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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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du sie um­ge­bracht hast«, mein­te Stern.
    »Sind Sie denn dumm?« schrie ich ihn an.
    Stern sag­te nichts. Ich dreh­te mich auf den Bauch, stütz­te das Kinn in bei­de Hän­de und sah ihn an. Man wuß­te nie, was in ihm vor­ging, aber dies­mal hat­te ich das Ge­fühl, daß er ver­wirrt war.
    »Ich ha­be den Grund ge­sagt.«
    »Mir nicht.«
    Plötz­lich ver­stand ich, daß ich zu­viel von ihm ver­lang­te. Ich sag­te lang­sam: »Wir wach­ten al­le zur glei­chen Zeit auf. Wir ta­ten al­le, was ein an­de­rer von uns ver­lang­te. Wir leb­ten durch den Tag nach dem Kom­man­do ei­nes an­de­ren, dach­ten an­de­re Ge­dan­ken und sag­ten an­de­re Wor­te. Ja­nie mal­te die Bil­der, die ihr ein an­de­rer vor­schlug. Ba­by sprach nicht mit uns, und trotz­dem wa­ren wir zu­frie­den. Ver­ste­hen Sie jetzt?«
    »Noch nicht.«
    »Du lie­be Gü­te!« Ich dach­te ei­ne Zeit­lang nach. »Wir har­mo­nier­ten nicht mehr.«
    »Har­mo­nie­ren? Ach so. Aber habt ihr denn nach Lo­nes Tod über­haupt har­mo­niert?«
    »Das war et­was an­de­res. Das war wie ein Au­to, das kein Ben­zin mehr hat – das Au­to ist trotz­dem in­takt. Aber nach­dem uns Miß Kew er­zo­gen hat­te, blie­ben von dem Au­to nur noch Trüm­mer üb­rig. Ver­ste­hen Sie?«
    Dies­mal dach­te er ei­ne Zeit­lang nach. Schließ­lich sag­te er: »Un­ser Ge­hirn zwingt uns zu selt­sa­men Hand­lun­gen. Ei­ni­ge da­von er­schei­nen völ­lig un­ver­nünf­tig, falsch, ver­rückt. Aber in al­len Din­gen, die wir tun, liegt ei­ne fes­te, uns nicht zu­gäng­li­che Lo­gik. Wenn man nur tief ge­nug nach­forscht, wird man auch in die­sen Hand­lun­gen kla­re Ur­sa­chen und Wir­kun­gen er­ken­nen. Merk dir, ich sag­te Lo­gik. Nicht Ver­nunft oder Rich­tig­keit oder Ge­rech­tig­keit oder sonst et­was die­ser Art. Lo­gik und Wahr­heit sind zwei sehr ver­schie­de­ne Be­grif­fe, wenn sie auch dem Ver­stand, der die lo­gi­schen Hand­lun­gen voll­zieht, oft als ein und das­sel­be er­schei­nen.
    Wenn die­ser Ver­stand nun ver­schie­de­ne Zwe­cke gleich­zei­tig ver­folgt, ge­rät das Den­ken an der Ober­flä­che in Ver­wir­rung. Zu­rück zu dei­nem Fall. Ich kann durch­aus er­ken­nen, wor­auf du hin­aus­willst: Um die­se ein­ma­li­ge Bin­dung zwi­schen euch Kin­dern zu be­wah­ren oder zu er­neu­ern, muß­test du Miß Kew be­sei­ti­gen. Aber ich se­he nicht die Lo­gik in dei­nem Tun. Warum war die Wie­der­ge­win­nung die­ser ›Har­mo­nie‹ so wich­tig, daß du die neu­ge­won­ne­ne Si­cher­heit da­für auf­ge­ben woll­test, die dir doch zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen ge­fiel?«
    »Viel­leicht war sie wirk­lich nicht so wich­tig«, sag­te ich ver­zwei­felt.
    Stern beug­te sich vor und deu­te­te mit der Pfei­fe auf mich. »Du muß­test es ein­fach tun. Nach­her se­hen die Din­ge oft an­ders aus. Aber als dich dein Ver­stand da­zu an­trieb, war al­les an­de­re un­wich­tig ge­wor­den. Du muß­test Miß Kew ein­fach tö­ten, um die­se Har­mo­nie wie­der­zu­er­lan­gen. Ich weiß nicht, wes­halb, und du weißt es auch nicht.«
    »Wie kön­nen wir es her­aus­fin­den?«
    »Hm, wenn du dich stark ge­nug fühlst, brin­gen wir den un­an­ge­nehms­ten Teil hin­ter uns.«
    Ich leg­te mich wie­der hin. »Ich bin be­reit.«
    »Schön. Dann er­zäh­le in al­len Ein­zel­hei­ten, was du ge­tan hast, kurz be­vor du sie um­brach­test.«
     
    Ich tas­te­te mich durch den letz­ten Tag, ver­such­te mich dar­an zu er­in­nern, wie das Es­sen ge­schmeckt hat­te und wie die Stim­men ge­klun­gen hat­ten. Ein Ein­druck kam im­mer wie­der: das Ge­fühl der sau­be­ren, ge­stärk­ten Bet­tü­cher. Ich woll­te es bei­sei­te schie­ben, da es ja am Ta­ges­an­fang stand, aber es ließ sich nicht ver­drän­gen.
    »Ich ha­be es Ih­nen schon er­zählt«, sag­te ich. »Die Kin­der, die frem­de Be­feh­le aus­führ­ten, und Ba­by, das nicht mehr mit Ja­nie sprach, und un­se­re Zu­frie­den­heit. Das brach­te mich da­zu, Miß Kew zu tö­ten. Ich brauch­te lan­ge, bis ich das er­kann­te, und noch län­ger, bis ich mei­nen Plan durch­führ­te. Ich glau­be, ich lag stun­den­lang im Bett, bis ich wie­der auf­stand. Es war dun­kel und still drau­ßen. Ich ging aus mei­nem Zim­mer hin­un­ter in die

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