9783944842165
da bloß eingelassen?«
»Du und deine guten Ideen!«
Die beiden Mädchen hörten ein lautes Klackern, als Herr Ommen die Klappe des Anhängers öffnete. Sie brachten das Sattelzeug in den Kofferraum und Pia nahm den Führstrick in die Hand.
»Schaffst du es allein?«, fragte Herr Ommen.
Pia nickte. Es war schließlich nicht das erste Pferd, das sie verladen wollte. Zielstrebig ging sie mit der Stute auf die Rampe zu.
Aber Njala scheute und stieg mit den Vorderbeinen leicht in die Luft. Dann stieß sie ein lautes Schnauben aus, drehte um und rannte zurück in Richtung Stall. Pia wurde ein ganzes Stück hinterhergeschleift. Mit steifen Fingern umklammerte sie das Seil, biss die Zähne zusammen und versuchte gegenzuhalten. Das war natürlich völlig unmöglich bei der Kraft, die von der ausgewachsenen Stute ausging. Pia schlug mit dem Kopf gegen etwas Hartes und hörte noch: »Lass den Strick los!« Pia versuchte die verkrampften Hände auf dieses Kommando hin zu öffnen und spürte einen heißen Schmerz, als das Tau durch ihre Finger glitt. Dann lag sie ruhig auf dem Boden und traute sich nicht, ihre Augen zu öffnen. Der Kopf dröhnte und sie spürte etwas Warmes, das ihr aus der Nase tropfte.
»Hast du dir wehgetan?« Jana kniete neben Pia. Sie zog ein Taschentuch aus der Hose und tupfte an ihrer blutenden Nase herum. Pia schluckte ihre Tränen hinunter. »Ich weiß nicht, im Augenblick schmerzt einfach alles!« Hoffentlich sah sie nicht zu übel aus. Sie fuhr mit der Zunge über ihre Zahnreihen. War alles noch da. Allein diese Tatsache ließ Pia wieder atmen. Sören war nicht verloren. Eine Schreckschraube mit herausgeschlagenen Zähnen wollte er sicher auch nicht.
»Das hätte übel ausgehen können«, sagte Herr Ommen »Öffne deine Augen und bewege mal Arme und Beine.« Pia versuchte es. »Na, großer Hals und nichts dahinter, was?«, geiferte da Ivonnes Stimme über den Hof.
»Um Gottes willen, die fehlt jetzt noch. Ich dachte, sie hätte sich bereits wieder selbst in ihre Villa eingekerkert«, sagte Wulf. Er entfernte sich, um Njala einzufangen.
»War nicht viel mit großem Pferdeverstand, was? Aber immer erst über andere meckern. Braucht ihr etwa einen Krankenwagen?«
Pia setzte sich auf. Sie sah etwas verschwommen und, ehrlich gesagt, war ihr speiübel. »Nein, Ivonne,« sagte sie. »Und die Ursache war nicht mangelnder Pferdeverstand von unserer Seite, sondern das, was du aus dem Pferd gemacht hast.«
»Ihr müsst meine Süße ja nicht nehmen. Vielleicht sollten wir das Ganze abblasen …« Ivonne drehte sich auf dem Absatz um und marschierte mit den Schritten eines Feldwebels ins Haus zurück.
Wulf war mit Njala bereits wieder auf dem Weg zum Anhänger. Ihre Übelkeit legte sich etwas und das Nasenbluten ließ merklich nach.
»Schade, den ersten Kampf hast du bereits verloren. Pia, das wird viel Arbeit werden. Njala hat kein Vertrauen und einen überaus starken Willen.« Herr Ommen runzelte die Stirn. Es wäre schöner gewesen, ein anderes, leichteres Pferd zu haben, aber sie würden es schon schaffen. Pia versuchte aufzustehen.
»Geht es?«, fragte Herr Ommen.
Pia kniff die Zähne zusammen und versuchte den Schwindel zu ignorieren.
»Setz dich doch schon mal ins Auto! Ruh dich eben aus, dann geht es gleich wieder.« Jana öffnete ihr die Wagentür.
Pia setzte sich auf den Rücksitz. Mann, war das peinlich. Da sollte sie ein Pflegepony bekommen und dann das! Ob es den anderen auch passiert wäre? Sie schloss die Augen, damit die anderen die Tränen nicht bemerkten. Das war es ja wohl erst einmal mit dem Traum vom »Ich galoppiere auf Njala und Sören erstarrt vor Ehrfurcht«. Im Augenblick erstarrte sie eher vor Schreck über ihr Unvermögen. Als Wulf mit Njala am Transporter angelangt war, öffnete sie die Augen aber wieder, damit sie alles genau beobachten konnte. Njala versuchte ihr Spiel erneut.
»So geht das nicht«, drang die Stimme von Herrn Ommen durch die offene Tür des Autos. Er holte zwei lange Seile aus dem Hänger. Er befestigte eines links, eines rechts neben der Klappe.
Wulf hatte Njala am Strick, und Jana und Herr Ommen nahmen je ein Ende des Taus in die Hand. Wulf tätschelte Njala den kräftigen Hals und redete leise auf sie ein. Dann folgte sie ihm tatsächlich ein paar Schritte. Herr Ommen und Jana überkreuzten die Seile hinter Njala und übten so auf die Hinterhand einen leichten Druck aus. Wulf hielt Njala ein Stück Apfel hin, mit dem er Njala Stück für Stück
Weitere Kostenlose Bücher