9 SCIENCE FICTION-STORIES
– um uns, in uns, überall.«
Das war eine eigenartige Antwort von einem Mann, der mit beiden Beinen fest auf der Erde zu stehen schien. Ich erhob mich, um zu gehen. Virginia erriet meine Absicht und sagte: »Das ist nett von dir, Paul. Bring ihm einen Stuhl.«
In ihrer Stimme schwang Wärme mit.
Der Kellner kam mit zwei konischen Bechern aus Glas. In ihnen war eine goldfarbene Flüssigkeit mit einer Schaumkrone. Ich hatte noch nie zuvor etwas von Bier gehört, aber ich wußte genau, wie es schmecken würde. Ich legte Scheingeld auf das Tablett, erhielt Scheinwechselgeld zurück und gab dem Ober zum Schein Trinkgeld. Die Instrumentalität hatte noch keine endgültige Lösung für die vielen Währungen der verschiedenen Kulturen gefunden. Und echtes Geld konnte man natürlich nicht zur Bezahlung von Nahrungsmitteln und Getränken verwenden. Diese Dinge gab es bei uns gratis.
Die Maschine wischte sich über den Schnurrbart, nahm die Serviette (rot-weiß-kariert), um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen und sah dann Macht fragend an.
»M’sieu, Sie möchten hier sitzen?«
»In der Tat«, erklärte Macht.
»Soll ich hier servieren?«
»Aber weshalb nicht?« wollte Macht wissen. »Wenn die Herrschaften gestatten.«
»Gut«, sagte die Maschine und wischte sich über den Schnurrbart, bevor sie sich in den Schatten der Bar zurückzog.
Während all dieser Vorgänge hatte Virginia Macht unaufhörlich gemustert.
»Sie sind ein Gläubiger?« fragte sie. »Sie sind immer noch ein Gläubiger, auch wenn Sie Franzose geworden sind? Woher wissen Sie, was Sie sind? Weshalb liebe ich Paul? Steuern die Lords und ihre Maschinen alle Vorgänge in uns? Ich will ich selbst sein. Wissen Sie, wie man das erreichen kann?«
»Ich weiß, wie ich zu mir selbst finde, Mademoiselle«, sagte Macht. Er wandte sich mir zu. »Sehen Sie, ich bin erst seit vierzehn Tagen Franzose, aber ich weiß, wieviel meines Ichs unabhängig ist und wieviel von diesem neuen Vorgang hinzugefügt wurde, der uns eine andere Sprache und neue Gefahren gab.«
Der Ober kam mit einem schmalen Glas zurück, das auf einem Stiel stand. Es sah wie eine häßliche kleine Nachahmung von Earthport aus. Der Inhalt war milchig weiß.
Macht hob sein Glas. »Zum Wohl!«
Virginia sah aus, als wolle sie jeden Augenblick zu weinen beginnen. Als wir Männer tranken, putzte sie sich kräftig die Nase und steckte das Taschentuch weg.
Macht lächelte uns an, als wolle er von neuem das Wort ergreifen. Gerade im richtigen Augenblick kam die Sonne heraus. Sie umgab ihn mit einem hellen Schein, aber mir war nicht recht klar, ob er einen Heiligen oder einen Teufel darstellte.
Virginia sprach zuerst. »Sie waren dort?«
Macht hob die Augenbrauen ein wenig. »Ja«, sagte er stirnrunzelnd. Aber seine Stimme blieb ruhig.
»Hat es gesprochen?«
»Ja.« Er sah düster und beunruhigt drein.
»Und was sagte es?«
Statt einer Antwort schüttelte er den Kopf, als wolle er sagen: ›Es gibt Dinge, die man nie laut sagen sollte!‹
Ich wollte diesen Dialog unterbrechen, denn ich hatte keine Ahnung, worum es ging.
Virginia fuhr fort, ohne mich zu beachten: »Aber Sie haben Antwort erhalten?«
»Ja«, sagte Macht.
»War sie wichtig?«
»Mademoiselle, sprechen wir nicht darüber.«
»Wir müssen«, rief sie. »Es geht um Leben und Tod.« Sie hatte die Hände so verkrampft, daß die Knöchel weiß hervortraten. Das Bier stand immer noch unberührt vor ihr.
»Also gut«, sagte Macht. »Fragen Sie. Aber ich kann nicht für die Antwort garantieren.«
Ich beherrschte mich nicht länger. »Was soll das alles?«
Virginia sah mich mit Verachtung an, aber selbst in ihrer Verachtung spürte ich noch ihre Liebe. »Bitte, Paul, du würdest es nicht verstehen. Nur einen Augenblick. Was verkündete es Ihnen,
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