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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Orts­stel­len ge­hen. Sonst noch et­was, Mr. Mul­hol­land?«
    »Glau­be nicht. Ist al­les in Ord­nung.« Sie schenk­te ihm ein sü­ßes Lä­cheln und eil­te zu­rück in ihr Zim­mer ne­ben­an. Seuf­zend schau­te Mul­hol­land nach der Zeit. Es war drei­zehn Uhr achtund­fünf­zig. Er­staun­lich, wie prä­zi­se der Lot­te­rie-Me­cha­nis­mus ar­bei­tet, dach­te er. Die Lis­te füllt sich ganz au­to­ma­tisch.
    Und es war Au­to­ma­ten-Ar­beit ge­we­sen, denn er tat nichts, was nicht auch ein Ro­bo­ter er­le­di­gen hät­te kön­nen. Er über­leg­te, wie wohl ein Film von ihm aus­se­hen wür­de, an ei­nem ty­pi­schen Ar­beits­tag ge­dreht und mit er­höh­ter Ge­schwin­dig­keit ab­ge­spult. Lä­cher­li­cher noch als die al­ten Schnell­ka­me­ra-Fil­me, zwei­fel­los. Wie ein al­ber­ner, di­cker, klei­ner Bü­ro­krat wür­de er auf der Lein­wand er­schei­nen, ge­schäf­tig Lis­ten in Fä­cher schie­bend, Lis­ten aus Fä­chern zie­hend, Na­men ein­tra­gend, wich­tig­tue­risch nach sei­ner Se­kre­tä­rin klin­gelnd …
    Für­wahr, ein nicht sehr schmei­chel­haf­ter An­blick. Mul­hol­land ver­such­te, das Bild aus­zu­lö­schen, aber es woll­te und woll­te nicht aus sei­nen Ge­dan­ken ver­schwin­den. Gott sei Dank, daß der Tag bald um war, dach­te er.
    Er ging die fer­tig­ge­stell­te Ge­gen­schein- Lis­te noch ein­mal durch. Schi­en ganz in Ord­nung zu sein: Hun­dert Na­men, fünf­zig in je­der Ko­lon­ne, je­der in der rich­ti­gen Spal­te. Zu­nächst über­flog er die Ko­lon­ne männ­li­cher Na­men: Noo­nan, Cy­ril; Dawes, Mi­cha­el; Fow­ler, La­wrence; Matt­hews, Da­vid. Bis hin­un­ter zu No­lan, Sid­ney; San­der­son, Ed­ward.
    Und dann die Ko­lon­ne weib­li­cher Na­men. Tho­mas, Cher ry; Mar­ti­no, Loui­se; Gold­stein, Er­na. Bis hin­un­ter zum letz­ten Na­men, bei dem die Tin­te noch nicht tro­cken war: Bran­nick, Ma­r­ya.
    Mul­hol­land nick­te. Fünf­zig hier, fünf­zig dort. Die Lis­te war okay. Er krit­zel­te sei­ne Un­ter­schrift an der rich­ti­gen Stel­le. Wie­der­um ein Tag, wie­der ein Raum­schiff be­mannt, dach­te er. Wie­der ei­ne Last mehr auf sei­nem Ge­wis­sen.
    Die vie­len Na­men ver­schwam­men; er schloß sei­ne mü­den Au­gen. Das war ein Feh­ler ge­we­sen. Denn nun schal­te­te sich sei­ne Vor­stel­lungs­kraft ein, ver­wan­del­te Na­men in Men­schen; Ge­sich­ter schweb­ten an­schul­di­gend im Raum. Ed­ward San­der­son, dach­te er – und sah vor sich, rein der Ein­bil­dung ent­sprun­gen, einen klei­nen, schlan­ken, schmal­schult­ri­gen Mann mit brau­nem Haar. Er­na Gold­stein – das könn­te ein dun­kel­haa­ri­ges Mäd­chen mit großen Au­gen sein, der das Dra­ma­ti­sche lag und die hoff­te, ir­gend­wann ein­mal selbst ein Schau­spiel zu schrei­ben. Sid­ney No­lan …
    Mul­hol­land schüt­tel­te den Kopf, um sie los­zu­wer­den. Den gan­zen Tag über hat­te er es ab­wen­den kön­nen, daß die­se Na­men zu Fleisch und Blut wur­den. So­lan­ge er sie nur als Na­men sah, als an­ein­an­der­ge­reih­te Sil­ben, war al­les gut. Be­gan­nen sie je­doch, mensch­li­che Zü­ge an­zu­neh­men, brach er un­ter dem An­blick zu­sam­men.
    Has­tig preß­te er den Dau­men auf die licht­emp­find­li­che Stel­le, roll­te das Blatt ein, steck­te es in ei­ne klei­ne Hül­se und schick­te es per Rohr­post hin­un­ter zum war­ten­den Bre­voort. Das Raum­schiff Ge­gen­schein hat­te sei­ne La­dung. Aus­ge­nom­men wa­ren nur mehr Un­fäl­le und even­tu­el­le Selbst­mor­de in der Zeit bis zum sieb­zehn­ten des Mo­nats.
    Es war vier­zehn Uhr, der Tag zu En­de. Mul­hol­land er­hob sich, schweiß­ge­ba­det, mit schmer­zen­den Au­gen, be­täub­tem Sinn. Er konn­te nach Hau­se ge­hen.
    Ihr wer­det we­nigs­tens nur ein­mal ge­zo­gen, dach­te er. Ich muß das hier je­den Tag mit­ma­chen.
     
7
     
    Die Ram­pe in Ban­gor, im nörd­li­chen Mai­ne, von der wö­chent­lich drei Ko­lo­nis­ten-Raum­schif­fe ab­gin­gen, um­faß­te ei­ne Flä­che von et­wa vier­zig Qua­drat­ki­lo­me­tern. Wo einst dich­ter Wald stand, reck­ten sich kei­ne er­ha­be­nen Tan­nen mehr em­por. Das Ge­biet war ge­ro­det, ge­eb­net und ein­ge­zäunt wor­den. In

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