9 SCIENCE FICTION-STORIES
noch eine andere Aufgabe zu erfüllen. Wie konnte er sicherstellen, daß die wertvollen Informationen, die er jetzt besaß, an die richtige Adresse kamen? Sollte er die cythereanische Botschaft in Paris anrufen? Ja, das war bestimmt richtig, denn dort konnte es keine Doppelagenten geben, weil die Cythereaner sich aus dem Streit um den Mond völlig heraushielten.
Sevigny ließ sich in den Sessel fallen und blätterte Volhontseffs Notizbuch durch. Die Telephonnummer der Botschaft in Paris war nicht eingetragen, aber auf der Suche danach stieß er auf einen weiteren bekannten Namen – Maura Soemantri. Sie lebte also tatsächlich unter ihrem richtigen Namen in Honolulu!
Er steckte das Buch wieder ein, wählte Paris und ließ sich mit der Botschaft verbinden. Der junge Mann auf dem Bildschirm starrte ihn verwundert an. Ich sehe wahrscheinlich fürchterlich aus, dachte Sevigny. Schmutzig, unrasiert, nicht gekämmt, mit geröteten Augen – wie ein alter Säufer. Er nannte seinen Namen.
»Samuel Craik, Klan Duneland von Duneland«, antwortete der junge Mann. »Zu Ihren Diensten.«
»Können Sie mich sofort mit dem Botschafter persönlich verbinden?«
Craik zuckte zusammen. »Hören Sie, Klansmann, wenn Sie nicht einmal richtig angezogen sind …«
»Schon gut«, unterbrach Sevigny ihn. »Nehmen Sie folgende Nachricht auf Band auf. Ich warne Sie bereits jetzt, daß Sie kein Wort davon glauben werden. Aber spielen Sie dem Botschafter das Band vor. Und sorgen Sie dafür, daß Mr. Bruno Norris in Port Kepler es ebenfalls erhält.« Er holte tief Luft, bevor er weitersprach. »Dazu verpflichte ich Sie bei der Ehre der Klans von Venus und Ihrer eigenen.«
Craik machte ein noch unglücklicheres Gesicht. Der Teufel soll ihn holen, ich möchte wetten, daß der junge Kerl die feierliche Verpflichtung für ein Überbleibsel aus barbarischen Zeiten hält, stöhnte Sevigny innerlich. Er begann seinen Bericht.
»Klansmann!« protestierte Craik nach kurzer Zeit. »Ist Ihnen nicht ganz gut?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie mir kein Wort glauben würden«, wehrte Sevigny ab. »Halten Sie lieber den Mund, damit ich weitersprechen kann!«
Die Tür schloß sich leise.
Sevigny unterbrach sich mitten im Satz und hatte sie schon fast erreicht, bevor ihm klar wurde, was eben geschehen war. Volhontseff! Der kleine Teufel war hinausgeschlüpft, als er einen Augenblick lang nicht auf ihn geachtet hatte!
Dann sah er ihn auch schon auf die Straße eilen. Eine Verfolgung war zwecklos. Der Alte weckte jetzt wahrscheinlich bereits seine Nachbarn. Die Polizei mußte in wenigen Minuten eintreffen.
Sevigny ging an den Schreibtisch zurück. »Was ist jetzt schon wieder passiert?« erkundigte Craik sich mißtrauisch.
»Keine Zeit für Erklärungen«, sagte Sevigny kurz. »Mir ist bekannt, daß folgende Männer sich verschworen haben – Nyo, der marsianische Botschafter; Ercole Bacciocio, Generaldirektor der Eurobau AG; Krishnamurti Lal Gupta, Mitglied der Konservativen Partei Indiens; Gilman, der Wirtschaftsminister der Vereinigten Staaten; die Bruderschaft der Fatimisten. Sie beabsichtigen …« Er schilderte ihren Plan. »Sorgen Sie dafür, daß der Fall untersucht wird!«
Er legte auf, rannte zur Tür und eilte durch den rückwärtigen Ausgang hinaus, der vermutlich zu der Garage führte. Volhontseffs Wagen war eindrucksvoll groß. Aber Sevigny interessierte sich im Augenblick nur für die technischen Details unter der Haube. Er mußte die Zündung kurzschließen, denn die Suche nach dem Schlüssel hätte zuviel Zeit gekostet.
Der Motor heulte auf. Sevigny setzte sich hinter das Steuerrad und legte den Gang ein. Als der Wagen sich in
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