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99 Särge: Roman (German Edition)

99 Särge: Roman (German Edition)

Titel: 99 Särge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xiaolong Qiu
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und der Telefonnummer der Sekretärin, bevor er Dangs Büro verließ.
    Auf dem Volksplatz sah Chen eine Gruppe älterer Leute, die zu lauter Musik aus einem CD -Spieler ihre Übungen machte. Es war ein Lied, das er aus der Zeit der Kulturrevolution kannte. »Generation um Generation werden wir der Taten gedenken, die der Große Vorsitzende Mao für uns vollbracht hat.«
    Es war eines jener »roten Lieder«, die infolge der dramatischen Veränderungen des politischen Klimas in letzter Zeit wieder populär geworden waren. Aber für diese Leute war es vielleicht nur eine Melodie, die sie mit Jugenderinnerungen erfüllte und zu der sie sich voller Elan bewegten.
    Chen nahm sich ein Taxi und fuhr ins Präsidium zurück. Auf einmal fühlte er sich erschöpft.

9
    Es war bereits fünf Minuten nach neun, als Chen endlich zu Hause ankam.
    Die vielen Stunden, die er vor seinem Computer im Büro verbracht hatte, waren wenig ertragreich gewesen. Er fühlte sich ausgelaugt und spürte jeden Muskel in seinem Körper, als wäre eine Grippe im Anzug. Er rieb sich die Augen, doch an Schlaf war nicht zu denken.
    Er öffnete sein Notizbuch an der Stelle, wo er sich zuletzt etwas notiert hatte. Ein Wirrwarr einzelner Punkte, zwischen denen sich keine sinnvolle Verbindungslinie ziehen ließ.
    Über Dang hatte er während des Interviews am Nachmittag nichts Neues erfahren, dennoch wäre es möglich, dass er auf irgendeine Weise in die Sache verstrickt war.
    Was Chen beschäftigte, war nicht die Tatsache, dass Zhou das Foto selbst freigegeben hatte. Die Frage war vielmehr: Wer hatte es aufgenommen, und wie war es zu Zhou gelangt?
    Es gab keine Hinweise darauf, dass jemand es ihm nach der Sitzung geschickt hatte. Jiang hatte nachforschen lassen, und Dang hatte es ebenfalls bestätigt.
    Die andere Möglichkeit war, dass Zhou das Bild von seiner Kamera oder der eines anderen heruntergeladen hatte. Doch Zhous Kamera war ebenfalls überprüft worden.
    Es war also wahrscheinlicher, dass das Bild von der Kamera eines anderen stammte. Aber wer hätte es von dort auf Zhous Computer laden oder ihm eine Kamera oder einen Datenträger geben sollen, von denen er das Bild dann überspielte?
    Die Leute vom Komitee für Wohnungsbauentwicklung. Dangs Büro war gleich nebenan, aber es kamen auch andere aus dem Komitee infrage, einschließlich seiner »kleinen Sekretärin«.
    Chen warf einen Blick auf seine Uhr. Zu den Muskelschmerzen war jetzt noch bohrendes Kopfweh hinzugekommen. Er wählte Weis Nummer.
    »Daran habe ich auch schon gedacht, Chef«, beeilte Wei sich zu bestätigen. »Ich habe mit ihr gesprochen. Sie heißt Fang Fang. Und ich habe mich auch über ihren Hintergrund informiert.«
    Wei hatte eine lange Geschichte zu erzählen. Chen hörte das Rascheln von Papier, wenn Wei gelegentlich seine Unterlagen konsultierte.
    Fang arbeitete seit etwa zwei Jahren für Zhou. Im Unterschied zum üblichen Klischee einer »kleinen Sekretärin« war sie bereits Mitte dreißig und zu mager, um attraktiv genannt zu werden. Ein Mann in Zhous Position hätte sich leicht eine hübschere, jüngere Sekretärin suchen können. Dennoch hatte er alles getan, um ihr diesen sicheren und gutbezahlten Posten zukommen zu lassen, für den es mehr als hundert Bewerberinnen gegeben hatte, wohl nicht zuletzt deshalb, weil man dort Zugriff auf sogenannte »graue Gelder« hatte. Zhou hatte seine Wahl damit begründet, dass Fang drei Jahre in England studiert hatte, einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften besaß und gut Englisch sprach, was in der internationalen Metropole Shanghai besonders wichtig war. Fang war entsprechend dankbar für den Arbeitsplatz, zumal sie in England keine Stelle gefunden hatte und nach ihrer Rückkehr über ein Jahr lang arbeitslos gewesen war. In der Wohnungsbaubehörde war sie zuständig für alle Bürotätigkeiten, einschließlich der Pressearbeit. Da Zhou in diesem Fall das Material selbst begutachtet hatte, bevor er es an sie weitergab, hatte sie sich nicht weiter um den Inhalt oder das Foto gekümmert. Das sei Teil ihrer täglichen Routine, erklärte sie, und ihr Chef rauche fast immer diese Zigarettenmarke. Was die Korruptionsvorwürfe angehe, so habe sie von nichts gewusst, da Zhou seine Projekte oder Entscheidungen nicht mit ihr besprach. Bislang hatten Jiang und sein Team sie nicht in den Kreis der Verdächtigen einbezogen, sie jedoch gedrängt, mehr über ihren Chef preiszugeben.
    »Den Montagabend hat Fang zu Hause bei ihren Eltern

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