9 SCIENCE FICTION-STORIES
Halle und in Miß Kews Schlafzimmer. Ich brachte sie um.«
»Wie?«
»Das ist alles!« schrie ich, so laut ich konnte. Dann beruhigte ich mich wieder. »Es war schrecklich dunkel – es ist immer noch dunkel. Ich weiß nicht. Ich will es auch nicht wissen. Sie hat uns lieb gehabt. Ich weiß es. Aber ich mußte sie töten.«
»Schon gut, schon gut«, meinte Stern. »Das brauchst du nicht immer wieder zu betonen. Du bist …«
»Was?«
»Du bist ziemlich stark für dein Alter, nicht wahr, Gerry?«
»Ich glaube schon. Stark genug auf alle Fälle.«
»Ja«, sagte er.
»Ich sehe immer noch nicht die Logik, von der Sie vorhin sprachen.« Ich hämmerte mit der Faust auf die Couch und unterstrich jedes meiner Worte mit einem Schlag: »Warum – muß – te – ich – das – tun?«
»Hör auf damit«, sagte er. »Du wirst dir weh tun.«
»Das wäre gut«, erwiderte ich.
»So?«
Ich stand auf und ging zum Schreibtisch hinüber und holte mir etwas Wasser. »Was soll ich nun machen?«
»Was hast du nach ihrem Tod getan – bis zu dem Augenblick, als du in mein Büro kamst?«
»Nicht viel«, sagte ich. »Ich habe es erst gestern nacht getan. Ich lief zurück in mein Zimmer, ganz betäubt. Ich zog meine Kleider bis auf die Schuhe an. Dann schlich ich hinaus. Ich ging lange und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Als die Post öffnete, sah ich unter postlagernd nach. Miß Kew hatte mich öfters auf die Post geschickt. Und nun fand ich den Scheck von dem Preisausschreiben vor. Ich löste ihn bei der Bank ein, eröffnete ein Konto und ließ mir elfhundert Dollar auszahlen. Dann kam ich auf die Idee, mir von einem Psychiater helfen zu lassen und verbummelte fast den ganzen Vormittag, bis ich Sie fand. Das ist alles.«
»Hattest du keine Schwierigkeiten, den Scheck einzulösen?«
»Ich habe nie Schwierigkeiten, den Leuten meinen Willen aufzuzwingen.«
Er stieß einen Laut der Überraschung aus.
»Ich weiß, was Sie denken – daß ich Miß Kew meinen Willen nicht aufzwingen konnte.«
»Das auch«, gab er zu.
»Wenn ich das geschafft hätte«, erklärte ich ihm, »wäre sie nicht mehr Miß Kew gewesen. Beim Bankier war es einfach – ich mußte ihn nur zwingen, Bankier zu sein.«
Ich sah ihn an, und plötzlich wußte ich, warum er immer mit seiner Pfeife herumspielte. Damit er sie ansehen konnte und sein Gegenüber nicht in seinem Gesichtsausdruck las.
»Du hast sie umgebracht«, sagte er – und ich wußte, daß er nun das Thema wechseln würde –, »und damit etwas zerstört, das dir wertvoll war. Es muß weniger wertvoll gewesen sein als die Chance, die alte Bindung mit den Kindern wiederherzustellen. Und du weißt nicht genau, worin der Wert dieser Bindung liegt.« Er sah auf. »Trifft das in etwa deinen Kummer?«
»Ja.«
»Du kennst den Trieb, aus dem die Menschen töten?« Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Selbsterhaltungstrieb. Den Willen, das Ich zu erhalten – oder das, was man als Ich identifiziert. Und das trifft in deinem Fall nicht zu, denn du hattest weit größere Überlebenschancen, du und die ganze Gruppe, wenn du bei Miß Kew bleiben konntest.«
»Dann hatte ich also gar keinen richtigen Grund, sie zu töten?«
»O doch, sonst hättest du es nicht getan. Wir konnten ihn nur bis jetzt nicht erkennen. Das heißt, wir haben den Grund, aber wir wissen nicht, warum er so wichtig war. Die Antwort dazu liegt in dir.«
»Wo?«
Er stand auf und ging auf und ab. »Wir haben einen ziemlich lückenlosen Lebenslauf. Gewiß, Tatsache und Phantasie überlagern sich, und von einigen Abschnitten wissen wir nichts Genaues, aber wir haben einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Ich kann es nicht sicher sagen, aber möglicherweise finden wir die Antwort auf jener Brücke, die du vorhin nicht überqueren wolltest. Weißt du noch?«
Ich wußte es nur zu1 gut. »Warum das?« fragte ich. »Können wir nicht etwas anderes
Weitere Kostenlose Bücher