9 SCIENCE FICTION-STORIES
zulassen.«
»Du hypnotisierst dich selbst. Du tust alles selbst. Ich zeige dir nur den Weg. Ich zeige deinen Zehen den Weg. Ich zeige ihn nur deinen Zehen. Niemand kann dich zwingen, irgendwohin zu gehen, wenn du nicht willst. Aber du willst dahin gehen, wo deine Zehen steif sind, wo deine …«
Immer weiter, weiter, weiter. Und wo war das schwebende Goldornament, das Licht in seinen Augen, das geheimnisvolle Auf- und Abgehen? Ich konnte ihn nicht einmal sehen, weil er hinter mir saß. Wo war das übliche Gerede, daß ich müde, ach so müde sei? Nun, er wußte, daß ich nicht müde war und auch nicht müde sein wollte. Ich wollte nur Zehen sein. Ich wollte nur eine einzige, steife Zehe sein. Kein Verstand in den Zehen, Zehen zum Gehen, zum Gehen auf und ab, elfmal, elf, ich bin elf …
Ich spaltete mich in zwei, und es war in Ordnung, in den Teil, der zusah, und den anderen Teil, der in die Bibliothek zurückging.
Miß Kew beugte sich über mich, aber nicht zu nahe, und auf meinem Stuhl raschelte das Zeitungspapier, auf dem ich sitzen mußte. Ich hatte einen Schuh ausgezogen, und meine Zehen waren steif, worüber ich ein gelindes Erstaunen fühlte. Denn es war Hypnose, aber ich war völlig bei Bewußtsein, auf der Couch in Sterns Zimmer. Er redete gleichmäßig auf mich ein, und ich konnte mich aufsetzen und mit ihm sprechen, wenn ich wollte. Ich konnte auch aufstehen und weggehen, wenn ich wollte. Doch ich wollte gar nicht. Oh, wenn diese Hypnose so aussah, dann mochte ich sie, dann war ich bereit, mitzuarbeiten. So war sie in Ordnung.
Der Tisch, der Tisch mit dem Leder, Miß Kews Gezeter, der Tisch mit dem Gold, Lone hat es gewollt, ich, du, Miß Kew …
»… und Bonnie und Beanie sind acht. Zwillinge, müssen Sie wissen. Und Baby. Baby ist drei.«
»Baby ist drei«, sagte sie.
Ein Druck, ein Dehnen – und etwas zerriß. Und der plötzliche Schmerz wurde überspült von dem Gefühl des Triumphs, daß ich es geschafft hatte.
Und dann kam alles heraus. Alles auf einmal.
Baby ist drei? Mein Baby müßte jetzt drei sein, wenn ich je eines gehabt hätte. Aber ich hatte ja keines …
Lone. Ich bin weit offen für dich. Ganz offen. Ist es so genug?
Seine Augen sind riesig. Ich bin sicher, daß sich die Iris ganz schnell dreht, aber ich konnte es nie beweisen. Der suchende Strahl, der unsichtbar von seinem Gehirn durch seine Augen in mein Gehirn dringt. Weiß er, was das für mich bedeutet? Wäre es ihm gleichgültig? Es muß ihm gleichgültig sein. Er weiß es nicht. Er leert mich, und ich fülle nach, was er befiehlt. Er trinkt und wartet und trinkt wieder, und nie sieht er den Becher an.
Als ich ihn zum erstenmal sah, tanzte ich im Wind, im Wald, in der Wildnis. Ich drehte mich, und da stand er im Schatten der Blätter und beobachtete mich. Ich haßte ihn deshalb. Es war nicht mein Wald, nicht mein golddurchfluteter, mit Farnen durchwachsener Wald. Aber das Tanzen nahm er mir, er raubte es mir, indem er zusah. Ich haßte ihn, haßte seinen Blick, seine Haltung, wie er so knöcheltief in den freundlichen nassen Farnen stand, ein Baum, dessen Wurzeln Füße waren. So stand er da in seinen erdfarbenen Kleidern. Als ich stehenblieb, bewegte er sich, und da war er wieder ein Mann, ein großer Mann mit mächtigen Affenschultern, ein schmutziges Tier von einem Mann, und mein ganzer Haß wurde plötzlich zu Furcht, so daß ich wie angewurzelt stehenbleiben mußte.
Er wußte, was er getan hatte, aber es war ihm gleichgültig. Tanzen … Nie wieder tanzen können, denn ab jetzt konnte ich nie wieder sicher sein, ob mich in den Wäldern nicht fremde Augen beobachteten, schmutzige, fremde Männer, denen es gleichgültig war, wenn sie etwas zerstörten.
Sommertage, an denen mich die Kleider erdrücken würden, und Winternächte, die mich mit ihrer Prüderie einhüllten wie ein
Weitere Kostenlose Bücher