9 SCIENCE FICTION-STORIES
Abständen von dreihundert Metern hingen Warnschilder: UNBEFUGTEN IST DER ZUTRITT VERBOTEN. Das Kolonisationsbüro. Drinnen befanden sich erstaunlich wenig Gebäude. Da die Rampe nur für Regierungszwecke vorgesehen war und nicht für kommerzielle, war keine Veranlassung vorhanden für das sonst übliche Aufgebot an Passagiergebäuden, Warteräumen und sonstigem Komfort, wie es in Hülle und Fülle auf jedem kommerziellen Raumhafen anzutreffen war. Hier in Bangor gab es nur eine mäßig komfortable Kaserne für das ständige Personal, eine Unterkunft für Durchreisende, einige Vergnügungsstätten für das Personal und ein kleines Verwaltungsgebäude. All das drängte sich im Zentrum der gerodeten Fläche zu einer kompakten Gruppe zusammen. Von dort, in drei Richtungen ausschwingend, erstreckten sich die Start- und Landeplätze, weit voneinander entfernt.
Am Morgen des siebzehnten Oktober 2116 waren zwei der drei Abschußrampen belegt. Auf Feld eins stand die Andrew Johnson feierlich allein da, umgeben von einer Meile brauner, verbrannter Erde: eine riesige stahlblaue Nadel, aufrecht emporragend auf ihren Standsäulen und einziehbaren atmosphärischen Steuerflossen. Der Start der Andrew Johnson war für den zwanzigsten des Monats geplant; morgen würde technisch geschultes Personal ausschwärmen, um auf Feld eins mit dem dreitägigen Countdown zu beginnen, das jeden Start eines Raumschiffes einleitete.
Gegenwärtig liefen die letzten Überprüfungen der Gegenschein auf Hochtouren. Das Schiff stand in der Mitte von Feld drei, schlank und kerzengerade, golden glitzernd in der Morgensonne. Der Start der Gegenschein war für sechzehn Uhr angesetzt. In dieser letzten Phase vor dem Abschuß krabbelten die Techniker wie emsige Ameisen durch das Raumschiff; vergewisserten sich, daß alles in bester Ordnung war. Nur einmal, vor zwölf Jahren, war ein schwerer Unfall passiert, aber man hoffte, es würde nie wieder einen solchen geben.
Feld zwei blieb leer. Ein zurückkehrendes Raumschiff, die Wanderer, war am späten Abend fällig, und Feld zwei wurde dafür bereitgehalten. Eine kleine Service-Mannschaft versah ihren Dienst im Kontrollkomplex auf Feld zwei, wo sie das Steuerungssystem letzten Kontrollen unterzogen, das dann das Raumschiff gegen Abend in seine Landebahn bringen würde.
Um neun Uhr fünfundvierzig war Michael Dawes nach einem Flug von New York in Bangor angekommen. Aus dem Fenster eines kleinen, ihm zugewiesenen Zimmers im ersten Stockwerk spähte er hinaus, vorbei an dem plumpen Gebäude aus gelben Ziegelsteinen, in welchem das ständige Personal untergebracht war, hinüber zur blau angestrichenen Andrew Johnson im Westen, und dann, in östlicher Richtung, zur nähergelegenen Gegenschein.
»Mit welchem werde ich fliegen?« fragte er.
»Mit dem goldenen«, antwortete der Angestellte des Kolonisationsbüros, der ihn auf sein Zimmer geführt hatte. »Es steht dort drüben, auf Feld drei.«
Dawes nickte. »Ja, ich sehe es.«
»Sie haben jetzt ungefähr eine Stunde Zeit, während der Sie sich hier ausruhen und entspannen können. Um elf Uhr werden Sie einleitende Informationen erhalten, und zwar unten, in der Gemeinschaftshalle. Das ist, wenn Sie aus dem Fahrstuhl steigen, linker Hand. Sie können den Weg nicht verfehlen. Der Vortrag dauert etwa eine Stunde. Anschließend wird man den Lunch servieren.«
»Ich werde sicher nicht sehr hungrig sein«, meinte Dawes.
Der Mann lächelte. »Die meisten haben keinen Appetit. Aber das Essen ist immer sehr gut.«
Um elf Uhr ging Dawes den flackernden Neon-Wegweisern nach bis zum Fahrstuhl und von dort
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