9 SCIENCE FICTION-STORIES
Bewegung setzte, öffnete sich das automatische Garagentor.
So schnell wie möglich weg!
Er hatte kaum die Straße erreicht, als auch schon ein Funkstreifenwagen um die Ecke bog. »Okay«, rief er spöttisch aus dem Fenster, »wollt ihr es auf ein kleines Rennen ankommen lassen?«
Der schwere Wagen schoß förmlich davon. Minuten später hatte Sevigny den Streifenwagen bereits weit hinter sich zurückgelassen und fuhr wieder langsamer durch die nächtlichen Straßen.
Aber er wußte, daß die Jagd bereits begonnen hatte. Die Ausfallstraßen waren vermutlich sofort blockiert worden. Jeder Polizist und jede Streifenwagenbesatzung würde die Augen offenhalten. Er mußte das Auto so schnell wie möglich loswerden, bevor jemand ihn darin erkannte.
Sevigny hielt an. Er hatte unbewußt nach rechts und links gesehen und dabei bemerkt, daß die Garage eines Hauses leerstand. Ausgezeichnet! Der Hausbesitzer würde sich wundern, wenn er zurückkam. Mit etwas Glück konnte das noch Stunden dauern; und in der Zwischenzeit suchte die Polizei vergeblich nach dem als gestohlen gemeldeten Wagen.
Er fuhr hinein. Dann sank er erschöpft hinter dem Steuer zusammen. Venus, dachte er, Morgenstern, selbst in deinen Wüsten findet ein Gejagter Schutz vor seinen Verfolgern. Aber du bist vierzig Millionen Kilometer entfernt. Nie wieder …
Aber dann erinnerte er sich plötzlich und setzte sich mit einem leisen Überraschungsschrei auf.
Das graue Licht der ersten Morgendämmerung kroch durch ein Fenster des Korridors im zehnten Stock. Sevigny ließ den Fahrstuhl hinter sich zurück und ging den weichen Teppich entlang. Unterwegs bemerkte er einen Briefkastenschlitz. Cut. Dann brauche ich nicht bis zum Abend zu warten, um meinen Brief aufzugeben. Jederzeit – wenn gerade niemand hier oben herumläuft. Ich … nein, wir können hinausschlüpfen. Die Tür No. 1014 kam in Sicht. Er hatte in dem Verzeichnis nachgeschlagen, das in der Eingangshalle auflag.
Die nächsten Minuten waren entscheidend.
Die automatische Türklingel war nachts ausgeschaltet. Er drückte auf den Klingelknopf, zog die Schultern hoch und drückte das Kinn auf die Brust. Vor dem Rückspiegel des Wagens hatte er sich die Haare tief in das Gesicht gestrichen. Die veränderte Frisur, der andere Anzug, die gebückte Körperhaltung und eine verstellte Stimme müßten eigentlich genügen, um seine Erscheinung auf dem Bildschirm unkenntlich zu machen.
Das war seine letzte Chance.
»Was wollen Sie?« Die Stimme aus dem Lautsprecher klang verschlafen.
Sevigny versuchte so gut wie möglich mit einem starken russischen Akzent zu sprechen. »Ich komme von Oleg Volhontseff. Bitte, lassen Sie mich herein. Ich bringe Ihnen eine äußerst wichtige Nachricht von ihm.«
»Warum hat er nicht einfach angerufen?«
»Das war nicht möglich. Ich werde Ihnen alles erklären. Es hängt mit dem Marsianer in Paris zusammen, den Sie ja auch kennen.«
»Oh! Eine Sekunde, bitte.«
Er spannte seine Muskeln an. Seine Vermutung war also richtig gewesen. Volhontseff hatte sich unterdessen bestimmt mit Baccioco und Gupta in Verbindung gesetzt, aber die weniger bedeutenden Agenten wie Raschid oder die junge Frau …
Die Tür öffnete sich. Er drängte sich hastig hindurch. Mauras Lippen formten einen Schrei. Er hielt ihr den Mund zu und umklammerte sie mit einem Ringergriff. »Keinen Ton, sonst breche ich Ihnen das Genick!« zischte er. »Denken Sie daran, daß ich nichts mehr zu verlieren habe!«
Nachdem er die Tür mit dem Fuß zugestoßen hatte, führte er Maura zu einem Sessel in dem elegant eingerichteten Wohnraum und ließ sie los. Trotzdem behielt er eine Hand auf ihrer Schulter, damit sie die
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