9 SCIENCE FICTION-STORIES
versuchen?«
»Nein, weil du so gern ausweichst«, sagte er ruhig. »Weshalb schreckst du davor zurück?«
»Machen Sie keinen Elefanten aus einer Mücke«, sagte ich. Manchmal regte mich der Kerl auf. »Es beunruhigt mich. Aber ich weiß nicht, aus welchem Grund.«
»Irgend etwas liegt da verborgen und kämpft gegen dich an. Es will nicht ans Licht. Deshalb ist es vermutlich genau das, was wir suchen.«
»Also gut«, sagte ich und spürte wieder diese Übelkeit und Schwäche. Ich gab noch einmal auf. Aber dann nahm ich mich zusammen. »Versuchen wir es.« Ich legte mich zurück.
Er ließ mich die Decke betrachten und eine Weile ruhig daliegen, dann sagte er: »Du bist in der Bibliothek. Du hast Miß Kew gerade erst kennengelernt und erzählst ihr von den anderen Kindern.«
Ich lag ganz still da. Nichts geschah. Doch, jetzt. In meinem Innern versteifte sich alles. Immer stärker. Es war nicht mehr zum Aushalten, und dennoch geschah nichts.
Ich hörte, wie er aufstand und zum Schreibtisch hinüberging. Er machte etwas. Ein Klicken und Summen ertönte. Plötzlich hörte ich meine eigene Stimme.
»Also, da ist mal Janie. Sie ist elf wie ich. Und Bonnie und Beanie sind acht. Zwillinge, müssen Sie wissen. Und Baby ist drei.«
Und mein Schrei.
Und nichts …
Das Dunkel wich. Ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. Starke Finger hielten mich an den Handgelenken fest. Ich machte die Augen auf. Ich war schweißdurchtränkt. Die Thermosflasche lag auf dem Teppich neben der Couch. Stern kniete bei mir und hielt meine Handgelenke fest. Ich wehrte mich nicht mehr.
»Was ist geschehen?«
Er ließ mich los und trat nachdenklich zurück. »Du liebe Güte!« sagte er. »Das war eine Ladung!«
Ich griff mir an den Kopf und stöhnte. Er warf mir ein Handtuch zu. »Was hat mich niedergeschlagen?«
»Ich nahm unser ganzes Gespräch auf Band auf«, erklärte er. »Als du dich nicht erinnern konntest, versuchte ich dich anzutreiben, indem ich die Stelle noch einmal abspielte. Manchmal wirkt so etwas Wunder.«
»Auch diesmal«, stöhnte ich. »Ich habe das Gefühl, daß bei mir eine Sicherung durchbrannte.«
»Ein guter Vergleich. Du warst so nahe daran, über die Brücke zu gehen. Aber du bist lieber ohnmächtig geworden, als den letzten Schritt zu tun.«
»Und was freut Sie so daran?«
»Deine Verteidigung liegt in den letzten Zügen«, sagte er kurz. »Jetzt haben wir es gleich. Nur noch ein Versuch.«
»Halt. Wenn ich nun bei dem letzten Versuch draufgehe?«
»Das wirst du nicht. Du trägst diese Episode nun so lange schon im Unterbewußtsein, und es hat dir nichts geschadet.«
»Wirklich nicht?«
»Nicht so, daß sie dich umgebracht hätte.«
»Und woher wissen Sie, daß das nicht der Fall sein wird, wenn wir sie ans Licht zerren?«
»Du wirst es gleich selbst sehen.«
Ich sah ihn von der Seite an. Irgendwie wußte ich, was jetzt kommen würde.
»Du weißt jetzt viel mehr über dich selbst als vorher«, erklärte er leise. »Du hast jetzt die nötige Einsicht. Du wirst die Dinge, die du erfährst, richtig einschätzen. Vielleicht nicht alle, aber doch genug, um dich zu schützen. Hab’ keine Angst. Du mußt mir vertrauen. Ich kann die Sitzung unterbrechen, wenn sie zu schlimm für dich wird. Jetzt entspanne dich. Sieh die Decke an. Fühl deine Zehen. Sieh sie nicht an. Sieh nach oben. Deine Zehen, deine großen Zehen. Beweg sie nicht, aber fühle sie. Zähle deine Zehen. Eins, zwei, drei. Fühl die dritte Zehe von der großen Zehe aus gerechnet. Spürst du, wie sie steif wird? Ganz steif. Die Zehen daneben werden auch steif. Ganz steif. Alle deine Zehen sind steif …«
»Was machen Sie da?« fauchte ich ihn an.
Er sagte in der gleichen fließenden Stimme: »Du vertraust mir, und deine Zehen vertrauen mir auch. Sie sind steif, weil du mir vertraust. Du …«
»Sie versuchen mich zu hypnotisieren. Das werde ich nicht
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