900 Großmütter Band 1
wegen verboten , eine n M e nsche n offe n z u verspotten.
E r gin g a m Nachmitta g zu m Arzt . Dr . Mason wa r nich t eige n dic h sei n Freund . Vincen t stellt e bei diese r Gelegenhei t mi t einige m Unb e hage n fest, daß er üb e r haupt ke i ne wirkli c hen Fr e unde hatte, nur Bek a nnte und Ge schäf t skollegen. Es war, als se i e r vo n eine r etwa s andere n Ar t al s all e seine Mitmenschen . Heut e wünscht e er sich ein bißchen, einen wi r klichen Fr e u nd z u h a b e n.
Imm e rhi n kannt e e r Dr . Maso n sei t einige n Jahren ; e r besa ß eine n gut e n R uf al s Arzt , un d außerde m wa r Vincen t inzwische n i n de r Praxi s angelang t un d wurd e auc h gleic h vorgelassen . Entweder m ußte er – nun, das war ein ebensoguter Anf a ng wi e irgendei n anderer.
»Doktor , ic h bi n i n ein e r Bredouille . Entweder m uß ich m i r ein paar Sy m p t o m e ausdenk e n, um zu begründen , waru m ic h eigentlic h be i Ihne n bin; oder ich m uß mi ch e ntschu l dig e n und ausrück e n; oder ich m uß I hn e n tatsächlich erzählen, was mi t mi r nich t i n Ordnun g is t – und dann d e nken Sie möglicherweise , ic h se i ein e neu e Ar t Irrer.«
»V i ncent, zu mi r ko mme n jeden Tag Leu t e, die Sym p t o m e erfinden , u m mi r nich t sage n z u m ü ssen, waru m si e eigentlic h hie r si nd; und ich w e i ß genau, da ß si e sic h nich t trauen , mi r di e tatsächlichen Gründe ih r e s Ko mm e ns zu erzählen. Un d j e den T a g erfinde t eine r ein e Entsc hu l digung und reißt aus. Abe r m ein e Erfahrun g sag t m ir , da ß i c h ei n g r ößere s Honora r kriege n werde , wen n Si e di e dritt e Alternativ e probiere n . Un d ein e neu e Ar t Irr e gib t es nicht.«
»Vielleich t kling t e s ga r nich t s o verrückt , wenn ich es rasch h i ntereinanderw e g e r zähle«, sagte Vincent. »Als ich h e ute m or ge n aufwachte , hatt e ich ei n paa r seh r rätsel h aft e Erlebnisse . Anscheine n d stan d di e Zei t selbs t still , ode r di e ganz e Wel t war i n ein e Ar t Super - Zeitlup e geraten . Da s Wasser wollt e wede r fließe n noc h kochen , un d da s Feuer wollt e da s Esse n nich t hei ß machen . Di e Uhre n – ich dacht e zu e rst , di e Zei t se i gan z steheng e bliebe n – kro c hen im Te m po von ungefähr einer Minute p r o Stunde . Di e Leute , d i e ic h au f de r Straß e sah , kame n mi r wie Tote vor, die i n lebenswahre r Haltung eingefror e n waren . Nu r wen n ic h si e seh r lang e betrachtete , merkt e ich , da ß si e sic h tatsächlic h bewegten . Ic h sa h ei n T a xi , da s langsame r dahink r och al s di e lahmst e Schnecke , und am Steuer saß ein Toter. Ich ging hin, öffn et e di e Tü r un d zo g die Bremse . Nac h einige r Zei t wurd e mi r klar , da ß der Man n ga r nich t to t war . A b e r e r san k nac h vor n und verletzt e sic h dabe i da s Gesich t a m Volant . E s muß ein e voll e Minut e gedauer t h a ben, bis sich sein Kopf um dreißig Zen t i m e t er nach vo r n be we gt hatte, und doch konnte ich nicht verhindern, daß e r har t a m Steuerra d auf s chlug . Ic h t a t no c h ein e Reih e andere r bizarre r Ding e i n eine r Welt , di e mi r im Stehen gestorb e n zu sein schien. Ich ging me ilenweit dur c h die Stadt und saß d a nn stundenlang im Park. Ich ging ins Bü ro und schloß mi r selbst die Tür e n auf , wei l noc h keine r d a war . Ic h e r ledigte ein Arbeitspen s u m , zu d e m ich zwanzig Stund e n gebr a ucht hab e n m uß. Dann nickt e ic h a n meinem Schreibtisc h ein . Ic h wacht e auf , al s ic h di e anderen ko mme n hörte, und es war sechs Minuten vor acht Uh r morgens , a m se lb e n Tage , heute . Ni c ht zwei Stund e n wa ren verg a ng e n, seit ich aufg e s tanden war , un d di e Zei t lie f wiede r normal . Abe r inzwi schen waren Dinge g e scheh e n, d i e sich ni em als in zwe i Stunde n hine i n quetsche n lassen.«
»Ein e Frag e zuvor , Vincent : Habe n Si e tatsächlic h dies e Arbei t erledig t , di e Arbei t vo n vielen Stund e n?«
»Ja . Si e w a r getan , un d z w a r i n diese r Zei t getan. Si e ha t sic h nich t etw a verflüchtigt , al s di e Zeit wiede r norma l wurde.«
»Zweit e Frage : Hatte n Si e sic h Sorge n ge m acht, wei l Si e mi t Ihre r Arbei t i n Rückstan d gerate n wa ren?«
»Ja. Sehr sogar . «
»D a nn g i bt es eine E r klä r ung: S i e gingen g e stern abend zu Be tt. Aber sehr bald st a nd e n Sie in einem somnambule n Zustan d wie d e r auf . E s gib
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