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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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Mei­len hoch, am Ostrand des klei­nen Kon­tin­ents. Ganz oben ar­bei­te­ten die Lords in­mit­ten von Ma­schi­nen, die ih­re Be­deu­tung ver­lo­ren hat­ten. Dort ka­men auch die Schif­fe hin, wenn sie von den Ster­nen zu­rück­kehr­ten. Ich hat­te Bil­der da­von ge­se­hen, aber selbst war ich nie dort ge­we­sen. Wenn ich es recht be­den­ke, ken­ne ich nie­man­den, der auf Ear­th­port ge­we­sen war. Warum soll­ten wir auch hin­ge­hen? Viel­leicht wa­ren wir oben gar nicht will­kom­men, und die Bil­der der Au­gen­ma­schi­ne zeig­ten uns den Ha­fen eben­so gut. Für Me­ne­ri­ma – die ver­trau­te, lang­wei­li­ge, freund­li­che, lie­be klei­ne Me­ne­ri­ma – wä­re es dort oben un­heim­lich ge­we­sen. Das ließ mich dar­an den­ken, daß in der al­ten, per­fek­ten Welt die Din­ge gar nicht so klar und ein­fach wa­ren, wie wir im­mer ge­glaubt hat­ten.
    Vir­gi­nia, die neue Me­ne­ri­ma, ver­such­te un­se­re al­te Spra che zu spre­chen, doch dann gab sie auf und griff zu Fran­zö­sisch.
    »Mei­ne Tan­te«, sag­te sie und mein­te da­mit ei­ne ent­fern­te Ver­wand­te, denn Tan­ten gab es seit mehr als tau­send Jah­ren nicht mehr. »Mei­ne Tan­te war ei­ne Gläu­bi­ge. Sie nahm mich mit nach Ab­ba-din­go. Da­mit ich Glück hät­te und fromm wür­de.«
    Mein al­tes Ich war ein we­nig scho­ckiert. Das fran­zö­si­sche Ich war be­un­ru­higt, daß die­ses Mäd­chen et­was Un­ge­wöhn­li­ches ge­tan hat­te, noch be­vor es Mo­de wur­de, un­ge­wöhn­lich zu le­ben. Das Ab­ba-din­go war ein lang ver­ges­se­ner Kom­pu­ter, der sich weit oben auf der Säu­le von Ear­th­port be­fand. Die Ho­mun­ku­li be­te­ten ihn wie einen Gott an, und manch­mal gin­gen auch Men­schen hin. Aber der Weg war müh­sam, und es galt als or­di­när, ihn zu ge­hen.
    Frü­her je­den­falls. Bis al­les an­ders wur­de.
    Ich ver­such­te den Un­mut in mei­ner Stim­me zu un­ter­drücken und frag­te sie: »Und wie war es?«
    Sie lach­te leicht­hin, und doch war in ih­rem La­chen ei­ne No­te, die mich zu­sam­men­zu­cken ließ. Wenn die al­te Me­ne­ri­ma Ge­heim­nis­se ge­habt hat­te, was moch­te dann erst die neue Vir­gi­nia tun? Fast haß­te ich das Schick­sal, das aus­ge­rech­net sie mir zu­ge­führt hat­te. Denn die Be­rüh­rung ih­rer Hand auf mei­nem Arm war wie ei­ne un­zer­reiß­ba­re Fes­sel.
    Sie lä­chel­te mir zu, oh­ne mei­ne Fra­ge’ zu be­ant­wor­ten. Der obers­te Weg wur­de ge­rich­tet. So stie­gen wir ei­ne Ram­pe zum ers­ten Stock der Un­ter­grund­stra­ße hin­ab, die ech­ten Men­schen, Ho­mi­ni­den und Ho­mun­ku­li zu­gäng­lich war.
    Ich hat­te kein gu­tes Ge­fühl da­bei. Bis­her hat­te ich mich kaum wei­ter als zwan­zig Mi­nu­ten von mei­ner Ge­burts­stät­te ent­fernt. Die Ram­pe sah si­cher aus. In je­nen Ta­gen gab es bei uns nur we­ni­ge Ho­mi­ni­den, Män­ner von den Ster­nen, die (ob­wohl mensch­li­chen Ur­sprungs) so ver­än­dert wor­den wa­ren, daß sie die Be­din­gun­gen der vie­len Wel­ten er­tra­gen konn­ten. Die Ho­mun­ku­li wa­ren aus mo­ra­li­schen Grün­den ab­sto­ßend, ob­wohl ei­ni­ge von ih­nen nicht schlecht aus­sa­hen. Sie wur­den von Tier­for­men in Men­schen­for­men ge­züch­tet und über­nah­men die lang­wei­li­gen und schmut­zi­gen Ar­bei­ten, mit de­nen sich die ech­ten Men­schen nicht be­fas­sen woll­ten. Man mun­kel­te, daß ei­ni­ge von ih­nen sich mit ech­ten Men­schen ge­paart hät­ten, und ich woll­te mei­ne Vir­gi­nia nicht der Ge­gen­wart ei­ner sol­chen Krea­tur aus­set­zen.
    Sie hielt im­mer noch mei­nen Arm fest. Als wir die Ram­pe hin­un­ter in die be­leb­te Gas­se stie­gen, mach­te ich mei­nen Arm frei und leg­te ihn schüt­zend um ih­re Schul­tern. Es war hell, hel­ler als das Ta­ges­licht, das wir hin­ter uns ge­las­sen hat­ten, aber den­noch war es selt­sam und ge­fähr­lich. In den al­ten Zei­ten hät­te ich mich lie­ber um­ge­dreht und wä­re nach Hau­se ge­gan­gen, an­statt mich der Ge­gen­wart sol­cher er­schre­cken­der Ge­schöp­fe aus­zu­set­zen. In die­sem Au­gen­blick aber konn­te ich mich nicht von mei­ner Liebs­ten tren­nen, und ich hat­te Angst, daß sie mich ver­las­sen wür­de, wenn ich

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