9 SCIENCE FICTION-STORIES
die Vertraulichkeit des Händlers, aber es gelang ihm, seinen Unwillen zu unterdrücken. »Es wäre mir eine Freude.«
Er schnallte sich seinen Raumgürtel um und eilte hinaus ins Freie. Er traf Flintledge unter der Luftschleuse an, wie dieser mit den Armen ruderte und den Männern Schmähungen entgegenwarf, die gekommen waren, um sein Schiff in eine lunare Bergspitze zu verwandeln.
»Dieser Narr Newbolt glaubt, wir könnten uns hier verstecken«, knurrte er. »Aber ich weiß es besser. Mich sollen diese Wilden nicht unvorbereitet erwischen – oder sind Euer Ehren in der Lage, mich vollauf zu beruhigen?«
Scarlet folgte ihm durch die Schleuse. Die pompöse Einrichtung des Schiffes raubte ihm zuerst den Atem, aber dann ließ sie in ihm den festen Willen reifen, noch mehr zu verlangen, als er bisher gewagt hätte.
Unter all dem überschwenglichen Luxus von Flintledges Kabine stach ihm ein Figürchen ins Auge, eine Tänzerin. Sie balancierte auf einer mit Edelsteinen ausgelegten Platte, die einen dunklen Quader glänzendes Holzes bedeckte, und anfangs war sie bar jeder Züge, jeden Ausdrucks, ein Symbol nur allen weiblichen Zaubers, geschliffen aus einem klaren, makellosen Kristall.
Aber noch während er sie betrachtete, erwachte sie zum Leben, alle seine Vorstellungen von den Reizen der Frau reflektierend, verfeinert und geläutert durch die Sicht des Künstlers, der ihre psionische Matritze angefertigt hatte. Plötzlich war sie Coral Fell, aber jünger und zarter als die wirkliche Coral, nicht ganz so streng um die Lippen, vielmehr mit einem schwärmerischen Lächeln. Ihre einmalige Schönheit gab ihm einen Stich und hinterließ ein unbändiges Verlangen, das ihn schmerzte.
»Gefällt sie Ihnen?«
Flintledges Frage schreckte ihn auf. Er riß seinen Blick los von dem Figürchen und errötete, ehe er sich ins Gedächtnis rufen konnte, daß sich das Ganze nur für ihn allein abgespielt hatte, völlig privat.
»Sehen Sie sich um.« Des Händlers Grinsen war eine Fratze. »Wenn Sie etwas wollen, sagen Sie es nur.«
Ganz bestimmt wollte er eine Menge mehr als bloß ein psionisches Figürchen. Und während er sich abschätzend in der prachtvollen Kabine umblickte, entdeckte er zwei Bilder, die ihn gefangen hielten. Stereos – kristallene Zwillingsplatten – sie waren ebenfalls psionisch. Seine Gedanken ließen sie augenblicklich aufleuchten mit Leben und Bedeutung.
Zwei Männer …
Sie machten ihn erschauern. Der eine war sympathisch, der andere widerwärtig. Der eine schlank und jung, auf seinem markanten braunen Gesicht ein strahlendes Lächeln. Der andere älter, feist, mit verschlagenem, bösartigen Blick, im Nacken die Angst. Und doch waren sie, auf gewisse Weise, Zwillinge …
Beide von ihnen, jeder für sich, Scarlet!
Bestürzt drehte er sich um – und stellte fest, daß der Händler ihn beobachtet hatte, mit einer unverschämten Belustigung, die ihn ärgerte.
»Äh – was sind das für Dinger?«
»Vielleicht sollte ich mich bei Ihnen entschuldigen …« Das Kichern des Händlers war nicht danach. »Psionische Spiegel, so könnte man sie nennen. Sie sind derart konstruiert, daß sie das Ich reflektieren, das man der Welt zeigen, und das, was man ihr nicht zeigen möchte. Ich beobachte gern, wie meine Freunde darauf reagieren.«
Es kostete Scarlet einige Willensanstrengung, den Händler nicht zu fragen, wie er ihn sah.
»Ihre Reaktion, sie – gefällt mir.« Flintledge krähte vor Lachen. »Aber nehmen Sie doch Platz.« Er rang darum, seine Belustigung zu unterdrücken. »Ich sehe, Sie können diesen Drink jetzt brauchen.«
Sie ließen sich nieder, und ein psionischer Roboter kam mit einer seltsamen Flasche und zwei
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