9 SCIENCE FICTION-STORIES
Beobachtungsdeck zog.
So sah Edwer Thissells Hausboot aus, aber der Besitz bereitete ihm weder Vergnügen noch Stolz. Das Hausboot war schäbig geworden. Die Teppiche wirkten abgetreten, die geschnitzten Zwischenwände rauchig. Und die Buglaterne war rostzerfressen.
Vor siebzig Jahren hatte der erste Besitzer den Erbauer geehrt, indem er das Boot von ihm annahm, und er selbst war geehrt gewesen. Die Handlung (es steckte weit mehr darin als ein einfaches Geben und Nehmen) hatte das Ansehen beider Männer gehoben.
Diese Zeit war nun schon lange vorbei. Das Hausboot verschaffte seinem Besitzer keinerlei Ansehen mehr.
Edwer Thissell, erst seit einem Vierteljahr auf Sirene seßhaft, wußte es wohl, aber er konnte es nicht ändern. Dieses besondere Hausboot war das einzige, das er hatte auftreiben können.
Er saß auf dem rückwärtigen Deck und übte die Ganga, ein zitherähnliches Instrument, das nicht viel größer als seine Handfläche war. Hundert Meter weiter vorn zeigte ein Brandungsstreifen die Küste an. Dahinter sah man den Dschungel, abgegrenzt von der gezackten Silhouette der dunklen Hügel. Am Himmel stand weiß und glanzlos Mireille. Sie wirkte wie durch Hunderte von Spinnwebnetzen abgedämpft. Und sie ließ die Oberfläche der See in allen Perlmutterfarben aufschimmern.
Das Bild war ihm so vertraut, wenn auch nicht so langweilig wie die Ganga, geworden, auf der er jetzt seit zwei Stunden übte. Die Tonleitern auf und ab, diese Saite noch einmal, einfache Tonfolgen.
Jetzt legte er die Ganga weg und nahm statt dessen das Zachinko, ein kleines Tasteninstrument, das mit der rechten Hand gespielt wurde. Ein Druck auf die Tasten preßte Luft in ein Rohr, das sich innerhalb der Taste befand, und rief einen ziehharmonikaähnlichen Ton hervor. Thissell spielte etwa ein Dutzend Tonfolgen und machte nur wenige Fehler. Von den sechs Instrumenten, die er sich vorgenommen hatte, erwies sich das Zachinko als am wenigsten widerspenstig. Mit Ausnahme des Hymerkins selbstverständlich, dieses klappernden, schnarrenden Holzdings, das ausschließlich im Umgang mit Sklaven benutzt wurde.
Thissell übte weitere zehn Minuten, bis er das Zachinko zur Seite legte. Er streckte die Arme und massierte die schmerzenden Finger. Jeden wachen Augenblick seit seiner Ankunft hatte er diesen Instrumenten gewidmet – dem Hymerkin, der Ganga, dem Zachinko, dem Kiw, dem Strapan und dem Gomapard.
Er hatte Tonleitern mit vierundzwanzig Noten und vier Tonarten geübt, zahllose Akkorde, Intervalle, die auf den Heimatplaneten undenkbar waren.
Triller, Arpeggios, Bindungen, Nasalierung, das Dämpfen und Hervorheben von Oberschwingungen, Vibratos und langgezogene Töne, konvexe und konkave Töne.
Er übte mit verbissenem Eifer, und seine ursprüngliche Meinung, daß Musik eine Quelle der Freude sei, war schon längst umgestoßen worden. Als Thissell die Instrumente ansah, widerstand er der starken Versuchung, sie der Reihe nach in den Titanik zu werfen.
Er erhob sich, ging durch den Salon, das Speisezimmer, einen Gang entlang, vorbei an der Kombüse, bis er das Vorderdeck erreichte. Er beugte sich über das Geländer und sah hinab in die Unterwasserställe, wo Toby und Rex, seine beiden Sklaven, die Lastfische für die wöchentliche Reise nach Fan anspannten. Der jüngste Fisch, entweder aus einer Laune heraus oder aus Trotz, tauchte auf und kam an die Wasseroberfläche. Seine schlanke, schwarze Schnauze stieß durch die Wellen, und Thissell fühlte sich peinlich berührt: Der Fisch trug keine Maske.
Thissell lachte beunruhigt und tastete nach seiner eigenen Maske, die die Form eines
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