auf das Schlimmste vorbereiten«, sagte er schließlich. »Es ist nur noch wenig Zeit übrig.«
Lloyd kam seine eigene Stimme fremd vor. Auch seine Augen waren feucht. »Was könntest du in zwei Jahren anfangen?«
Faust sah schnell auf. »Woher nehme ich zwei Jahre?«
»Das Schiff wird erst um diese Zeit zurückerwartet.«
»Und wie willst du die Leute so lange beruhigen?«
Lloyd sagte bedächtig: »Die Santa Maria befindet sich auf einer Kreisbahn um den Mars. Sie wird Berichte von der teleskopischen Untersuchung des Bodens und von den Raketensonden zurücksenden. Einige Raketen sind sogar dazu bestimmt, auf dem Mars zu landen, in beschränktem Umkreis geologische Untersuchungen anzustellen, die Proben zu analysieren und die Auswertungen zu uns zu signalisieren.
Das war unser Sicherheitsfaktor – daß das Schiff, abgesehen von besonderen Notfällen wie dem Meteoreinschlag, allein die Reise machen konnte. Im Unterbewußtsein erkannten die Männer das. Sie personifizierten das Schiff und nannten es Shepherd. Es hat nicht genügt …«
Lloyd hielt ein, fuhr aber nach kurzer Zeit wieder fort: »Die Berichte des Schiffes können wir von Zeit zu Zeit veröffentlichen. Und was die
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