9 SCIENCE FICTION-STORIES
brauchte schon ein Haus im Freien, wenn die Bevölkerungszahl der Erde so zurückgegangen war, daß es in den Städten geräumig und leer wurde?
Macht sagte nichts.
Virginia und ich hielten uns an den Händen, als wir neben ihm hergingen. Ich hätte mich über diesen ausgefallenen Ausflug freuen können, wenn ihre Hand nicht so verkrampft in der meinen gelegen hätte.
Was wollte Macht? Wer war Macht? Was hatte er in zwei kurzen Wochen alles erfahren? War er wirklich schon vor uns in dieser Welt der gefährlichen Abenteuer gewesen? Ich traute ihm nicht. Zum erstenmal im Leben kam ich mir verlassen vor. Bis jetzt hatte ich nur immer an die Instrumentalität zu denken gebraucht – und schon war ich beschützt und sicher gewesen.
Wir bogen von der zerstörten Straße in einen breiten Boulevard ein. Das Pflaster war so glatt und eben, daß nichts darauf wachsen konnte. Nur da, wo der Wind den Staub angeweht hatte, standen ein paar Grasbüschel.
Macht blieb stehen. »Da sind wir«, sagte er. »Alpha Ralpha Boulevard.«
Wir wurden still und blickten auf den Weg, der zu vergessenen Reichen führte.
Zu unserer Linken verschwand der Boulevard in einer sanften Kurve. Er führte weit nördlich an der Stadt vorbei, in der ich aufgewachsen war. Ich hatte ihren Namen vergessen. Warum sollte ich mich auch daran erinnern?
Aber rechts …
Rechts stieg der Boulevard steil an und verschwand in den Wolken. Und irgendwo jenseits der Wolken stand das Abba-dingo, das alle Fragen beantwortete …
So hieß es jedenfalls.
Virginia drückte sich eng an mich.
»Kehren wir um«, sagte ich. »Wir sind Stadtmenschen. Wir wissen nichts von Ruinen.«
»Sie können jederzeit umkehren«, erklärte Macht. »Ich wollte Ihnen nur einen Gefallen erweisen.«
Wir sahen beide Virginia an.
Sie blickte mit ihren braunen Augen zu mir auf. Aus diesen Augen strahlte eine Bitte, älter als Mann und Frau, älter als die Menschenrasse. Ich wußte, was sie sagen würde, noch bevor sie den Mund auftat. Sie würde sagen, daß sie es einfach wissen müßte.
Schließlich sprach Virginia.
»Paul«, sagte sie, »ich suche nicht die Gefahr um der Gefahr willen. Aber was ich vorhin sagte, war mir völlig ernst. Besteht nicht die Möglichkeit, daß man uns befohlen hat, einander zu lieben? Was für ein Leben wäre das, wenn unser Glück, unser Sein, von einem Maschinenhebel abhinge oder von einer mechanischen Stimme, die zu uns sprach, als wir schliefen und französisch lernten? Es ist schön, in die alten Zeiten zurückzugehen. Bestimmt. Ich weiß, daß du mir ein Glücksgefühl gegeben hast, das ich bis zum heutigen Tag noch nie erlebt habe. Wenn wir uns unser Leben wirklich selbst aufbauen, dann wird alles wunderbar. Aber wenn nicht …« Sie brach in Tränen aus.
Ich wollte sagen: »Wenn nicht, dann wird es uns doch so erscheinen!« Aber das mürrische, finstere Gesicht Machts sah mich über Virginias Schulter hinweg an, als ich sie an mich zog. So schwieg ich.
Ich hielt sie dicht an mich gepreßt.
Unter Machts Fuß floß eine dünne Blutspur. Sie wurde vom Staub aufgesogen.
»Macht«, fragte ich, »sind Sie verletzt?«
Auch Virginia drehte sich um.
Macht hob fragend die Augenbrauen und meinte dann gleichgültig: »Nein. Weshalb?«
»Das Blut. Unter Ihrem Fuß …«
Er sah nach unten. »Ach das«, sagte er. »Das ist nichts. Nur die Eier irgendeines Vogels, der noch nicht einmal fliegen kann.«
»Lassen Sie das!« herrschte ich ihn telepathisch an. Ich benutzte die allgemeine Sprache, ohne an mein neuerworbenes Französisch zu denken.
Er trat überrascht einen Schritt zurück.
Aus dem Nichts kam eine Botschaft auf mich zu. Danke danke guterGroßer gehfort bitte gehfort bitte guterGroßer Mannschlecht Mannschlecht …
Irgendwo warnte mich ein Vogel oder ein
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