9 SCIENCE FICTION-STORIES
Aufgabe, überlegte Mulholland, glich einem Mosaikspiel: nur daß er Menschen dazu verwendete, hundert auf einmal aufschüttete, jene entfernte, die uneben waren, oder zerbrochen, oder die für das Muster nicht geeignet waren, und den Rest zusammenfügte. An jedem Tag mußte ein neues Bild gelegt werden. Manchmal waren zuviel Stücke da, die er dann für einen anderen Tag aufhob. Er stellte die Skyrover- Liste endgültig fertig und schickte sie per Rohrpost zu Brevoort, zwanzig Stock tiefer. Brevoort würde mit Kap Kennedy telefonieren, den Abschluß der Liste mündlich bekanntgeben, und diese gleichzeitig per Bildfunk nach Florida absenden. Damit war Mulhollands Tagesprogramm erfüllt. Es war vierzehn Uhr. In diesem Augenblick startete die Enterprise Three von der Bangor-Rampe mit hundert Kolonisten an Bord, Leuten, die vor einer Woche erfaßt worden waren.
Das ging ununterbrochen, Tag und Nacht: Menschen wurden registriert, Menschen wurden gezogen, Menschen meldeten sich, Raumschiffe verließen die Erde. Fünf pro Tag allein von den Vereinigten Staaten, sechzig insgesamt, also vierhundertzwanzig Schiffe pro Woche. Und so unermeßlich war das Weltall, daß es unzählige Jahrhunderte dauern würde, bis der letzte bewohnbare Planet von Erdmenschen bevölkert war.
Vierzehn Uhr. Wiederum ein Arbeitstag zu Ende. Mulholland brachte seinen Schreibtisch in Ordnung, verabschiedete sich – die meisten Angestellten arbeiteten zwei Stunden länger – und verließ das Büro. Draußen, im frischen Oktoberwind, versuchte er, des Tages Mühen abzuwerfen wie eine Otter, die an Land kommt und sich trockenschüttelt. War es einmal vierzehn Uhr, hörte er auf, Präsident Mulholland zu sein, wurde er zum einfachen Dave Mulholland von White Plains, einem kleinen, beleibten, rothaarigen Mann von dreiundvierzig Jahren. Vor zwölf Jahren hatte er seinen Posten als Hilfsprofessor für Staatswissenschaften an der C.C.N.Y. aufgegeben, um für die Partei der Liberalen zu arbeiten. Als Belohnung für treue Dienste war er dann berechtigt worden, täglich hundert Leute zu verdammen, solange seine Partei an der Macht blieb.
Am nächsten Morgen um neun Uhr war Mulholland wieder in seinem Büro. Das Anforderungs-Formular wartete auf ihn, wie immer: fünfzig Paare wurden für das Raumschiff Aaron Burr benötigt, das Kap Kennedy am achtzehnten Oktober verließ. Wie üblich erteilte er seine Anordnungen für die Auswahl von einhundertundzehn Namen für die Aaron Burr.
Zwei Stunden später kamen die ersten Antworten betreffend Gegenschein-Reisende von den Ortsstellen herein. Mulholland legte jede Auskunft in den »Evidenz-Korb« und schaltete sie bis auf weiteres aus seinem Gedächtnis. Die Skyrover hatte er bereits vergessen: nun, da die Liste komplett war, verschwand er hinter einem Schleier zu all den vielen anderen vergessenen Raumschiffen, für deren Passagiere Mulholland verantwortlich zeichnete.
Nach dem Lunch, das ihm an Arbeitstagen nie recht mundete, widmete er seine Aufmerksamkeit der Gegenschein. Eine Spalte war bereits ausgefüllt: mit Noonan, dem Freiwilligen von der Baltimore-Stelle Nr. 212. Mulholland benötigte also noch neunundvierzig Männer und fünfzig Frauen.
Die meisten Berichte von der Ostküste und aus dem Mittelwesten waren schon angelangt. Der Westen brauchte natürlich länger. In den meisten Fällen würde die Post erst jetzt ausgeliefert werden, draußen an der Küste. Aber es waren genug andere Berichte da. Mulholland begann also, diese zu sortieren, mit der Liste abzustimmen.
Columbus, Ohio, Nr. 156: Wir haben den Registrierten
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