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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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an­de­res Tier vor Macht. Ich sand­te ihm mei­nen Dank ent­ge­gen und wand­te mei­ne Auf­merk­sam­keit Macht zu.
    Wir starr­ten ein­an­der an. War das nun Kul­tur? Wa­ren wir jetzt Men­schen? Schließt Frei­heit im­mer Miß­trau­en, Furcht oder Haß ein? Ich moch­te die­sen Mann nicht. Er stieß mich ab. Die Wor­te für längst ver­ges­se­ne Ver­bre­chen ka­men mir in den Sinn: At­ten­tat, Mord, Ent­füh­rung, Raub, Ver­ge­wal­ti­gung, Wahn­sinns­tat …
    Wir hat­ten kei­nen die­ser Aus­drücke ge­kannt, und doch fühl­te ich sie al­le.
    Er sprach ru­hig mit mir. Wir hat­ten uns bei­de te­le­pa­thisch ab­ge­schirmt, so daß nie­mand un­se­re Wor­te mit­hö­ren konn­te. Al­so blieb uns nur die Em­pa­thie und das Fran­zö­sisch. »Es war Ihr Ge­dan­ke«, sag­te er, und das stimm­te nicht. »Oder zu­min­dest der der jun­gen Da­me.«
    »Ist die Lü­ge be­reits in die Welt ge­kom­men?« frag­te ich. »Und ge­hen wir hin­auf zu den Wol­ken, oh­ne einen Grund zu ha­ben?«
    »Es gibt einen Grund«, er­klär­te Macht.
    Ich schob Vir­gi­nia sanft zur Sei­te und schirm­te mein In­ne­res stark ab.
    »Macht«, sag­te ich, und mir selbst klang mei­ne Stim­me wie das Fau­chen ei­nes Tie­res, »sa­gen Sie mir, wes­halb Sie uns hier­her­brach­ten, oder ich brin­ge Sie um.«
    Er wich nicht zu­rück. Er sah mich an, be­reit zum Kampf. »Um­brin­gen?« sag­te er. »Sie mei­nen da­mit, daß Sie mich tö­ten wer­den?« Angst schi­en er nicht zu ken­nen. Kei­ner von uns hat­te je ge­kämpft, aber jetzt be­rei­te­te er sich auf die Ver­tei­di­gung vor und ich mich auf den Kampf.
    Durch mei­nen Schutz­schild drang der Ge­dan­ke ei­nes Tie­res: Gu­ter­mann, Gu­ter­mann, nimm ihn an der Keh­le kei­ne Luft aaah kei­ne Luft aah wie zer­bro­che­nes Ei Ei Ei …
    Ich nahm den Rat an, oh­ne mir dar­über Ge­dan­ken zu ma­chen, wo­her er kam. Ich ging zu Macht hin­über, leg­te mei­ne Hän­de um sei­ne Keh­le und drück­te zu. Er ver­such­te mei­ne Hän­de weg­zu­sto­ßen. Als ihm das nicht ge­lang, trat er nach mir. Ich hielt nur sei­ne Keh­le um­krampft. Wenn ich ein Lord oder ein Cap­tain ge­we­sen wä­re, hät­te ich mehr vom Kämp­fen ver­stan­den. Aber so wuß­te ich nicht Be­scheid, und er auch nicht.
    Es war zu En­de, als ein plötz­li­ches Ge­wicht an mei­nen Hän­den zog. Über­rascht ließ ich los. Macht war be­wußt­los ge­wor­den. War das der Tod?
    Nein, er konn­te es nicht sein, denn Macht setz­te sich auf. Vir­gi­nia lief zu ihm hin­über. Er rieb sich den Hals und sag­te mit hei­se­rer Stim­me: »Das hät­ten Sie nicht tun sol­len!«
    Das gab mir Mut. »Sa­gen Sie mir, wes­halb Sie uns hier­her­brach­ten«, schleu­der­te ich ihm ent­ge­gen. »Oder ich tue es noch ein­mal.«
    Macht grins­te schwach. Er lehn­te sei­nen Kopf ge­gen Vir­gi­ni­as Arm. »Es ist Angst«, sag­te er. »Aus Angst.«
    »Angst?« Ich kann­te das Wort – peur – aber nicht sei­ne Be­deu­tung. War es ei­ne Art Un­ru­he oder Er­schre­cken, wie es die Tie­re zeig­ten?
    Ich hat­te mei­nen Schutz­schild ge­öff­net. Macht gab mir te­le­pa­thisch Ant­wort: Ja.
    »Aber wes­halb ge­fällt Ih­nen die­ses Ge­fühl?« woll­te ich wis­sen.
    … Es ist herr­lich, dach­te er. Es be­rei­tet mir Übel­keit und Schwä­che und Er­re­gung. Es ist wie ei­ne star­ke Me­di­zin, fast so stark wie die Le­bens­sprit­ze, die uns die In­stru­men­ta­li­tät im­mer ver­ab­reich­te. Ich war schon ein­mal oben. Ganz hoch dro­ben hat­te ich große Angst. Es war herr­lich und gut und schlecht zu­gleich. Ich durch­leb­te tau­send Jah­re in ei­ner Stun­de. Ich woll­te noch mehr da­von, aber ich dach­te, daß es mit an­de­ren Men­schen zu­sam­men noch auf­re­gen­der sein müß­te.
    »Jetzt tö­te ich Sie«, sag­te ich auf Fran­zö­sisch. »Sie sind sehr – sehr …« Ich muß­te erst nach dem Wort su­chen. »Schlecht.«
    »Nein«, wi­der­sprach mir Vir­gi­nia, »laß ihn wei­ter­spre­chen.«
    Er be­müh­te sich nicht um Wor­te, son­dern sand­te mir sei­ne Ge­dan­ken zu. Das war es, was uns die Lords der In­stru­men­ta­li­tät im­mer ver­sag­ten: Angst. Wirk­lich­keit. Wir wur­den un­wis­send ge­bo­ren, und wir star­ben in ei­nem Traum. Selbst die Un­ter­menschen, die

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